Office for Monument Construction

Office for Monument Construction

(„Biuro budowy pomnika“ directed by Karolina Breguła, 2016)

Office for Monument Construction
„Office for Monument Construction“ läuft im Rahmen des polnischen Filmfestes FilmPolska (3. bis 10 Mai 2017)

Normalerweise bietet es sich ja immer an, einen Film dadurch vorzustellen, indem man ein bisschen was über die Handlung sagt. Bei Office for Monument Construction funktioniert das jedoch nicht. Nicht weil hier nichts passieren würde. Es passiert sogar ständig etwas, es gibt kaum einen Moment in dem etwa 70 Minuten dauernden Streifen, in dem nicht irgendeine Person durchs Bild läuft und etwas tut. Nur ist es als Außenstehender nahezu unmöglich, diesen Handlungen einen Sinn abzuringen, sofern man nicht vorher die Beschreibung gelesen hat.

Natürlich kann man dies tun. Zugänglicher macht es das Werk von Regisseurin und Drehbuchautorin Karolina Breguła sicherlich. Aber nicht besser. Eigentlich entfaltet sich die Wirkung von Office for Monument Construction genau dadurch, dass es irgendwie rätselhaft ist, was die Leute da tun. Manches davon bleibt auch auf den zweiten Blick unverständlich: Wenn beispielsweise ein Mann im Regen ein Buch liest und dabei nach jeder Seite diese Seite ausreißt, dann ist der Sprung zu den gut gelaunten Surrealitäten von Quentin Dupieux (Wrong, Reality) nicht weit.

Ein Lachen, das in Trauer übergeht
Und klar könnte man auch bei dem polnischen Verwandten lachen. Über die ältere Dame, die sich unter der Rezeption versteckt und Zähne sammelt. Oder auch über den Herrn, der regelmäßig versucht, ein Busticket zu bekommen, dabei aber jedes Mal leer ausgeht. Doch je weiter der Film voranschreitet, umso mehr bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Umso mehr weicht es Beklemmung, später auch Trauer.

Melancholisch ist Office for Monument Construction eigentlich von Anfang an. Außer den wenigen Protagonisten, die sich in dem Gebäudekomplex aufhalten, scheint der Ort von der Welt vergessen zu sein. Draußen fahren zwar ständig Autos vorbei. Aber keines hält an. Schon lange nicht mehr, so der Eindruck. Dieses ständige Hintergrundrauschen vermischt sich mit dem ebenso ständigen Regen, gelegentlichen Wortfetzen. Und Stille. Sie alle versuchen die Stille zu durchdringen. Sie alle müssen scheitern, während um sie herum alles zerfällt.

Späte bittere Erkenntnis
Es ist ein bitteres Bild, das Breguła da entwirft, von Menschen, die ihren Halt in Ritualen suchen. Die sich an etwas klammern, was langsam verschwindet oder längst verschwunden ist. Die Parallelen zur Gesellschaft und fragwürdigen politischen Entwicklungen liegen auf der Hand. Angesprochen werden sie jedoch nicht. Erst auf den letzten Metern lichtet sich langsam der Nebel, das seltsame Treiben vergessener Kleinstädter bekommt durch außen Struktur. Die meisten Zuschauer dürften zu dem Zeitpunkt aber schon längst selbst verschwunden sein, denn einfach macht es einem Office for Monument Construction ganz sicher nicht. Ein paar mehr Hinweise wären schon recht hilfreich gewesen, um der befremdeten Faszination noch ein bisschen Antrieb zu geben. Wer für filmische Experimente aufgeschlossen ist, in denen sich Ratio und Gefühle erst erarbeitet werden müssen, kann sich dennoch auf das Wagnis einlassen. Stoff zum Nachdenken gibt einem die Filmemacherin einigen. Eine reguläre Möglichkeit zur Sichtung wird es auf absehbare Zeit hierzulande nicht geben, der englischsprachige Film ist aber im Rahmen des polnischen Filmfests FilmPolska Anfang Mai 2017 in Berlin zu sehen.



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Die Orte sind verlassen bis verfallen, die Stimmung ist surreal-melancholisch, die Menschen gehen einer nicht erkennbaren Tätigkeit nach. Worum es in „Office for Monument Construction“ geht, das wird (zu) lange nicht klar, von dem experimentellen Drama geht aber auch deshalb eine ganz eigene Faszination aus.
6
von 10