Death Billards

(„Death Billards“ directed by Yuzuru Tachikawa, 2013)

„Death Billards“ ist als Extra auf der ersten Volume von „Death Parade“ auf DVD und Blu-ray erhältlich

Wie sie hierhergekommen sind, können die beiden Männer nicht sagen. Auch nicht, was sie hier wollen oder was sie zuletzt getan haben. Aber das ist ohnehin zweitrangig, wie ihnen die Dame und der Herr hinter dem Bartresen erklären. Wichtig sei jetzt nur eins: dass sie an einem Spiel teilnehmen. Nur dann wäre es ihnen gestattet, die Bar wieder zu verlassen. Und die Zeit drängt, den beiden bleibt nur eine Stunde. Widerwillig lassen sich die zwei darauf ein und beginnen eine Partie Billard. Bald schon müssen sie dabei jedoch feststellen, dass hierbei sehr viel mehr auf dem Spiel steht als anfangs geahnt.

Über einen Mangel an neuen Animes kann sich eigentlich niemand beklagen, zumindest was deren Quantität angeht. Dennoch scheint man in Japan die Sorge zu tragen, dass irgendwann der Nachwuchs ausgehen könnte. Und so finanziert die Regierung seit einigen Jahren schon ein jährliches Projekt, im Rahmen dessen sich Nachwuchskünstler mal so richtig austoben können. Einer dieser Künstler heißt Yuzuru Tachikawa und hatte zuvor schon an Serien wie Steins;Gate und Shigurui als Episode Director mitgewirkt. Death Billards war dann sein erstes eigenes Werk, das er völlig allein inszenierte und dessen Geschichte er auch schrieb.

Altbekannte Geschichte, mal ganz anders
Und was für eine Geschichte der Japaner sich da ausgedacht hat! Das Konzept, dass Menschen um ihr Leben spielen müssen, das ist altbekannt. In den letzten Jahren hatte es vor allem die Reihe Die Tribute von Panem noch einmal sehr populär gemacht. Während dort aber scharf geschossen wird, ist die Idee, dass eine Partie Billard alles entscheiden könnte, doch mal erfrischend anders. Weniger spannend ist die Wahl der unkonventionellen Waffe nicht. Was dem Anime an purer Action fehlt, das macht er durch seine Wendungen und seine betont mysteriöse Atmosphäre mehr als wieder wett.

Tatsächlich hält sich Death Billards auch über das ungewohnte Szenario hinaus nicht so recht an Erwartungen. Vor allem nicht an die, dass ein Rätsel am Ende aufgeklärt werden muss. Einige Punkte werden zwar weiter ausgeführt. So erfahren wir beispielsweise, weshalb die beiden Männer in der Bar landen. Andere Fragen bleiben aber unbeantwortet: „Das ist ein Geheimnis“, antwortet der weißhaarige Barkeeper nur trocken, als seine junge Mitarbeiterin doch noch mehr erfahren will über das seltsame Spiel und dessen Teilnehmer.

Vielversprechender Auftakt
Für die Zuschauer ist das natürlich ein wenig frustrierend. Aber mehr als eine Grundidee sollte der rund 24 Minuten dauernde Kurzfilm auch gar nicht sein. Glücklicherweise war nach diesem gelungenen Einstieg aber noch nicht Schluss: Rund zwei Jahre später durfte Tachikawa seinen Anime-Short zu einer 12-teiligen Serie namens Death Parade ausbauen. Die erweiterte das morbid-mysteriöse Geschehen um eine Reihe weiterer Charaktere, Schicksale sowie eine kleine Rahmenhandlung. Und auch optisch durfte das Traditionsstudio Madhouse (Devil May Cry, Boogiepop Phantom) dort noch einmal ein bisschen mehr aus den Vollen schöpfen. Für einen Kurzfilm ist aber auch Death Billards schon recht ansehnlich. Die CGI-Effekte sehen zwar etwas billig aus, dafür überzeugt der Anime durch sein großes Stilbewusstsein und die düstere Atmosphäre.



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Zwei Männer spielen bei einer Partie Billard um ihr Leben: Das ist doch mal ein originelles, wendungsreiches Szenario. Diverse Fragen bleiben bei dem Kurzfilm unbeantwortet, dafür entschädigt der Anime mit einer düsteren Atmosphäre und großem Stilbewusstsein.
7
von 10