Zu guter Letzt
© Tobis Film

Zu guter Letzt

(„The Last Word“ directed by Mark Pellington, 2017)

Zu guter Letzt
„Zu guter Letzt“ läuft ab 13. April 2017 im Kino

Harriet Lauler (Shirley MacLaine) war es gewohnt, zu Lebzeiten immer genau das zu bekommen, was sie wollte. Und daran soll sich bitte schön auch im Anschluss nichts ändern. Um bei der Geschichte lieber nichts dem Zufall zu überlassen, beschließt die frühere Geschäftsfrau daher, sich rechtzeitig um ihren Nachruf zu kümmern. Die junge und nachrufserfahrene Journalistin Anne Sherman (Amanda Seyfried) bekommt die wenig dankbare Aufgabe, ein bisschen im Leben der alten Dame nachzuforschen, sich mit Angehörigen, Freunden und Kollegen zu unterhalten. Als deren Rückmeldungen jedoch verheerend ausfallen, wird Harriet bewusst: Sie muss dringend ihr Leben ändern, noch bevor es zu spät ist.

Wenn Komödien oder Dramen um schrecklich alte, schrecklich böse Männer gestrickt sind, dann heißt es Achtung: Da ist irgendwo nur ein gutes Herz versteckt, das raus will! Die Idee des gemeinen Seniors, der sich auf den letzten Metern mit der Welt versöhnt, die ist ebenso betagt wie nicht totzukriegen. Viel Variation gibt es dabei meistens nicht. Ob nun Bill Murray in St. Vincent das Ekel von nebenan gibt oder Claude Brasseur in Frühstück bei Monsieur Henri mit Genuss einen grantigen Mitbewohner spielt, am Ende läuft es dann doch wieder auf das altbekannte Schema hinaus. Und auch bei Zu guter Letzt sollte man besser nicht auf allzu große Überraschungen hoffen, das Szenario um einen konstruierten „Nachruf“ mag erfrischend anders sein, das Ergebnis ist es nicht.

Eine versteckte feministische Note
Und das ist dieses Mal ziemlich schade, aus mehreren Gründen. Der erste wäre, dass hier ausnahmsweise mal eine alte Frau eine Läuterung durchmacht und erkennen muss, worauf es wirklich ankommt. Auch das ist nicht völlig neu, Paulette entdeckte vor einigen Jahren ebenfalls ihre Gefühle hinter einer bissigen Schnauze. Zu guter Letzt nutzt diesen Umstand jedoch, um gleichzeitig eine Geschlechterdebatte anzustoßen. Ja, die kontrollsüchtige, willensstarke Harriet war ein Alptraum. Aber sie musste auch einer sein, um überhaupt Erfolg zu haben. Das zumindest legen manche Szenen nahe, die sich mit der beruflichen Laufbahn der alten Dame befassen. Und plötzlich wird aus einer doofen Hexe eine Vorkämpferin von Frauenrechten. Fast schon eine Art Heldin.

Wirklich weiterverfolgt oder zu Ende gedacht wird dieser Gedanke aber nicht. So wie auch die vielen anderen Elemente in Zu guter Letzt etwas wahllos, wenn nicht gar lieblos eingebaut wurden. Die vielen Figuren des Films, seien es alte oder neue Bekannte von Harriet, erfüllen oft nur eine Funktion, anstatt zu einem echten Charakter zu werden. Dass vor allem Anne Heche als Harriets entfremdete Tochter so schnell abgefertigt wird, das ist schon ein starkes Stück. Und das auch noch auf eine Weise, die nicht einmal ein befriedigendes Ergebnis produzieren würde. Auch die Quoten-Minderheit Brenda (AnnJewel Lee) – ein wunderbar zynisch-bissiger Einfall – ist am Ende nur dazu da, ein bisschen Farbe in die Geschichte zu bringen. Als Individuum ist sie völlig überflüssig. Der Film interessiert sich eigentlich gar nicht für sie.

Beherzter Biss in den Zuckerguss
Anhänger von Wohlfühlgeschichten wird das egal sein, gerade zum Ende hin wird der emotionale Vorschlaghammer geschwungen. Jede Form von Bissigkeit durch Zuckerguss überdeckt. Und das ist dann doch ein bisschen wenig, wenn man immerhin Shirley MacLaine (Das Apartment) für seine Zwecke einspannen konnte. Dass die Hollywoodveteranin keine Berührungsängste mit schwarzem, bösem oder satirischem Humor hat, das durfte sie vor einigen Jahren in Bernie – Leichen pflastern seinen Weg noch einmal eindrucksvoll beweisen. Gelegenheiten dazu hätte es hier auch eine Menge gegeben. Genutzt werden diese aber selten. Dennoch macht es natürlich Spaß, der Oscarpreisträgerin zuzuschauen, wie sie sich – ihrem Alter zum Trotz – durch die Gegend beißt, alle unbeirrt beiseite schubst, die ihr nicht passen. Wer diese Art Filme mag, kann also durchaus auch mal einen Blick auf die feministische Variante werfen, selbst wenn am Ende nicht so viel davon zurückbleibt, wie es Thema und Schauspielerin verdient hätten.



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Eine alte Geschäftsfrau blickt auf ihr Leben zurück und ist über den Anblick nicht glücklich. Dieses Ausgangsszenario bringt einige interessante Gedankenspiele mit sich, die trotz einer wunderbaren Shirley MacLaine letzten Endes aber in vorhersehbaren Wohlfühlmomenten aufgehen, die das vorhandene Potenzial kaum nutzen.
6
von 10