All These Sleepless Nights

All These Sleepless Nights

(„Wszystkie nieprzespane noce“ directed by Michal Marczak, 2016)

All These Sleepless Nights
„All These Sleepless Nights“ läuft im Rahmen des polnischen Filmfestes FilmPolska (3. bis 10. Mai 2017)

Es gibt so Filme, bei denen man das Gefühl hat, man müsste eine Menge über sie sagen und ihnen einen Kontext geben, nur um am Ende festzustellen: Das bringt eigentlich gar nichts. Beispiel All These Sleepless Nights. Auf Anhieb dürften nur die wenigsten Zuschauer realisieren, dass es sich hierbei um eine Dokumentation handelt. Wenn Regisseur Michal Marczak den beiden Kunststudenten Krzysztof Baginski und Michal Huszcza durch das Nachtleben von Warschau folgt, dann hätte das oft auch ein reiner Coming-of-Age-Spielfilm sein können. Vielleicht ist es das aber auch, so ganz sicher kann man sich hier nie sein, ob die beiden aus ihrem tatsächlichen Leben erzählen oder doch „nur“ Variationen von sich selbst spielen.

Wobei das mit dem Erzählen ja so eine Sache ist. Richtig viel geredet wird in All These Sleepless Nights eigentlich nicht. Denn dafür bleibt nie die Zeit. Wie der internationale Titel bereits andeutet, geht es in dem Film vor allem um die nächtlichen Partyausflüge des Duos. Und die haben es in sich: Ständig wechselnde Locations, schnelle, mitreißende Musik, dazu eine wild umherwirbelnde Kamera. Selbst wer mit der elektronischen Musik nicht viel anzufangen weiß, wird sich kaum diesem faszinierenden Fluss aus Bildern und Tönen entziehen können.

Offene Fragen und poetische Träumereien
Nur: Was Marczak mit seinem Film sagen wollte, das bleibt offen. Hin und wieder versuchen sich die Protagonisten daran, etwas mehr aus sich machen zu wollen und etwas Profundes über sich und die Welt mitzuteilen. Diese poetischen Anmutungen fügen sich nahtlos ins Geschehen ein, verschwinden aber auch wieder darin. Alles ist hier und jetzt, ganz konkret und doch losgelöst. Wie ein Traum, vielleicht auch ein Rausch, von dem man nicht sagen kann, wann er begonnen hat. Das verdankt All These Sleepless Nights auch der umwerfenden Kamera- und Schnittarbeit, Letztere war 2017 auch für einen Polnischen Filmpreis nominiert.

Richtig viel Substanz hat das nicht. Manchmal werden All These Sleepless Nights vielleicht sogar vorwerfen, ein reiner Werbefilm für das polnische Nachtleben zu sein. Vielleicht auch selbstverliebt. Am Ende banal. Ganz falsch ist das nicht, denn das weltvergessene Doku-Drama-Gemisch interessiert sich nicht wirklich für das, was da draußen passiert. Man könnte sogar sagen: Es interessiert sich nicht für die Zuschauer. Kontexte liefern weder Marczak noch seine jugendlichen Figuren. Man erfährt nichts über sie und ihre Hintergründe, weiß nicht, woher sie kommen, was sie antreibt. Oder auch was sie tagsüber eigentlich so machen – der Film besteht größtenteils aus einer Aneinanderreihung singulärer nächtlicher Szenen.

Ein rastloses Lebensgefühl auf einer unbestimmten Suche
Gleichzeitig ist diese Reduktion auf das (Un-)Wesentliche aber auch die große Stärke des Films: All These Sleepless Nights ist Ausdruck eines Lebensgefühls, wandert rastlos umher, immer auf der Suche. Eine Suche, von der gar nicht so klar ist, was da am Ende stehen soll. Selbstfindung? Bestätigung? Oder einfach nur Spaß? Letzteren hat man als Zuschauer durchaus, sofern man in der richtigen Stimmung ist. Man muss sich treiben lassen können, vergleichbar zu deutschen Spielfilmverwandten wie Victoria oder Der Nachtmahr, wo ebenfalls das Persönliche und das Rauschhafte zusammenfinden. Wer das kann, erliegt schnell der Faszination des nächtlichen Ausflugs, wird von dem wilden Bild-Musik-Wirbel hypnotisiert. Wie bei so vielen anderen polnischen Filmen auch ist das Ergebnis aber nur gelegentlich auf deutschen Leinwänden zu finden, in Form von Festivalbeiträgen. Die nächste Gelegenheit bietet sich Anfang Mai 2017 in Berlin, wenn das polnischen Filmfest FilmPolska wieder seine Pforten öffnet.



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Wenn in „All These Sleepless Nights“ zwei polnische Kuntstudenten die Nacht zum Tage werden lassen, verschwimmen die Grenzen zwischen Dokumentation und Spielfilm. Das hat trotz vereinzelt poetischer Anmutungen nicht so wahnsinnig viel Substanz, hypnotisiert jedoch mit seiner rauschhaften Bild-Musik-Mischung.