Jagdfieber 3
© Sony Pictures

Jagdfieber 3

(„Open Season 3“ directed by Cody Cameron, 2010)

Jagdfieber 3Es war eigentlich eine schöne Tradition: Bär Boog, Hirsch Elliot und die große weite Wildnis. Doch dieses Jahr muss das launige Männerwochenende ausfallen: Elliot hat keine Zeit, da seine angetraute Giselle schon andere Pläne hat. Und die haben Vorrang. Frustriert macht sich Boog deshalb allein auf den Weg. Denn was ein echter Bär ist, der hat auch alleine Spaß! Dachte er zumindest. So richtig toll ist der Solo-Ausflug dann aber doch nicht. Zum Glück stößt er beim Herumreisen jedoch auf einen Zirkus, in dem tatsächlich auch andere Bären leben, darunter die reizende Ursa. Was Boog dabei nicht ahnt: Es handelt sich um einen Wanderzirkus, der schon bald die Reise nach Russland antritt.

Das Gesetz der Serie besagt ja, dass alles, was stark anfängt, später zwangsläufig schwächer wird. Was aber, wenn der Anfang schon nicht so toll ist? Jagdfieber ist so ein Fall. Der Debütfilm von Sony Pictures Animation war zwar mit einem ordentlichen Budget ausgestattet und konnte auch einige bekannte Namen vorweisen. Doch das bringt nicht so viel, wenn einfach keine Idee da ist, um aus der Situation was zu machen. Das traf auf den ersten Teil der Reihe, auf Jagdfieber 2, der direkt für den Videomarkt produziert wurde. Bei Jagdfieber 3 sah es – wenig überraschend – ganz ähnlich aus.

Eigene Ideen verzweifelt gesucht
Das Hauptproblem ist deshalb mal wieder, dass dem Drehbuchautor David I. Stern, der schon beim letzten Mal ran durfte, keine eigene Geschichte eingefallen ist. Also wird geklaut, von anderen, von sich selbst, dabei so weit verwässert, bis eigentlich gar nichts mehr so richtig übrigbleibt. Jagdfieber ist eine dieser Reihen, die davon überzeugt ist, dass es reicht hundert Mal erzählte Geschichten mit Tieren nachzuspielen, um eine Daseinsberechtigung zu haben. Natürlich funktioniert das so irgendwie, Klischees entstehen schließlich nie aus dem Nichts heraus. Und die junge Zielgruppe dürfte mit dem Ergebnis auch ganz zufrieden sein, sonst hätte es da nicht mehrfach Nachschlag gegeben. So richtig klar wird es jedoch nie, warum denn nun ausgerechnet diesen Film mit nach Hause nehmen sollte, wo es im überlaufenen Animationsbereich doch genügend Alternativen gibt.

Am ehesten sind es noch die kauzigen Figuren, die dazu einladen, hier dabeizubleiben. Die kleinen Hasen zum Beispiel, die mal wieder für alle möglichen Situationen missbraucht werden – der beste Running Gag der Reihe. Oder auch der Dackel Hr. Wiener, der im englischen Original erneut mit einem herrlich falschen deutschen Akzent redet. Und dann wäre da noch das südamerikanische Lama Alistair, der witzigste Neuzugang des dritten Teils. Ansonsten aber bleibt alles beim alten, Boog und Elliot haben kein wirkliches Interesse daran, sich weiterzuentwickeln. Also werden die Witze, die schon beim ersten Mal altbacken waren, zum wiederholten Male bemüht, ohne ein Deut lustiger geworden zu sein.

Ein Wald voll falscher Ecken und Kanten
Dass es einem bei Jagdfieber 3 regelmäßig die Laune verdirbt, liegt aber auch an der schwachen Optik. Von den ungewöhnlichen Designs einzelner Figuren einmal abgesehen war die Reihe zwar von Anfang an eher unauffällig, ganz so schlicht wie hier muss es am Ende dann aber doch nicht sein. Die Hintergründe sind rudimentär, überall gibt es Ecken und Kanten, sofern sich denn überhaupt mal ein Objekt in die Einöde verirrt. Des Öfteren fragt man sich, ob der zusammen mit Reel FX Creative Studios (Manolo und das Buch des Lebens) produzierte Film tatsächlich aus dem Jahr 2010 stammt und nicht in Wahrheit ein paar Jahre im Giftschrank vergessen wurde. Schraubt man seine Ansprüche weit genug runter, kann man hiermit ebenso wie mit dem nichtssagenden Inhalt sicher gut leben. Man könnte seine Zeit aber auch anderweitig verwenden.



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Auch der dritte Teil um Bär Boog, Hirsch Elliot und die anderen Waldbewohner verzichtet darauf, eine wirklich eigene Geschichte oder selbst ausgedachte Witze erzählen zu wollen. Das Ergebnis funktioniert zwar so irgendwie, ist letzten Endes aber so banal und ausgebrannt, dass der Spaßfaktor eher gering ist – zumal die Optik nach wie vor enttäuscht.
4
von 10