Lupin III Gold of Babylon

Lupin III – Legend of the Gold of Babylon

(„Lupin III: Babiron no Ōgon Densetsu“ directed by Seijun Suzuki, Shigetsugu Yoshida, 1985)

Lupin III Gold of BabylonDie Legende um den Turmbau zu Babel kennt jedes Kind. Für Lupin III, Nachkomme des großen französischen Meisterdiebs Arsène Lupin, ist jene um die reichen Goldschätze jedoch sehr viel interessanter. Und eben diesen scheint er ein gutes Stück näherzukommen, als in New York lauter alte Steintafeln auftauchen, die von dort kommen sollen. Aber weshalb befinden die sich in Amerika? Und was genau bedeuten diese? Während Lupin und seine üblichen Mitstreiter Goemon und Jigen den Hinweisen nachgehen und Hilfe von einer mysteriösen alten Frau namens Rosetta erhalten, droht von anderer Seite aus Ärger. Nicht nur, dass andere Verbrecher Jagd auf Lupin und den Schatz machen, auch der unermüdliche Inspektor Zenigata ist ihm dicht auf den Fersen. Und dieses Mal hat er dabei tatkräftige, sehr weibliche Unterstützung.

Bei den Dutzenden TV-Specials, Serien und Filmen, die im Laufe der letzten Jahrzehnte rund um Lupin III erschienen sind, ist es selbst für Fans nicht leicht, den Überblick zu behalten. Legend of the Gold of Babylon ist eine dieser Produktionen, die ganz gern mal vergessen wird. Und das obwohl es sich hierbei um eine der wenigen Animefassungen fürs Kino handelt. Genauer war es der nach The Mystery of Mamo und Das Schloss von Cagliostro dritte Anime-Spielfilm für die großen Lichthäuser Japans. Nun bedeutet groß aber nicht zwangsweise besser. Tatsächlich gilt die Suche nach dem Goldschatz als eines der schwächeren Lupin-Abenteuer.

Ein Schwerenöter mit Prinzipien
Gewöhnungsbedürftig dürfte für viele sein, dass Lupin hier nicht der vornehme Gentleman Thief ist, der er in vielen anderen Adaptionen ist. Stattdessen orientierte man sich hier stärker an dem Original-Manga von Monkey Punch. Ähnlich zu dem obskuren real-Kinofilm Strange Psychokinetic Strategy oder auch Teilen der ersten Serie ist der Dieb hier ein Schwerenöter, der bei dem Anblick einer hübschen Frau schon mal die Fassung verliert. Oder auch die Hose. Außer es handelt sich dabei um die nicht minder lüsterne Rosetta, die sich unentwegt an den jungen Verbrecher heranmacht – zu dessen Missfallen, versteht sich.

Die sexuelle Nötigung der seltsamen, ständig betrunkenen Greisin ist einer von mehreren Running Gags, die Legend of the Gold of Babylon prägen. Allgemein ist der Film einer der humorvolleren Interpretationen des Dauerbrenners. Manche der Einfälle machen tatsächlich Spaß, oft wird es aber auch etwas übertrieben albern. Schön absurd ist beispielsweise, dass Zenigata dieses Mal von lauter Kolleginnen begleitet wird, die zuvor an einem Schönheitswettbewerb von Interpol teilgenommen haben. Und sie sehen auch aus, als würden sie sonst eher in Badeanzügen umherlaufen als in einer Polizeiuniform. Geschossen wird natürlich trotzdem eine Menge. Ähnliche bizarre bzw. düstere Einlagen wie bei The Mystery of Mamo sollte aber niemand erhoffen.

Von allem ein bisschen was
Was die beiden Filme eint, ist ein später sehr befremdlicher Ausflug ins Science-Fiction-Genre. Unter anderem. Eigentlich gibt es in Legend of the Gold of Babylon mal wieder von allem ein bisschen. Es gibt klassische Heist-Momente, wie es sich für einen Dieb gehört. Abenteuersequenzen, wenn Lupin und Konsorten die alte Zivilisation von Babylon erforschen. Verfolgungsjagden dürfen ohnehin nicht fehlen. Das ist wie so oft etwas sehr zusammengewürfelt. Immerhin hat man aber den Eindruck wirklich eine fortlaufende Geschichte zu sehen – was man nicht von allen Adaptionen behaupten kann.

Optisch ist der Anime sowieso aus einem Guss. Wirkliche Höhepunkte hat das Animationsstudio Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Detektiv Conan – 1. Film: Der tickende Wolkenkratzer) diesmal nicht auf Lager. Größere Schwachpunkte aber ebenfalls nicht. Insgesamt ist der Film recht mittelprächtig, macht wenig falsch, aber auch wenig wirklich gut. Dass er nicht auf Deutsch erschienen ist, ist daher kein Beinbruch. Wer ihn dennoch unbedingt für seine Sammlung möchte, muss diesmal auf einen Import aus Frankreich bzw. Italien zurückgreifen. Im englischsprachigen Raum erschien lediglich eine VHS-Version. Eine US-DVD war zwar mal angedacht, ist derzeit aber nicht angekündigt.



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„Legend of the Gold of Babylon“ ist eine der humorvolleren Varianten von Lupin III, reichert die Mischung aus Abenteuer, Heist und Science Fiction mit albernen, mal mehr, mal weniger gelungenen Gags an. Insgesamt ist der Film nicht mehr als Durchschnitt. Selbst Fans können aufgrund fehlender Besonderheiten tendenziell eher darauf verzichten.
5
von 10