Big Fish and Begonia

Big Fish & Begonia

(„Da Yu Hai Tang“ directed by Xuan Liang and Chun Zhang, 2016)

Big Fish and Begonia deutsch
„Big Fish & Begonia“ // Deutschland-Start: 3. Februar 2019 (Kino) // 24. Mai 2019 (DVD/Blu-ray)

An ihrem 16. Geburtstag soll Chun aus dem magischen Zwischenreich die Welt der Menschen kennenlernen, ganz wie es die Tradition verlangt. Doch kaum ist sie in Gestalt eines roten Delfins durch das Portal gereist, geschieht ein großes Unglück: Sie verfängt sich in einem Fischernetz und droht nun zu ertrinken. In letzter Minute findet sie ein Menschenjunge, der sie aus dem Netz befreit. Doch der Preis ist hoch, während der Rettungsaktion verliert der Junge selbst sein Leben. Chun kann dem nicht tatenlos zusehen und beschließt daher, einen Handel mit dem Seelensammler einzugehen. Er gewährt dem Menschen eine Wiedergeburt, im Gegenzug muss Chun auf die Hälfte ihrer Lebenszeit verzichten.

In Japan gibt es bekanntermaßen einen nicht enden wollenden Strom an Animationstiteln. Südkorea ist hierzulande zumindest durch Yeon Sang-ho (The King of Pigs, Seoul Station) würdig vertreten. Aber China? Das bleibt ein Terra Incognita. Von den Realfilmen schafft es schon kaum ein Titel nach Deutschland, im Animationsbereich sieht es besonders bitter aus. Allenfalls Shaolin Wuzang hielt die rote Flagge mit den gelben Sternen stolz empor – und das war auch noch eine Coproduktion mit Frankreich. Jetzt gibt es aber einen tatsächlich originären Film aus dem Reich der Mitte, der auf mehreren Festivals zu sehen ist, darunter das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart und das Chinesische Filmfest in München.

Ein Ausflug in die chinesische Mythologie
Es ist aber nicht allein der Kuriositätenfaktor, der Big Fish & Begonia einen Blick wert macht. Anders als etwa 3 Little Pigs and the Magic Lamp, welches sich deutlich an westlichen Vorbildern orientiert und dabei gründlich scheitert, taucht das Regie- und Drehbuchduo Xuan Liang und Chun Zhang hier tief in die eigene Mythologie ein und bedient sich bei mehreren Fabeln und Sagen. Das macht den Film zum einen für all die Zuschauer sehenswert, die sich ein bisschen für das historische China interessieren. Daheim war das Abenteuer dann auch ein Kassenschlager: Trotz der großen Skepsis, ob ein solcher Film ein Publikum finden würde, spielte er rund 85 Millionen Dollar ein, was ihn zu einem der 30 erfolgreichsten von 2016 machte.

Aber selbst ein westliches Publikum, das bislang keine großen Berührungspunkte hatte, darf angesichts der sonderbaren Kreaturen seine Freude haben. Wenn Vergleiche zu bekannten Werken anstehen, dann wäre der Film wohl am ehesten eine Mischung aus Arielle, die Meerjungfrau und Chihiros Reise ins Zauberland. Wie beim ersten erblickt ein magisches Wesen aus dem Wasser einen Erdenjungen und ist bereit, für ihn alles zu opfern. Der Anime-Klassiker wiederum ist als Vergleich naheliegend, da wir in beiden Filmen durch ein mit kuriosen Wesen bevölkertes Land reisen und die Geschichte davon handelt, wieder zurück in die Welt der Menschen zu finden. Und einige der Begegnungen hätten dann auch tatsächlich aus Japan stammen können.

Trotz kleiner Mängel insgesamt sehenswert
Ganz die Klasse der beiden Vorbilder erreicht der chinesische Seelenverwandte dann aber doch nicht. Die Musik gibt ganz so viel her, die Hauptfigur hat weniger Persönlichkeiten als Arielle und Chihiro, zum Ende hin ergibt sich Big Fish & Begonia auch ein wenig dem Pathos – da wird geopfert, was das Zeug hält, dazu große Reden geschwungen. Und auch die Kombination von 2D- und 3D-Elementen ist nicht ganz so harmonisch, wie sie hätte sein können. Aber trotz der kleineren Schwächen macht der chinesische Animationsfilm neugierig darauf, was wir in Zukunft noch aus Fernost erwarten dürfen. Denn die Mischung aus einem klassischen Abenteuer, das tendenziell eine jüngere Zielgruppe anspricht, und den fantastischen, teils exotischen Elementen stimmt, einige Szenen sind sogar ausgesprochen schön geworden.



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„Big Fish & Begonia“ erzählt ein im Grunde klassisches Abenteuer über magische Wesen und Aufopferungsbereitschaft. Das neigt zum Ende hin zwar etwas zum Pathos, profitiert aber enorm von den fantasievollen Elementen und Kreaturen und hat einige schöne und exotische Szenen zu bieten.
7
von 10