Jagdfieber
© Sony Pictures

(„Jagdfieber“ directed by Jill Culton, Roger Allers and Anthony Stacchi, 2006)

JagdfieberFür einen Grizzly führt Boog schon ein echt angenehmes Leben. Er muss nicht mühsam nach Nahrung jagen oder sich Sorgen machen, wo er bei Unwettern unterkommt. Denn beides übernimmt die Wildhüterin Beth für ihn. Bei ihr in dem beschaulichen Bergstädtchen Timberline lebt er, muss für seinen Unterhalt nur hin und wieder kleine Kunststückchen vor Publikum aufführen. Doch all das soll sich ändern, als er dummerweise den Hirsch Elliot vor einem Jäger rettet. In dem hat er dann zwar einen treuen Freund gefunden. Aber auch jemanden, der so gar nicht für ein Leben in der Stadt gemacht ist. Nach einem kleinen Malheur der beiden lautet die Strafe dann auch Verbannung in die Wildnis. Vor allem für den so gar nicht selbständigen Boog ist das ein großes Problem. Und dann nähert sich auch noch die Jagdsaison mit großen Schritten.

Wie das so ist: Wenn jemand mit etwas großen Erfolg hat, dann folgen nicht lange Zeit später andere, die diesen Erfolg irgendwie für sich selbst haben wollen. Anfang der 2000er war Zeichentrick ein alter Hut, dafür liefen computergenerierte Animationsfilme wie Shrek oder Die Monster AG wie blöde. Das müssen wir doch auch irgendwie schaffen, dachte man sich bei Sony Pictures. Anstatt wie geplant die eigene Spezialeffekteabteilung zu verkaufen, wurde sie deshalb in ein Animationsstudio namens Sony Pictures Animation umgewandelt. Es dauerte anschließend zwar noch einige Jahre, bis mit Jagdfieber auch der erste fertige Film stand. Finanziell hatte sich der Einstieg aber gelohnt: Knapp 200 Millionen Dollar spielte das Debüt ein, das später mit mehreren Direct-to-Video-Filmen fortgesetzt wurde.

Lustige Figuren vor simplen Hintergründen
Warum ausgerechnet aus diesem Film ein Franchise wurde, ist jedoch mit mehr als zehn Jahren Abstand kaum noch zu verstehen. Gut möglich, dass seinerzeit die Optik noch State of the Art war. Davon ist heute aber nichts mehr zu sehen. Am besten sind noch die Figuren gelungen, die mit ihren Fellpartien, ihren ausdrucksstarken Mimiken, vor allem aber durch diverse lustige Designs positiv auffallen. Vom Hintergrund lässt sich das aber kaum behaupten. Der ist simpel und grob modelliert. Das mag in der Stadt noch durchgehen, wo ohnehin viel mit Ecken und Kanten gearbeitet wird. Sobald es aber raus in die Natur geht, ist das schon recht hässlich. Und das ist ein Problem, wenn es hier um den Hauptschauplatz des Films geht.

Nun ist Optik nicht alles bei einem Animationsfilm. Toy Story beispielsweise ist rein visuell ebenfalls inzwischen nahe an der Zumutung, überzeugt aber durch seine Figuren und die charmante Geschichte. Beides war aber schon 2006 bei Jagdfieber nicht wirklich prickelnd. Eigentlich beschränkt sich der Film darauf, längst abgegraste Pfade noch einmal abzulaufen, als gäbe es nichts Natürlicheres auf der Welt. Oder etwas anderes. Da gibt es ein bisschen Culture Clash zwischen Stadt und Natur, zwei ungleiche Helden, die sich erst noch zusammenraufen müssen. Das ist sicher kompetent von dem Regietrio Jill Culton, Roger Allers (Der König der Löwen, The Prophet) und Anthony Stacchi (Die Boxtrolls) umgesetzt. Aber wenn der Inhalt so altbacken ist wie hier, dann ändert das nur noch wenig.

Tierischer Humor aus der Konserve
Wenn immerhin der Humor stimmen würde. Aber auch da gab man sich mit wenig zufrieden. Witzig ist ein Missverständnis relativ früh beim Film, wenn ein Auftritt von Boog etwas anders erscheint, als er es in Wahrheit ist. Und auch zum Schluss, wenn sich mehrere Tiere zusammenrotten, um den fiesen Jägern den Kampf anzusagen, wird es schön absurd. Dazwischen wartet aber viel Leerlauf. Nicht nur, dass der Film ewig braucht, um endlich mal in Fahrt zu kommen, diverse Gags werden einfach zu oft wiederholt. Und waren schon beim ersten Mal nicht wirklich komisch. Trotz des an und für sich hohen Tempos mit viel Slapstick kommen einem die 90 Minuten auf diese Weise hier länger vor, als sie es sollten.



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Das Debüt von Sony Pictures Animation mag seinerzeit noch funktioniert haben, ist inzwischen aber kaum noch zu empfehlen. Die Optik ist überholt, die simple Geschichte und die repetitiven Gags waren 2006 schon nicht wirklich das Gelbe vom Ei.
4
von 10