(„Lupin III: Fūma Ichizoku no Inbō“ directed by Masayuki Ōzeki, 1987)
Es hätte der schönste Tag im Leben von Goemon werden sollen, schließlich durfte er die schöne Murasaki zur Frau nehmen. Das junge Glück wird jedoch empfindlich gestört, als eine Gruppe Ninjas angreift und eine wertvolle Urne aus dem Famileinbesitz stehlen will. Der Versuch schlägt fehl, dafür nehmen die Unbekannten Murasaki als Geisel. Die Forderung: Wenn Goemon ihnen die Urne bringt, bekommt er im Gegenzug seine Braut zurück. Lupin III und die anderen wollen dabei nicht tatenlos zusehen, umso mehr als sie von den Gerüchten eines großen Schatzes erfahren, die mit der Urne zusammenhängen. Und noch einer mischt sich in die Geschichte ein: Inspektor Zenigata. Der war inzwischen eigentlich in Rente gegangen. Als er jedoch erfährt, dass sein totgeglaubter alter Gegenspieler Lupin wieder aufgetaucht hast, sieht er seine Chance, sein Lebenswerk doch noch zu beenden.
Was ein echter Held ist, der bringt auch echtes Geld nach Hause – zumindest denjenigen, die die Rechte an ihm haben. Monkey Punch zum Beispiel. Dessen Manga über den Meisterdieb Lupin III hatte 1987 bereits zwanzig Jahre auf dem Buckel, war zwischenzeitlich als Fernsehserie (Lupin III – Serie 1), als Realfilm (Strange Psychokinetic Strategy) und als Animefilm (The Mystery of Mamo) umgesetzt. Aber es gab ja noch eine weitere potenzielle Einnahmequelle: der Video-Markt. Der erfreute sich damals in Japan noch großer Beliebtheit, viele Filme und Serien wurden nur für ihn produziert. Auch The Fuma Conspiracy war hierfür gedacht, wurde dann aber doch zuerst im Kino gezeigt. Und wer es nicht besser wusste, er hätte die alternative Herangehensweise wohl kaum bemerkt.
Schöne Bilder, irre Verfolgungsjagden
Zumindest optisch gibt sich der Film keine Blöße. Während aus Budgetgründen Lupins Sprecher ausgetauscht wurde und aus der Stammkomponist Yuji Ohno nirgends zu hören ist, kann man über das Gezeigte kaum meckern. Das Traditionsstudio Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Detektiv Conan – 1. Film: Der tickende Wolkenkratzer), das auch alle anderen Adaptionen des Mangas übernommen hat, hat eine Reihe sehr sehenswerter Hintergründe auf die Leinwand gezaubert. Anstatt den kruden Science-Fiction-Pfaden des letzten Films Legend of the Gold of Babylon zu folgen, spielt fast die gesamte Geschichte in einer abgelegenen Gegend Japans. Das bedeutet viel Natur, alte Tempel, eine Kleinstadt, später eine unheimliche Höhle. Und sie alle sind sehr ansprechend geworden. Vor allem aber die zahlreichen Verfolgungsjagden machen eine Menge her, sind rasant und gut animiert.
Am meisten Spaß macht The Fuma Conspiracy dann auch während seiner Actionmomente. Dass die gerne mal ein wenig over the top sein dürfen, das haben die vorherigen Adaption bewiesen. Und dem steht auch die Direct-to-Video-Produktion in nichts nach. Humor wird allgemein nach wie vor groß geschrieben. Wenn Lupin und die anderen die Angehörigen des Fuma-Clans foppen zum Beispiel. Es gibt schöne kleine Reibereien innerhalb der Diebsgruppe. Und dann wäre da ja noch Zenigata, der hier zwar ungewohnt alt dargestellt wird, aber selbst als Rentner über sich hinauswächst, wenn es um seinen Erzfeind geht – zur Freude des Publikums.
Weniger düster als die Vorgänger, aber doch unterhaltsam
Die düsteren Tendenzen, die vorherige Animes gezeigt haben, sind hier völlig verschwunden. Vielmehr orientiert sich The Fuma Conspiracy an Hayao Miyazakis familienfreundlicherem Klassiker Das Schloss von Cagliostro – für viele der Höhepunkt der Reihe. An diesen reicht die Schatzsuche hier nicht heran. So schön es ist, nach diversen völlig überzogenen Geschichten hier wieder etwas geerdeter vorzugehen und ein traditionelles Abenteuer zu zeigen, ganz so weit in die andere Richtung hätte man dann doch nicht gehen müssen. Der Film besteht aus lauter beliebten Elementen, ohne diesen einen eigenen Stempel aufzudrücken. Das mag auch an der kurzen Laufzeit liegen, die nur rund 70 Minuten beträgt. Denn da bleibt nicht viel Zeit, um der Handlung wirklich etwas mit auf den Weg zu geben. Aber auch wenn der Anime inhaltlich nicht viel hergibt, so gehört er sicher zu den besseren und unterhaltsameren Teilen der Endlosreihe. Importfreunde dürfen also zugreifen, müssen bei der nur noch antiquarisch erhältlichen US-Variante jedoch einiges auf den Tisch legen. Sehr viel günstiger ist die Frankreich-Version, die unter dem Titel Edgar de la cambriole sowohl diesen Film wie auch Legend of the Gold of Babylon für wenig Geld enthält.
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