(„Nine Lives“ directed by Barry Sonnenfeld, 2016)
Geld spielt für den erfolgreichen Geschäftsmann Tom Brand (Kevin Spacey) schon längst keine Rolle mehr. Mit seiner Firma „Firebrand“ verdient er sich eine goldene Nase und will seinem Imperium jetzt ein längst überfälliges Denkmal setzen. Ein Monstrum von einem Wolkenkratzer, der zugleich das größte Gebäude der nördlichen Hemisphäre darstellt und für dessen Fertigstellung er alles unternimmt – ganz zum Leidwesen seiner Familie. Sohn David (Robbie Amell) arbeitet seit Jahren ohne jegliche Anerkennung in der Firma seines Vaters, Frau Lara (Jennifer Garner) hat die stetigen Ausreden ihres Mannes satt und als der beinahe den anstehenden Geburtstag seiner Tochter Rebecca (Malina Weissman) vergisst, muss eine Wiedergutmachung her. Trotz seiner Abneigung gegenüber launischen Stubentigern verschlägt es ihn in den kleinen Tierladen des skurrilen Felix Perkins (Christopher Walken), der ihm eine Katze namens Mr. Kuschelpuschel verkauft. Auf dem Heimweg zur Geburtstagsparty gerät er in einen Autounfall. Wieder bei Bewusstsein, steckt er plötzlich im Körper des Vierbeiners fest. Um wieder er selbst werden zu können, muss er sich grundlegend ändern und vorübergehend die zahme Hauskatze mimen. Schmusen, Katzenklo und undefinierbares Konservenfutter inklusive.
Ob als missratener Teenager in Freaky Friday oder undankbarer Erwachsener in 17 Again, der überraschende Körpertausch durch eine höhere Gewalt war schon immer ein Garant für urkomische Situationen und herzerwärmende Sinneswandel. Üblicherweise findet dieser Seelenswitch innerhalb der eigenen Spezies statt, umso amüsanter müsste es also sein, wenn man den Protagonisten stattdessen im Körper eines Tieres einsperrt – so die Theorie. Grund genug, für Barry Sonnenfeld (Men in Black 1-3) seinen Regiesattel erneut zu besteigen und Schauspielkaliber wie Jennifer Garner (Draft Day), Christopher Walken (The Jungle Book) und Kevin Spacey (Kill the Boss 2) gemeinsam vor die Kamera treten zu lassen. Besonders Letzterer ist vielen zwar als kaltblütiger Präsident aus der Serie House of Cards bekannt und dürfte sich in der Rolle des machthungrigen Bosses durchaus zu Hause fühlen. Auf vier Beinen und mit Fellknäuel im Hals dürften ihn dennoch die wenigsten auf ihrem jährlichen Film-Wunschzettel haben.
Auf vier Pfoten wider Willen
Ein Milliardär durch und durch. Von Fallschirmsprüngen aus dem Flugzeug auf seinen neuen Wolkenkratzer über flotte Autos und teure Apartments. Tom Brands geschäftsvernebeltes Leben auf der Überholspur wird schnell klar, mit dem er nicht nur seine Familie auf Abstand hält, sondern auch seine Geschäftspartner gegen sich aufbringt. Kaum liegt er im Koma, schmieden sie schon Pläne, um das teuer erkaufte Denkmal unter seiner bewusstlosen Nase hinweg für eine enorme Summe zu verkaufen. David bekommt von der Sache Wind und steht trotz der Undankbarkeit seines Vaters zu ihm. Ein Wettlauf gegen die Zeit, wenn Tom doch nur aufwachen würde. Der fasst allerdings gerade erst Fuß in seinem neuen Leben als Mr. Kuschelpuschel und erforscht dieses, aus einer ihm neuen Perspektive. Er verbringt mehr Zeit mit seiner Tochter denn je und erfährt zum ersten Mal von den Scheidungsgedanken seiner Frau Lara. Mit der Zeit brechen seine aufgebauten Mauern ein, bis er sich am Ende des Films mit einer lebensentscheidenden Frage konfrontiert sieht: Was bist du bereit zu opfern, um deine Familie zu retten?
Miaow, das war wohl nichts
Phasenweise versprüht Kevin Spacey tatsächlich ein wenig Frank-Underwood-Flair, Christopher Walken geht in einer weiteren schrulligen Rolle auf und überhaupt kann man den Schauspielern keine großen Vorwürfe machen. Barry Sonnenfeld lässt hingegen seiner Vorliebe für bunte und symmetrische Filmsets wieder einmal freien Lauf. Die einem Puppenhaus ähnelnde Szenerie verniedlicht die ohnehin schon kindliche Atmosphäre und verleiht den darin stattfindenden Dialogen eine unvorteilhafte Plastik. Werden durchweg reale Tiere für den Film verwendet, gibt es CGI, wenn selbst die sich für so manch peinlichen Auftritt zu schade sind. Sei es der tollpatschige Bauchklatscher vom Küchentisch oder der beherzte Sprung in die Cornflakespackung. Der Garfield-esque Billighumor mag bei der Milchzahnfraktion immerhin ein müdes Schmunzeln ergattern, die restliche Menschheit verzichtet auf tosenden Beifall und verteilt beschämtes Stirnrunzeln und andauerndes Augenrollen.
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