(„Lupin III: Napoleon no jisho wo ubae“ directed by Osamu Dezaki, 1991)
Ein Wettrennen von Madris bis nach Paris? Da ist Lupin III doch immer gern dabei. Vor allem, wenn es einen derart tollen Preis zu gewinnen gibt: das Wörterbuch von Napoleon. Das ist nicht nur von historischem Wert, sondern soll auch Informationen enthalten, wo der versteckte Schatz der Familie Lupin zu finden ist. Dummerweise sind aber auch andere darauf scharf: Von den finanziellen Folgen des Golfkrieges überlastet versuchen die sieben mächtigsten Staaten der Welt, ebenfalls an das Erbe zu kommen und schicken dem Meisterdieb daher ihre Geheimdienste hinterher. Und auch Inspektor Zenigata will da nicht zurückbleiben, ist die Ergreifung von Lupin doch sein Lebenswerk.
Aller guten Dinge sind drei, heißt es ja eigentlich ganz gerne. So gesehen hätte Napoleon’s Dictionary richtig gut werden müssen: Nicht nur handelt es sich dabei um das dritte TV-Special rund um den beliebten Meisterdetektiv Lupin III, es ist auch die dritte Regiearbeit von Osamu Dezaki in Folge. Dennoch, eine wirkliche Steigerung ist hier nicht auszumachen. Im Gegenteil, vergleicht man die Jagd nach dem besonderen Wörterbuch mit den beiden vorangegangenen Specials (Bye Bye Lady Liberty, The Hemingway Papers), dann ist das hier ein doch spürbarer Rückschritt.
Das sah alles schon mal besser aus
Vor allem aber ist es ein sichtbarer Rückschritt. Auch wenn wie immer das Stammstudio Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Detektiv Conan – 1. Film: Der tickende Wolkenkratzer) hier die grafischen Fäden zieht, so ist das Ergebnis nicht auf dem Niveau der Vorgänger. Zugegeben, die Umsetzungen von Monkey Punchs Kultmanga fing seinerzeit mit der ersten Serie so hässlich an, dass selbst das hier einen Fortschritt darstellt. Wer aber die grafisch durchaus beeindruckenden Teile gesehen hat, von The Mystery of Mamo bis hin zu The Fuma Conspiracy, der ist dann doch deutlich Besseres gewohnt. Die Animationen sind gröber geworden, bei den Hintergründen ist Sparküche angesagt. Und auch die kleinen Effekte, die man in den letzten Specials eingebaut hatte, fehlen nun.
Wäre der Inhalt dafür gut, man hätte diese optischen Rückschritte vielleicht ignorieren können. Aber wie schon bei den anderen Specials hat sich da niemand wirklich mit Ruhm bekleckert. Die historische Figur des Napoleon wurde wie auch Hemingway zuvor nicht wirklich in die Geschichte integriert. Es reichte den Machern wohl, einen berühmten Namen einzuwerfen und denselben Scherz – im Wörterbuch von Napoleon fehlt das Wort „unmöglich“ – ständig zu wiederholen. Richtig witzig ist das nicht, so wie allgemein die Gags nicht so recht zünden wollen. Nicht einmal die absurden Verfolgungsjagden, die frühere Abenteuer von Lupin auszeichneten, darf man hier genießen.
Ein tolles Szenario, aber nur wenige Folgeideen
Das ist auch deshalb so unverständlich, weil das Szenario das vielleicht beste der ersten drei Specials ist. Es fängt zum einen mit wunderbaren kleinen Spitzen gegen die Mächtigen dieser Welt an, die den Golfkrieg allein aus wirtschaftlicher Sicht betrachten. Zum anderen ist die Kombination eines Wettrennens und vieler Parteien, die den gewitzten Dieb verfolgen, eine ideale Voraussetzung für die übliche Mischung aus Humor, Abenteuer und Krimi. Die ist im Grundsatz hier auch erhalten geblieben, ohne aber dass man wirklich etwas daraus gemacht hätte. Das ungemeine Potenzial der multinationalen Schatzsuche wurde nicht einmal ansatzweise ausgenutzt. Ein paar witzige Szenen gibt es, vor allem das mal wieder exzentrische Verhalten vom ehrenwerten Sidekick Goemon. Ansonsten aber begnügte man sich damit, dass die Figuren Szenen wiederholen, die sie früher schon mal hatten. Insgesamt fehlt bei Napoleon’s Dictionary dann auch der zwingende Grund, ausgerechnet diesen Teil anschauen zu wollen. Fans machen nicht so ganz was verkehrt damit, der Rest kann sich die Anschaffung des US-Imports aber sparen.
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