(„The Founder“ directed by John Lee Hancock, 2016)
Eifrig ist er, zielstrebig und umtriebig. Nur das mit dem Erfolg will bei Ray Kroc (Michael Keaton) nicht so recht klappen. Als er während seiner Verkaufstouren für Milchshake-Maschine die beiden Brüder Mac (John Carroll Lynch) und Dick McDonald (Nick Offerman) kennenlernt, sieht er jedoch die Chance, das zu ändern. Durch einige pfiffige Ideen haben es die zwei geschafft, die Abläufe in ihrem Burger Restaurant so sehr zu optimieren, dass jede Bestellung nach nur wenigen Sekunden erfüllt ist. Daraus lässt sich doch bestimmt noch viel mehr Geld herausholen, so die Überzeugung von Kroc. Tatsächlich gelingt es ihm, die zwei zu einem gemeinsamen Franchise-System zu überreden, um so aus dem Familienbetrieb eine ganze Kette zu machen. Dafür ist der ehrgeizige Unternehmer auch bereit alles zu riskieren: sein Privatleben, sein Haus, ja selbst seine Ehe mit Ethel (Laura Dern).
Auch wenn McDonalds in den letzten Jahren immer mal wieder ins Stolpern kam, gegen Imageprobleme, Umsatzschwund und veränderte Essgewohnheiten ankämpfen musste, die Erfolgsstory des Burgergiganten ist eine für die Geschichtsbücher. Warum, das zeigt der Film The Founder, der vor allem die turbulenten Anfangsjahre porträtiert, als aus einem kleinen Familienladen langsam ein globales Imperium wurde – ohne die namensgebende Familie. Das legt natürlich den Verdacht nahe, dass das Drama eine kalorienreiche Heldenstory zum Staunen und Mitfuttern aufzeigen will. Eine versteckte Werbekampagne vielleicht. Zumal hier auch noch John Lee Hancock Regie führte, der in Saving Mr. Banks zwar ein absolut sehenswertes, aber doch auch schöngefärbtes Biopic von Walt Disney und der Autorin P. L. Travers drehte. Das Ergebnis ist dann doch aber etwas anders, Hancock und sein Drehbuchautor Robert D. Siegel (The Wrestler) folgen zunächst zwar dem strahlenden Stern des Doppelbogens, bevor dieser mit der Zeit immer düsterer wird.
Von konkurrierenden Träumen
Grund für den Wandel: Ray Kroc. Anders als man es vielleicht erwarten könnte, waren es nicht die McDonalds-Brüder, die zum Sturm auf die Bäuche aller Amerikaner bliesen, sondern besagter Verkäufer, der nur zufällig über das Familienunternehmen stolperte. So richtig viel gemeinsam haben die beiden Parteien dann auch nicht: Während die Brüder vor allem den Dienst am Kunden optimieren wollen, interessiert sich ihr Geschäftspartner in erster Linie für die Optimierung der Gewinne. Das ist zunächst noch kompatibel, beide Seiten brauchen einander für die Umsetzung ihrer jeweiligen Träume. Doch je größer die Geschäfte werden, umso mehr kristallisiert sich heraus, wie unterschiedlich eben diese Träume sind. Und am Ende: wenig vereinbar.
The Founder stürzt sich dabei in erster Linie – der Titel und das Plakat verraten es – auf die Figur des Kroc. Das ist auf der einen Seite ein Geschenk an den Zuschauer, gleichzeitig aber auch ein kleines Manko. Viel wurde vorab spekuliert, ob es bei Michael Keaton diesmal mit dem Oscar klappen würde, nachdem er vor zwei Jahren bei Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) scheiterte. Und verdient hätte er es auch: Gerade auch weil der von Ambitionen zerfressene Geschäftsmann mit der Zeit immer skrupelloser wird, seine Frau, die Partner und alle anderen für seine persönlichen Ziele opfert, wird aus dem vermeintlich gediegenen Biopic das Porträt eines faszinierend-abstoßenden Arschlochs. Nicht unbedingt das Material, um viele Preise einzusammeln. Aber doch in sich so fesselnd, dass man dem Drama bis zum Schluss treu bleibt. Schließlich will man wissen, wie weit Kroc noch gehen wird.
Kein Platz neben dem Burger-Platzhirsch
Schade ist jedoch, wie sehr der Rest beiseitegedrückt wird. Über die beiden Brüder erfahren wir beispielsweise relativ wenig. Für Offerman (Ich und Earl und das Mädchen) und Lynch (The Invitation) bleibt eigentlich nur die Rolle der skurrilen Erfinder – einfallsreich, vielleicht sogar genial, am Ende aber völlig weltfremd und blauäugig. Das ist streckenweise witzig, gerade auch bei dem Running Gag, dass Kroc ständig mitten im Gespräch aufhängt. Man hätte aber doch gern ein bisschen mehr über die zwei erfahren, die mit ihren Ideen unsere kulinarische Welt völlig umgekrempelt haben. Und Laura Dern (99 Homes) darf sowieso nicht mehr sein als das Heimchen am Herd, das seinem Mann lange tatenlos zusieht. Zudem wird das Ende der Ehe ziemlich beiläufig, geradezu lieblos abgehandelt. Das passt einerseits natürlich zum Leben von Kroc, für den alle anderen Menschen nur Randerscheinungen waren. Trotzdem hat es The Founder dann doch ein bisschen zu eilig gegen Ende hin, die letzten Ereignisse werden in einem (un-)bequemen Zeitraffer abgehandelt. Eine Auseinandersetzung mit dem Pro und Contra einer solchen Systemgastronomie findet ohnehin nicht statt. Sehenswert ist der Film trotz seines Ungleichgewichts aber unbedingt, zeigt die hässliche und nachdenklich stimmende Seite einer etwas anderen Aufsteigerstory.
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