Piper

(„Piper“ directed by Alan Barillaro, 2016)

PiperEs ist eine ebenso lange wie schöne Tradition: Jeder Kinofilm von den Pixar Studios wird ein kleiner Kurzfilm vorangestellt. Das ist schön für die Zuschauer, weil sie hier neben dem Hauptfilm noch ein kleines bisschen extra geboten bekommen. Die Mitarbeiter des Animationsstudios wiederum bekommen die Gelegenheit, für sich ein bisschen zu experimentieren und sich einem großen Publikum vorzustellen, ohne sich Gedanken um Einspielergebnisse machen zu müssen.

Der aktuellste Beitrag dieser langjährigen Tradition lautet Piper und war letztes Jahr als Vorfilm zu Findet Dorie zu sehen. Einen inhaltlichen Zusammenhang mit dem Blockbuster gibt es da wie immer nicht, zumindest aber spielt in beiden das Meer eine große Rolle. Dieses Mal dreht sich alles um einen kleinen Strandläufer, der so seine liebe Not hat, bei den Wassermassen zu bestehen. Vor allem die erste Begegnung mit dem Meer fällt so traumatisch aus, dass er in Folge das Wasser fürchtet. So wie er eigentlich alles fürchtet, was damit zusammenhängt – besonders die seltsamen kleinen Krabben. Aber mit der Zeit lernt der Piepmatz, mit der ungewohnten Situation umzugehen. Und dass es sich lohnt, seine Ängste zu überwinden.

Technisch brillant, inhaltlich nett
Das ist natürlich eine schöne kleine Lebensweisheit, die dem jungen Publikum mitgegeben wird: Erfreue dich an der Welt da draußen und hab keine Angst! Aber es ist auch nicht mehr als eine nette und süße Banalität für zwischendurch. Für erwachsene Augen ist Piper dennoch einen Blick wert, denn der sechs Minuten lange Mini ist visuell eine Wucht. Dass die meist eher mit stilisierten Welten arbeitenden Amerikaner es manchmal gern auch fotorealistisch mögen, das zeigten sie unter anderem in Arlo & Spot. Dem steht der Ausdruck an den Strand in nichts nach. So detailliert ist das hier, dass man die Sandkörner praktisch einzeln zählen kann, das Gefieder des Vogels ist ebenfalls eine unglaubliche Demonstration technischen Könnens – egal ob er sich gerade im Sand wühlt oder aufgrund einer ungeplanten Wasserbegegnung klatschnass ist.

Dass Regisseur und Drehbuchautor Alan Barillaro im Februar nach drei Jahren Arbeit an dem Winzling einen Oscar für den besten animierten Kurzfilm erhielt, ist nicht wirklich verwunderlich. Denn als Demonstration technischer Möglichkeiten eignet sich Piper hervorragend. Wer von einem Pixar-Werk jedoch mehr erwartet, vergleichbar zu den generationenübergreifenden Hauptfilmen, der könnte angesichts des genügsamen Inhalts jedoch ein klein wenig enttäuscht sein. Der Ausflug des Strandläufers ist zwar mit Humor verbunden. Es ist jedoch einer, der eher zu Herzen geht, anstatt wirklich die Lachmuskeln zu strapazieren. Und der am Ende in erster Linie mit der Verpackung beschäftigt ist.



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Rein technisch gesehen ist der Pixar-Kurzfilm „Piper“ überragend, der Detailreichtum ist so groß, dass man schon gar nicht mehr sieht, dass das hier aus dem Computer kommt. Inhaltlich ist der Alltag eines Strandläufers jedoch recht genügsam, ein kleiner Wohlfühlhappen für ein junges Publikum.
6
von 10