(„Heads Together“ directed by Marieke Blaauw, Joris Oprins, Job Roggeveen, 2016)
Wesley, Sef und Marjory sind beste Freunde, auch wenn sie zunächst wenig gemeinsam haben. Wesley ist handwerklich geschickt und begeisterter Fußballspieler. Sef träumt davon, eine Musikerkarriere zu machen. Und Marjory ist ein Mädchen. Zumindest war sie das, bis die drei ihr begegnen: eine Waschmaschine. Oder das, was sie für eine Waschmaschine halten. Stecken sie jedoch ihren Kopf hinein, verschwindet dieser plötzlich. Das ist ein ganz lustiges Spiel, bei dem man eine Menge Spaß haben kann! Bis zu dem Moment, wo sie dabei die Köpfe tauschen. Nun wissen sie plötzlich, was es heißt in der Haut des anderen zu stecken. Und im falschen Geschlecht.
Aus den Niederlanden kommt ja so gut wie nie etwas nach Deutschland. Was sehr schade ist, denn unser unbekannter Nachbar pflegt offensichtlich einen ganz eigenen Humor wie die Kinofilme von Alex Van Warmerdam (Schneider vs. Bax, Borgman) beweisen. Und auch Heads Together, das auf Niederländisch „Kopf hoch!“ heißt, zeigt ebenso unerwartete wie willkommene Ideen, um das Publikum zum Lachen zu bringen.
Simpler und spielerischer Eigensinn
Zu verantworten hat den rund 20-minütigen Kurzfilm das Animationsstudio Job, Joris & Marieke – kurz für Job Roggeveen, Joris Oprins und Marieke Blaauw –, die an mehreren Musikvideos, Serien oder eben auch Kurzfilmen gearbeitet haben. Einer davon, A Single Life, war 2015 sogar für einen Oscar als bester Animationsfilm nominiert. Wer diesen gesehen hat, erkennt auch bei Heads Together die visuelle Handschrift der drei. Wohl auch weil ihnen die finanziellen Mittel fehlten, versuchten sie hier gar nicht, die Welt da draußen fotorealistisch abzubilden. Stattdessen sehen die Figuren aus wie überdimensionale Spielepöppel mit mächtigen Körpern und dünnen Extremitäten. Sekundäre Geschlechtsmerkmale sind winzig ausgeprägt, Nasen fehlen gleich ganz.
Auch sonst ist das alles schlicht: Die Büsche sind der Einfachheit halber große Kugeln, in den Wohnungen fehlen Gegenstände, die Straßen sind völlig leer. Was oft ein Manko bei Animationsfilmen ist, wird hier durch die Designentscheidungen aber in eine Stärke gewandelt. Die Welt von Heads Together wirkt wie ein großes Puppenhaus, in dem nur wenig real ist, man ungestört von Wahrscheinlichkeiten und Naturgesetzen der Fantasie freien Lauf lassen kann. Dazu gibt es dann eine ebenfalls minimalistische Musik, die eigentlich nicht mehr als die Abfolge einiger weniger Töne ist.
Skurril, surreal, spaßig
Die audiovisuelle Umsetzung mag etwas gewöhnungsbedürftig sein, passt aber wunderbar zu der ungemein skurrilen Geschichte. Es braucht eine Weile, bis Heads Together bei seinem eigentlichen Thema ankommt, da zunächst einmal die Protagonisten und deren Vorgeschichten vorgestellt werden wollen. Dafür wird es dann später umso komischer, wenn sich die drei das Leben der anderen teilen müssen und dabei unter allen Umständen zu verhindern versuchen, dass jemand von dem partiellen Körpertausch erfährt. Ein bisschen regt das zum Nachdenken an, ein bisschen warmherzig wird es bei den Niederländern auch. Zudem gibt es wieder diesen surrealen Einschlag, den sich deutsche Kollegen nie trauen würden. Wer etwas eigenwillige Animationsfilme zu schätzen weiß und Anfang Mai in Stuttgart sein sollte, sollte sich deshalb unbedingt diesen Geheimtipp auf dem Internationalen Trickfilm Festival anschauen, wo Heads Together im Rahmen des Kurzfilmwettbewerbs gezeigt wird.
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