(„Office Christmas Party“ directed by Will Speck und Josh Gordon, 2016)
Es hätte so schön sein können! Eigentlich laufen die Geschäfte von Clay (T.J. Miller) ja ziemlich gut. 6,5 Prozent Wachstum? Das kann sich sehen lassen. Und doch ist es nicht genug für seine Schwester Carol (Jennifer Aniston), die nach dem Tod des Vaters das Unternehmen übernommen hat und nicht darüber hinwegkommt, dass ihr Bruder die Zweigstelle in Chicago bekommen hat. Und so heißt: Schluss, aus Ende, die Zweigstelle wird dicht gemacht! Um das Unheil auf den letzten Metern abzuwenden, entschließt sich Clay, zusammen mit dem Technischen Direktor Josh (Jason Bateman) und der IT-Managerin Tracey (Olivia Munn) eine Weihnachtsparty zu schmeißen, welche die Welt noch nicht gesehen hat. Das Ziel: einen potenziellen Kunden davon zu überzeugen, wie toll das Unternehmen ist und deshalb einen Vertrag mit ihnen zu schließen.
Alle Jahre gibt es sie wieder: Filme, die pünktlich zu Weihnachten rauskommen und uns daran erinnern sollen, worauf es im Leben wirklich ankommt – nachdem erst einmal alles komplett schief gegangen ist. Bei Dirty Office Party liegt der Fall ein bisschen anders, und das nicht nur, weil der deutsche Verleih zum DVD-Release den Originaltitel Office Christmas Party verändert hat. Aus gutem Grund: „dirty“ lässt sich im Mai nun mal besser verkaufen als „Christmas“. Es liegt aber auch daran, dass es hier nur wenig weihnachtlich zugeht, der Geschmack nach Eierlikör sich mit dem von Erbrochenem vermischt.
Viele Figuren, aber nur wenig Persönlichkeit
Anders als etwa bei Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers oder Die Highligen Drei Könige, in denen die Geschichte um die Figuren herumgestrickt wurde, haben die beiden Bestandteile hier nur wenig Berührungspunkte. Man könnte auch sagen: Der Film interessiert sich nicht dafür. Sofern man überhaupt von einem tatsächlich Film sprechen mag, denn eigentlich werden hier mehr oder weniger nur rund 100 Minuten lang Einzelsketche gebracht. Das soll nicht bedeuten, dass man hier nicht versucht hätte, mit ausdrucksstarken Charakteren zu punkten. Eigentlich besteht Dirty Office Party sogar fast ausschließlich aus Leuten, die irgendwo einen an der Waffel haben. Dabei geht es jedoch eben nicht darum, von persönlichen Schicksalen zu erzählen, sondern das Publikum zum Lachen zu bringen. Koste es, was es wolle.
Das muss man nicht im Vorfeld gleich verteufeln. Ein Film, der einfach nur unterhalten will, warum nicht? Das Problem ist nur, dass Dirty Office Party genau das nicht tut. Die diversen Drehbuchautoren, die hier rumgewerkelt haben, setzen vor allem auf zwei Strategien: Übertreibung und Toilettenhumor. Auch das sind probate Mittel, wenn sie richtig eingesetzt warden. Hier sind sie aber reiner Selbstzweck. Offensichtlich waren die amerikanischen Geschichtenerzähler davon überzeugt, dass ein Witz allein deshalb schon komisch ist, weil er unterhalb der Gürtellinie ist. Letztendlich gehört da dann aber doch noch ein bisschen mehr dazu. Wenn beispielsweise Kate McKinnon (Ghostbusters) mit eiserner Miene von ihren Flatulenzproblemen berichtet, dann sollte man besser selbst eine ganze Menge getrunken haben, um dem etwas abgewinnen zu können.
Dem Weihnachtscocktail fehlt es an Schärfe
Beim Rest sieht es nicht sehr viel besser aus. Am achtbarsten schlägt sich noch Jennifer Aniston (Broadway Therapy, Mother’s Day), die als verbitterte Eiskönigin zumindest einige einschneidende Dialoge von sich schießen darf. Ansonsten hält sich das mit der Schärfe aber in Grenzen. Die Chance, den amerikanischen bzw. kapitalistischen Effizienzwahn aufs Korn zu nehmen, wurde nahezu völlig vergeigt. Stattdessen wird aus Eiskulpturen in Penisform Eierlikör genuckelt. Und das ist noch einer der originelleren Einfälle. Wer in Stimmung ist für eine derbe Komödie, kann sich gern in die starbesetzte Weihnachtsfeier stürzen. Es wird am Ende aber nicht einmal für einen Kater reichen, dafür ist das exzessive Saufgelage dann letztendlich doch zu brav und banal.
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