Ganz grosse Oper
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Ganz große Oper

(„Ganz große Oper“ directed by Toni Schmid, 2017)

Ganz grosse Oper
„Ganz große Oper“ läuft ab 1. Juni 2017 im Kino

Bei Opern muss man sich ganz gut auskennen, vorher schon die Geschichte gelesen haben, sonst gerät man ganz leicht in peinliche Situationen – so lautet eines der Vorurteile, mit denen sich diese besondere Form der Musik oft auseinandersetzen muss. „Alles Quatsch“, lehrt einen der Dokumentarfilm Ganz große Oper, welcher über die Bayerische Staatsoper in München anlässlich der Auszeichnung zum Opernhaus des Jahres 2014 gedreht wurde. Jeder kann an Oper Spaß haben, so der Tenor, man muss es nur einfach mal ausprobieren. Und so ein bisschen hat man dann auch das Gefühl, dass es Regisseur Toni Schmid in erster Linie darauf ankam, die Oper im allgemeinen und das Opernhaus im besonderen besonders schön und ansprechend darzustellen.

Das mag auch damit zusammenhängen, dass Schmid als Ministerialdirigent des bayerischen Kultusministeriums ein wenig die kritische Distanz zu dem Thema fehlt. Eine Faszination zur Oper wird beim Publikum vorausgesetzt, weder gibt es Einführungen in die Geschichte der Bühnenmusik, noch wird darauf eingegangen, was sie von anderen Verwandten wie dem Musical unterscheidet. Stattdessen interessiert sich Schmid mehr für das, was bei einer Oper so im Hintergrund alles passiert.

Vielfältige Interviewpartner
Beeindruckend ist es dann auch, wen Schmid in Ganz große Oper alles vor die Kamera lockt: Neben Künstlern wie dem Startenor Jonas Kaufmann oder der Sopranistin Anja Harteros kommen auch Intendanten bis hin zur Frau an der Garderobe zu Wort. Umfangreich ist das Material also, teilweise auch recht informativ. Beispielsweise dürfen wir erfahren, wie lange es dauert, um eine Bühnendekoration aufzubauen, oder aber, dass in München ungewöhnlich viele verschiedene Stücke gespielt werden. An der Stelle hat es sich definitiv rentiert, dass Schmid einer vom Fach ist und die entsprechenden Verbindungen hat – die Dokumentation gleicht oft einem Gespräch unter Freunden.

Ein bisschen Humor findet sich auch immer mal wieder in den einzelnen Interviews. So wird aus der Frage, ob sich aus den jeweils gespielten Instrumenten Rückschlüsse auf die Musiker ziehen lassen, gleichzeitig auch die Möglichkeit einer Beziehung innerhalb des Orchesters zum Thema gemacht. Antwort: „Nein, ich könnte mir keine Beziehung mit einem Hornisten vorstellen.“ Und auch Hofmanns Ausführungen zu den textlichen Qualitäten von Richard Wagner lassen einen zumindest schmunzeln.

Schön, aber zahnlos
Ein bisschen mehr Tiefgang hätte bei dem fröhlichen Austausch sicher nicht geschadet, von einigen Momenten, wenn die Tänzer gedrillt werden einmal abgesehen fehlt es Ganz große Oper an Schärfe. Und so richtig mutig ist die Umsetzung auch nicht geworden: Der Dokumentarfilm fährt bei der Inszenierung seines Themas auf ziemlich festgelegten Bahnen. Dennoch ist es ganz schön und kurzweilig, für anderthalb Stunden in diese etwas eigene Welt einzutauchen und die prächtigen Kulissen zu genießen – selbst wer mit der Musik nicht viel anfangen kann, darf hier einiges sehen und hören.



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Auch wenn „Ganz große Oper“ sich lieber etwas an der Oberfläche aufhält und dem Regisseur die kritische Distanz zu seinem Thema fehlt: Der Dokumentarfilm über die Bayerische Staatsoper in München gibt einige interessante Einblicke und vergisst dabei auch den Humor nicht.