(„Lupin III: Bye Bye Lady Liberty – Kiki Ippatsu!?“ directed by Osamu Dezaki, 1989)
Auch für den besten Dieb der Welt ist irgendwann der Zeitpunkt gekommen, an dem er seine Dietriche an den Nagel hängen muss. Für Lupin III war es so weit, als die Polizei einen Supercomputer entwickelt, der jeden seiner Schritte vorhersagen kann. Ein einziges Mal will der Frührentner dann aber doch noch zuschlagen: Zusammen mit seinem ehemaligen Weggefährten Jingen schickt er sich an, einen riesigen Diamanten mit dem Spitznamen „Superei“ zu ergaunern. Und die beiden wissen auch schon, wo dieser sich aufhalten soll, irgendwo in der Freiheitsstatue. Dummerweise sind aber auch andere Schurken auf dem Laufenden und halten das Duo ganz schön auf Trab. Und dann wäre da noch dieser seltsame Junge, der unbedingt Lupin beauftragen will.
Ende der 80er hatte die Auswahl an Umsetzungen von Monkey Punchs Mangareihe schon einen recht beachtlichen Umfang angenommen. Es gab zwei Serien (Lupin III – Serie 1), einen Realfilm (Strange Psychokinetic Strategy), drei Animekinofilme sowie die Direct-to-Video-Produktion The Fuma Conspiracy. Zum Dauerphänomen wurden die Abenteuer des Meisterdiebs aber erst ab 1989, als das erste TV-Special produziert wurde. Denn das markierte den Anfang einer langjährigen Tradition: Jedes Jahr folgte in schöner Regelmäßigkeit ein neues Special, bis 2013 kamen so 24 Teile zusammen.
Trotz TV-Umfeld eine solide Optik
Bye Bye Lady Liberty ist als erster Teil dieser Reihe sicher eines der bekannteren Specials. Dass man sich hier ganz wacker schlug, dürfte dabei aber auch nicht geschadet haben. Sicher, mit der visuellen Pracht der Kinofilme kann es das Special nicht aufnehmen. Und selbst The Fuma Conspiracy war insgesamt die schöner präsentierte Geschichte. Für einen Fernsehfilm ist es aber mehr als ordentlich, was Regieveteran Osamu Dezaki und das Standardstudio Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Detektiv Conan – 1. Film: Der tickende Wolkenkratzer) da abgeliefert haben. Die Hintergründe sind abwechslungsreich, es gibt gewohnt witzig gestaltete Figuren, dazu noch den einen oder anderen netten Effekt – beispielsweise Spiegelungen oder Wetterauswirkungen.
Inhaltlich gibt man sich bei Bye Bye Lady Liberty ohnehin keine Blöße. Denn die Jagd nach dem Diamanten ist – je nach Sichtweise – sehr klassisch bzw. sehr risikoarm. Ein großer Schatz, eine geheime Organisation, Verfolgungsjagden, hier ist alles dabei, was man von Lupin III erwarten kann. Die üblichen Verdächtigen sind ohnehin dabei: Zenigata macht Jagd auf Lupin, Goemon macht einen auf seriösen Krieger, Fujiko macht, was sie will. Sprich Schätze sammeln. Anders als beim zuvor produzierten Film um die bösen Fumas darf es hier aber wieder schön absurd werden, ohne es gleich wieder à la The Mystery of Mamo zu übertreiben und in völlig abgehobene Science-Fiction-Sphären abzuheben.
Bewährt, aber ohne das gewisse Etwas
Lohnt sich der Film dann? Jein. Das erste Special macht eigentlich nichts wirklich verkehrt, erfreut mit der bekannten Mischung aus Action, Heist und Humor. Und zumindest die Computersequenzen sind so sehr ein Kind der späten 80er, dass nostalgiebegabten Zuschauern das Herz übergeht. Aber es fehlt das Element, um Bye Bye Lady Liberty aus der großen Masse an Lupin-Werken hervorstechen zu lassen. Aus historischen Gründen darf man den Film klar in seine Sammlung aufnehmen. Große Fans werden mit der gut gelaunten Schatzsuche ohnehin ihren Spaß haben. Die hohen Preise, die man teilweise für den US-Import bezahlen muss – eine deutsche Fassung gibt es wie fast immer nicht –, die ist der Anime dann aber doch nicht wert.
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