(„Five“ directed by Max Hattler , 2016)
Wenn in Filmen Bilder und Musik zusammenfinden, dann in der Absicht, aus beidem eine Einheit zu formen. Die Hierarchie ist dabei jedoch meist vorgegeben: Ob Lieder oder instrumentale Stücke, sie dienen normalerweise dazu, dem Zuschauer intuitiv verständlich zu machen, was er bei Filmen zu fühlen hat. Dann und wann wird der Spieß jedoch umgedreht. Die Musik ist das Kernstück, drumherum werden Bilder gebastelt. Das bekannteste Beispiel ist hierfür sicherlich Fantasia von Disney, wo bekannte klassische Stücke mit Geschichten verbunden wurden. Aber auch der italienische Animationsveteran Bruno Bozzetto formte aus dem reichhaltigen Musikfundus den sehenswerten Episodenfilm Allegro non troppo.
Bei Five ist es nun Gustav Mahlers 5. Sinfonie, die in Form eines Animationsfilms ein zweites, visuelles Leben feiert. Wobei der Vergleich mit den beiden Beispielen oben deutlich hinkt. Wo die Kollegen aus den USA und Italien begleitende Geschichten erzählten, verzichtet Regisseur Max Hattler hierauf. Was keine große Überraschung ist, wer das sonstige Werk des Deutschen kennt. Der war unter anderem an den Effekten von Good Bye Lenin! und 28 Weeks Later beteiligt. Wenn er aber nicht gerade an Auftragsarbeiten werkelt, dann widmet er sich dem Thema abstrakte Animation.
Eine Frage des persönlichen Geschmacks
So auch bei Five. Gemeinsam mit seinen Studenten hat der in Hongkong lebende Dozent eine Abfolge von Formen und Farben kreiert, die mal im Einklang der Musik funktioniert, oft aber auch losgelöst davon ist. Die völlige Abkehr vom Narrativen macht den 57 Minuten dauernden Film zu einem etwas eigenwilligen Erlebnis. Wie viel man diesem abgewinnen kann, hängt dann auch in erster Linie mit dem eigenen Musikgeschmack zusammen. Trifft sich dieser mit Mahler, dann sind die Gegend fliegenden Quadrate und Punkte eine interessante Begleiterscheinung.
Geht der Geschmack jedoch in eine andere Richtung, bleibt bei dem Beitrag vom International Trickfilmfest Stuttgart 2017 nicht ganz so viel übrig. Die Abwechslung hält sich stark in Grenzen, Hattler und die Animationsstudenten begnügen sich mit Variationen weniger Elemente. Auf Dauer ist das wenig spannend: Es macht bei Five wenig Unterschied, ob man nun die ersten fünf Minuten oder alle 57 davon gesehen hat. Wer sich von einem solchen Experiment neue Sehgewohnheiten erhofft hatte, der wurde kaum glücklich. Freunde abstrakter Kunst könnten daran gefallen finden, Animationsfans können sich den Film jedoch eher sparen.
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