(„L’Effet Aquatique“ directed by Solveig Anspach and Jean-Luc Gaget, 2016)
So richtig freundlich und sympathisch wirkt Agathe (Florence Loiret Caille) eigentlich nicht, als sie sich auf doch recht ruppige Weise eines Verehrers entledigt. Aber genau das gefällt Samir (Samir Guesmi), der in dem Moment ebenfalls im Café ist. Dass er sie wiedersehen muss, ist klar. Nur wie? Da erfährt er, dass die blonde junge Frau Schwimmunterricht gibt. Samir kann zwar ziemlich gut schwimmen. Aber davon muss sie ja nichts erfahren. Auch sonst überlässt der Kranfahrer nichts dem Zufall, ist bereit für die Eroberung seiner Traumfrau zu mogeln, in ein fernes Land zu fliegen und sich komplett zum Idioten zu machen.
Sich frisch in einen anderen Menschen zu verlieben, kann das aufregendste Gefühl der Welt sein. Anderen Menschen zuzusehen, wie sie sich verlieben, ist es eher seltener. Vor allem in Filmen droht oft die Langeweile, wenn sich Liebeskomödien dieses Themas annehmen und jedes Mal aufs Neue dieselben Geschichten erzählen, dieselben Figuren zeigen. Doch zum Glück gibt es auch Ausnahmen. Solveig Anspach und Jean-Luc Gaget zum Beispiel. Denn die haben in Der Effekt des Wassers zwar viele bekannte Zutaten genommen, es aber geschafft, daraus doch auch etwas ganz eigenes zu kreieren.
Manchmal kommt es anders …
So beginnt das Unterwasserliebesspiel wie so oft mit einer kleinen Notlüge: Samir kann schwimmen, verschweigt das aber, um mehr Zeit mit seiner Angebeteten verbringen zu können. Dass diese Lüge nicht bis zum Ende des Films bestehen wird, das ist klar, gehört zu den Gesetzmäßigkeiten der Liebeskomödie. Doch die Art und Weise, wie die Wahrheit ans Licht kommt, die hätte im Vorfeld wohl keiner erwartet. Aus gutem Grund: Sie ist völlig absurd und willkürlich. Aber eben auch sympathisch. Wo die Kollegen alle denselben Ausgang nehmen, um die Welt der Realität und Wahrscheinlichkeit zu verlassen, da entdeckt Der Effekt des Wassers einen anderen und schreitet beherzt hindurch.
Insgesamt zeigen Anspach und Gaget, die gemeinsam Regie geführt und das Drehbuch geschrieben haben, eine Vorliebe für das Ausgefallene – was ihnen am Ende auch einen César für das beste Original-Drehbuch einbrachte. Besonders augenscheinlich wird dies bei den Figuren, wo mit Skurrilität nun wirklich nicht gespart wird. Philippe Rebbot (Birnenkuchen mit Lavendel) spielt beispielsweise einen prolligen Bademeister, der so gar nicht bemerkt, wie er nach außen hin wirkt. Bei seinen Kollegen sieht es nicht besser aus: Da werden ungehemmt Neurosen gepflegt, Hinweise von der Welt da draußen völlig ignoriert. In der zweiten Hälfte des Films, die dann in Island spielt, nehmen die Verrücktheiten kein Stück ab. Nun sind es die chaotische Stadträtin Anna (Didda Jónsdóttir) und ihre seltsamen Söhne, die immer wieder viel Humor in Samirs Werben bringen.
Figuren mit Witz und Herz
Und doch macht sich die französisch-isländische Produktion eben nicht über seine Charaktere lustig, sondern begegnet ihnen mit viel Sympathie, gar Zärtlichkeit. Wie der tollpatschige Samir bereit ist, sich vor einem versammelten Raum lächerlich zu machen, lässt einen innerlich wie äußerlich lächeln. Und auch die rigorose Agathe wächst mit der Zeit ans Herz – nicht zuletzt dank Loiret-Caille, die ihrer Figur die nötige Portion Verletzlichkeit mit auf den Weg gibt. Zum Ende hin verliert die Liebeskomödie zwar etwas ihr Ziel aus den Augen, insgesamt ist Der Effekt des Wassers aber eine empfehlenswerte Alternative zum Romcom-Einerlei und ein würdiger letzter Film für die noch vor Drehende verstorbene Anspach. Denn so schön verschroben und gleichzeitig leichtfüßig charmant wie bei dem an Die Fee erinnernden Film geht es im Kino viel zu selten zu.
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