Beliebt sind Animationsfilme in Deutschland ja durchaus. Das zeigt der Blick auf die Jahrescharts 2016, wo die Top 3 fest in Animationshand ist: Zoomania, Pets und Findet Dorie tummeln sich dort, mit einigen Hunderttausend Besuchern Abstand zu Platz 4. Doch so erfreulich es auch ist, wenn das deutsche Publikum die Leistungen der vielen Künstler würdigt, zeigt es doch auch ein Problem: Alle drei Filme stammen aus den USA, alle drei sind computeranimiert, alle drei familienfreundliche Komödien, alle drei haben sprechende Tiere als Protagonisten. Kein Wunder also, wenn viele ein sehr eingeschränktes Bild davon haben, wie so ein Animationsfilm auszusehen hat.
Seit 1982 schon arbeiten die Veranstalter des Internationalen Trickfilm Festivals in Stuttgart daran, diesen Horizont zu erweitern, indem sie die ganze Bandbreite des Animationsfilms aufzeigen. Das ist bei der 24. Ausgabe, die vom 2. bis 7. Mai 2017 stattfindet, nicht anders. In mehrere Kategorien aufgeteilt gibt es dann wieder Gelegenheit, unzählige große wie kleine Beispiele der Animationskunst zu sehen, in allen Formen und Farben, aus aller Herren Länder.
Alte Bekannte und aufregende Neuentdeckungen
Einige davon wird der eine oder andere schon kennen oder bald kennen: So ist Allegro non troppo aus dem Jahr 1976 zu sehen, der musikalische Episodenklassiker des italienischen Altmeisters Bruno Bozzetto. Die europäische Co-Produktion Überflieger über einen Spatz, der gerne ein Storch wäre, startet im Mai regulär in den Kinos. Das japanische Kriegsdrama In This Corner of the World soll im Laufe des Jahres noch einmal offiziell den Weg in die hiesigen Kinos finden. Besonders viel Aufmerksamkeit haben deshalb die vielen Filme verdient, für die sich bislang noch kein deutscher Verleih gefunden hat. Besonders empfehlen können wir hier die preisgekrönte spanische (Alp-)Traumreise Psychonauts, the Forgotten Children und die britische Produktion Ethel & Ernest: ein warmherziges Zeit- wie Paar-Porträt nach Raymond Biggs (Wenn der Wind weht).
Fest zu ITFS gehört aber auch immer das umfangreiche Kurzfilmsortiment, das teils im Wettbewerb, teils als reines Rahmenprogramm zeigt, was aufstrebende Animationskünstler aus aller Welt so auf die Beine stellen. Beispielsweise haben Besucher die Möglichkeit, sämtliche 2017-Nominierungen für einen Oscar als besten animierten Kurzfilm zu sehen (Piper, Blind Vaysha, Borrowed Time, Pearl, Pear Cider and Cigarettes). Preisverdächtig sind aber auch die niederländische Sci-Fi-Komödie Heads Together und das wilde Stilexperiment Johnno’s Dead aus Großbritannien. Abgerundet wird das pralle Filmangebot wie immer durch Workshops, Blicke hinter die Kulissen und die obligatorische GameZone, bei der die Besucher ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen können. Mehr Infos und das Programm unter www.itfs.de.
Unsere Rezensionen des Festivals auf einen Blick
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