Jacques Entdecker der Ozeane
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Jacques – Entdecker der Ozeane

(„L’Odyssée“ directed by Jérôme Salle, 2016)

Jacques Entdecker der Ozeane
„Jacques – Entdecker der Ozeane“ ist seit 7. April 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Als Jacques Cousteau (Lambert Wilson) mit seiner Frau Simone (Audrey Tautou) und den beiden Söhnen in ein paradiesisches Haus an der französischen Mittelmeerküste zieht, hätte er eigentlich schon seinen Lebensabend genießen können – dank seiner geldbringenden Erfindung von Unterwassergeräten. Aber das reichte dem Korvettenkapitän nicht. Vielmehr träumte er davon, auf große Reise zu gehen und die Unterwasserwelt zu entdecken. Dafür ist er sogar bereit, seine Söhne in ein Internat zu stecken. Jahre später ist Cousteau dank seiner Filme weltberühmt geworden, seine Kinder erwachsen. Während sein Sohn Jean-Michel (Benjamin Lavernhe) Architekt werden will, hat dessen Bruder Philippe (Pierre Niney) ebenfalls sein Herz für die Ozeane entdeckt – was zu einer späten Annäherung, aber auch vielen Konflikten führt.

Kaum ein Naturforscher genoss wohl einen vergleichbaren Ruhm wie Jacques Cousteau. Vor allem dessen Filme, darunter der mit einem Oscar und der Goldenen Palme ausgezeichnete Dokumentarfilm Die schweigende Welt, haben Geschichte geschrieben. Aber wer war eigentlich der Mensch hinter der ikonischen roten Mütze und der Kamera? Dieser Frage geht sein Landsmann Jérôme Salle (Zulu) auf den Grund, oder versucht es zumindest. Ein einzelner Film wird dabei einem Leben, das derart bewegt war und immerhin 87 Jahre dauerte, natürlich nicht gerecht. Kann es auch nicht. Anstatt den großen Bogen vom Anfang bis zum Ende zu schlagen, wählte der Regisseur und Co-Autor daher vor allem den Mittelteil, der von Ruhm, aber auch vielen Konflikten geprägt war.

Die hässlichen Seiten eines strahlenden Helden
Eine reine Heldenverehrung ist Jacques – Entdecker der Ozeane dabei nicht. Tatsächlich hat man zuweilen den Eindruck, Salle wolle um jeden Preis die Ikone in Verruf bringen. Vergleichbar zum deutschen Kollegen Grzimek wird hier mit den hässlichen Seiten nicht hinterm Berg gehalten. Schon die frühe und erschreckend gleichgültige Entscheidung, die beiden Kinder in ein Internat zu geben – wo sie Jahre bleiben werden –, sorgt nicht unbedingt für gesteigerte Sympathiewerte. Die Art und Weise, wie er seine Frau vernachlässigte und anscheinend mit jedem Rock betrog, der Cousteau über den Weg lief, legt nahe, dass Menschen ihm nie wirklich wichtig gewesen sein. Noch schockierender ist dabei nur noch, wie der Franzose auch Tiermisshandlung in Kauf nahm, um seine Filme drehen zu können.

Sehenswert ist Jacques – Entdecker der Ozeane dann zum einen der persönlichen Dramen und der guten Besetzung wegen. Gerade die offen ausgetragenen Duelle zwischen Schauspielveteran Lambert Wilson (Wilde Hunde – Rabid Dogs, Unterwegs mit Jacqueline) und seinem jüngeren Kollegen Pierre Niney (Frantz) sorgen regelmäßig für Spannung. Aber auch das ewige Jungmädchen Audrey Tautou (Die fabelhafte Welt der Amélie, L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr) hinterlässt Eindruck, da sie entgegen ihrem Image mit der Zeit zu einer verbitterten Großmutter mutiert, der nur noch ihr altes Boot geblieben ist. Solche großen Zeitspannen – der Film umfasst mehrere Jahrzehnte – per Maske auszudrücken, nimmt oft etwas komische Folgen an. Hier überzeugt der allmähliche Wandel der Protagonisten jedoch ohne Einschränkungen, man nimmt dem Ensemble ab, was es da tut.

Bilder einer aufregenden anderen Welt
Visuell lässt sich an dem Biopic ohnehin nichts aussetzen. Vor allem die zahlreichen Naturaufnahmen von dem idyllischen Mittelmeerurlaub über die gefährliche Begegnung mit Haien bis zu der majestätischen Eiswüste der Antarktis lassen noch einmal den Zauber einer Zeit aufleben, als die Welt noch ein großer Abenteuerspielplatz war. Inhaltlich ist das Biopic nicht ganz so aufregend: Trotz einer Laufzeit von über zwei Stunden ist vieles hier sehr gehetzt. Konflikte entstehen so schnell wie sie verschwinden, mancher Sinneswandel lässt einen etwas verwirrt zurück. Sonderlich kreativ ist der Umgang mit dem umfangreichen Material auch nicht, da werden größtenteils brav chronologisch einzelne Etappen abgearbeitet. Pflichterfüllung statt Leidenschaft ist angesagt. Als solche ist Jacques – Entdecker der Ozeane dann aber eben doch gelungen, erzählt bildgewaltig, unaufgeregt und mit einer tollen Ausstattung die Hintergründe eines bedeutenden Mannes. Abgerundet wird der Film durch einen wuchtigen Score des Oscar-Lieblings Alexandre Desplat, der zuvor schon andere Biopics wie The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben und Philomena veredelt hat.



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Jacques Cousteau, der große Meeresforscher und Umweltkämpfer? Nicht ganz: „Jacques – Entdecker der Ozeane“ erzählt von dem Ruhm, aber auch den diversen Schattenseiten der Ikone. Das mag erzählerisch nicht originell sein, ist aber doch bildgewaltig und gut besetzt.
7
von 10