The Birth of a Nation
© 20th Century Fox

The Birth of a Nation – Aufstand zur Freiheit

(„The Birth of a Nation“ directed by Nate Parker, 2016)

The Birth of a Nation
„The Birth of a Nation – Aufstand zur Freiheit“ läuft ab 13. April 2017 im Kino

Schon als Kind war Nat Turner überaus begabt. Mit ein bisschen Zuwendung und Arbeit ließe sich ihm bestimmt eine Menge beibringen. Vielleicht sogar das Lesen. Und das ist eine Menge für einen Negerjungen in den Südstaaten des frühen 19. Jahrhunderts. Als Erwachsener ist Nat (Nate Parker) auch tatsächlich ungewöhnlich belesen, genießt bei seinem Herren Samuel Turner (Armie Hammer) diverse Privilegien. Er schafft es sogar, diesen zu überreden, die misshandelte Sklavin Cherry (Aja Naomi King) zu kaufen und in den Haushalt aufzunehmen. Doch das Geld ist knapp bei den Turners. Um die Kasse aufzubessern, beschließt Samuel daher, Nat als Prediger zu anderen Grundbesitzern mitzunehmen und die Sklaven dort durch Worte gefügig zu machen. Doch je mehr Demütigungen der Gottgläubige dabei mitansieht und auch am eigenen Leib erfährt, umso stärker ist in ihm der Drang, der Sklaverei ein Ende zu bereiten.

Das war dann wohl nichts. Was wurde The Birth of a Nation nicht vorab gefeiert. Als epochales Kino angekündigt. Als großer Oscarkandidat. Ein richtiger Bieterwettstreit war entbrannt, um der Independentproduktion habhaft zu werden. Wirklich gelohnt hat sich das am Ende aber nicht, für keinen der Beteiligten. Denn als alte Vergewaltigungsvorwürfe wieder aufkochten, die den Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Nate Parker (Arbitrage) betreffen, war der Traum vom großen Ruhm vorbei. Preise gab es danach keine mehr, die Einspielergebnisse fielen enttäuschend aus. Es grenzt an ein Wunder, dass das Historiendrama überhaupt noch bei uns ins Kino kommt. Es war aber auch zu bitter, dass ausgerechnet der Mann, der sich im Film so sehr für unterdrückte Menschen einsetzt, darunter für vergewaltigte Frauen, selbst nicht besser gewesen sein soll.

Ein Sklavendrama wie so viele andere auch
Nun mag man zu den Menschen gehören, die zwischen den Privatmenschen und Künstlern unterscheiden. Umso mehr, da Parker nie verurteilt wurde. Doch was bleibt, wenn man beides einmal außen vor lässt – die Kontroversen und die Vorschusslorbeeren? Eigentlich gar nicht so wahnsinnig viel. Das Rad neu erfinden kann man in einem solchen Fall natürlich schlecht. Im Grunde läuft es auf dieselbe Geschichte hinaus, die so ziemlich jedes Sklavendrama erzählt: Die Schwarzen werden auf dreiste, teils überaus brutale Weise ausgenutzt und misshandelt, die Weißen sind selbstgerechte Tyrannen. Ein bisschen wird noch an den Grautönen gearbeitet oder zumindest so getan. So erscheint Samuel anfangs geradezu freundschaftlich. Auch dessen Mutter zeigt wohlmeinende Züge. Wenn es aber hart auf hart kommt, dann ist der Schwarze letztendlich doch nicht mehr als aufrecht gehendes Vieh.

Interessant wird The Birth of a Nation dann, wenn Parker doch noch etwas mehr will, als nur eine weitere Sklavengeschichte zu erzählen. Eindrucksvoll ist beispielsweise, wie viel er seinem Publikum da zumutet. Auch wenn keine der Folterszenen an die Intensität der Hängeszene in 12 Years a Slave herankommt, so sind sie doch exzessiv. Zum brutalen Ende hin ist das Drama sogar nicht mehr weit von einem reinrassigen Horrorfilm entfernt. Und zumindest an der Stelle lässt Parker auch Gegenfragen zu: Ist die Brutalität, mit der Turner vorgeht gerechtfertigt? Lässt sie sich mit seinem strengen Glauben vereinen? Wer ist noch böse, wer gut?

Zwischen Kitsch und Holzhammer
Ganz konsequent ist der Film dann aber doch nicht. Wertneutral ohnehin nicht: The Birth of a Nation ist weniger an einem Diskurs als vielmehr an einer Aussage interessiert. Und Subtilität ist ohnehin keine Herzensangelegenheit des Amerikaners. Ob es nun die furchtbar theatralische Musik ist oder die kitschige Romanze, Parker nutzt jede Waffe, die er finden kann. Das ist manchmal anstrengend, manchmal langweilig, manchmal sogar ärgerlich, wie hier versucht wird, den Zuschauer zu manipulieren. So spannend es auch ist, mehr über einen hierzulande nahezu unbekannten Rebellen zu erfahren, der drei Jahrzehnte vor dem Bürgerkrieg für die Freiheit kämpfte: Der Streifen verpasst es wie kürzlich auch Free State of Jones, eine Geschichte zu erzählen, die über die bloße Absicht hinaus viel zu sagen hat.



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Hierzulande wenig bekannt, erzählt „The Birth of a Nation“ die Geschichte eines Sklavenaufstandes in den 1830ern. Dabei hat der Film nicht wirklich mehr zu erzählen als die vielen anderen Sklavendramen auch, ist trotz einiger Grautöne nicht wirklich an Helden- Diskursen interessiert, neigt zudem zur ärgerlich offensichtlichen Manipulation.
6
von 10