Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Fake News die öffentlichen Debatten bestimmen, ist es umso wichtiger, dass Filmemacher ihre Kamera fest im Griff haben. Auch dann, wenn es weh tut. Vielleicht sogar vor allem dann. Kein Wunder also, dass viele der 157 Dokumentarfilme des 32. Internationalen Dokumentarfilmfestivals München politische oder zumindest gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen. Das preisgekrönte Cahier Africain erschüttert mit Geschichten voller sexueller und kriegerischer Gewalt im Kongo. Last Men in Aleppo berichtet vom grausamen Alltag in Syrien, Wrong Elements raubt uns mit Kindersoldaten aus Uganda den Schlaf. Aber auch heimische Themen werden aufgegriffen: 6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage erinnert an die Opfer der NSU-Morde, Berlin Rebel High School wagt den Blick auf ein neuartiges Schulkonzept. Alles gut wiederum nimmt sich der Schwierigkeiten bei der Integration an.
Aber nicht alle verfolgen große Ziele: Auch der Ausflug ins Private und Persönliche kann viele lohnenswerte Bilder hervorbringen. In Denk ich an Deutschland in der Nacht erfahren wir mehr über die Subkultur der elektronischen Musik. Das thematisch verwandte All These Sleepless Nights lässt uns mit Studenten das aufregende Nachtleben Polens entdecken. Und auch Kommunion haben wir unserem östlichen Nachbarn zu verdanken: Anna Zamecka erzählt darin die Geschichte einer schwierigen Familienzusammenführung. Dancer – Bad Boy of Ballet dokumentiert den Aufstieg des russischen Ausnahme-Ballet-Tänzers Sergei Polunin. You’ll Never Walk Alone kombiniert ebenfalls Sport und Kunst, indem es uns mehr über die Geschichte der gleichnamigen Fußballhymne erzählt. Und dann wäre da noch das Dream Boat: ein Kreuzfahrtschiff, auf dem 3000 schwule Männer in See stechen.
Für Abwechslung ist also gesorgt, kein Wunder bei der internationalen Zusammensetzung: Insgesamt 45 Länder sind dieses Mal vertreten. Ein besonderer Schwerpunkt wird 2017 auf Mexiko gelegt, das in der Reihe DOK.guest ihr Land aus einem ganz eigenen Blickwinkel präsentiert. Die Fokusreihe DOK.euro.vision wiederum konzentriert sich auf die Gegenwart und Zukunft Europas. Dazu gibt es wie immer ein Rahmenprogramm und Preisverleihungen. Mehr Infos unter: www.dokfest-muenchen.de.
Unsere Rezensionen vom dok.fest München 2017:
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