(„One Piece: Strong World“ directed by Munehisa Sakai, 2009)
Das haben sie nun davon. Da wollten Ruffy und seine Crew einfach nur nett sein und das andere Schiff vor dem heranbrausenden Sturm warnen und dann das. Sicher: Dankbar sind Shiki und seine Männer schon. Und auch beeindruckt, dass Nami von dem Unwetter wusste, noch bevor es die eigene Mannschaft bemerkte. Ein bisschen zu beeindruckt vielleicht. Am Ende hat Shiki nämlich gar nicht vor, diese talentierte junge Dame wieder gehen zu lassen. Sie solle sich doch lieber ihm anschließen, notfalls mit ein bisschen Druck. Während die Strohhut-Bande nun versucht, ihr Mitglied vor dem Unhold zu beschützen, müssen sie feststellen, dass dieser noch einen ganz anderen, sehr viel abscheulicheren Plan verfolgt.
Im Jahr 2009 waren Eiichiro Odas Manga „One Piece“ und dessen diverse Adaptionen zu einer solchen Institution geworden, dass selbst die jährlich erscheinenden Kinofilme nicht viel mehr als (erfolgreiche) Routine waren. Umso mehr, da sie die Kontinuität der Vorlage nicht stören durften und damit automatisch immer irgendwo belanglos blieben. Doch beim 10. Ausflug auf die große Leinwand sollte alles anders werden: Kein Geringerer als Oda selbst war es, der für Strong World die Geschichte schrieb. Nach zahlreichen Filmen, die sich so ähnlich waren, dass man sie teilweise kaum noch voneinander entscheiden konnte, bekam die Geschichte um Shiki und dessen bösen Pläne automatisch mehr Gewicht.
Der Altmeister zeigt, wie es geht
Tatsächlich ist Strong World auch einer der besseren Teile der inzwischen kräftig angewachsenen Filmreihe. Das liegt jedoch weniger daran, dass Oda sich so wahnsinnig viel überlegt hätte. Es ist eher die Ausführung, die überzeugt. Eigentlich ist der zehnte Großauftritt von Ruffy und den anderen ein sehr klassischer geworden. Mal wieder ist es ein Crewmitglied, das entführt wurde. Mal wieder ist es ein Pirat, der von einer der Teufelsfrüchte genascht hat und entsprechend mächtig ist, alle anderen unterjocht oder dies zumindest will. Mal wieder läuft es darauf hinaus, dass Ruffy in einem Duell dem Bösewicht zeigt, wo der Gummihammer hängt.
Was dem Film im Ablauf an Kreativität fehlt, das macht er aber in der Detailarbeit wieder wett. Und mit seinem Hang zur unbekümmert-bescheuerten Verrücktheit. Strong World beginnt mit einer Sequenz, in der die Piraten versuchen, Tieren zu entkommen – eines größer und kurioser als das andere. Das weckt selige Erinnerungen an den dritten Film Chopper auf der Insel der seltsamen Tiere. Nur dass dieses Mal die Menagerie gleichzeitig auch eine heftige Bedrohung darstellen darf. Wie furchteinflößend so eine Gottesanbeterin sein kann, das weiß man schließlich erst, wenn diese größer als ein Haus ist. Spannend ist das trotz allem weniger, da es hier aufgrund besagter Füllerproblematik keine einschneidenden Veränderungen geben darf. Das Ergebnis steht damit schon fest.
Die üblichen Stärken ohne wenn und aber
Aber auch mit dem Bekannten kann man ja seinen Spaß haben. Und so kombiniert Strong World erneut reichlich temporeiche Action mit einem fantasievollen Ambiente und Figuren, die zu den verrücktesten im Manga- und Animeuniversum zählen. Die meisten zumindest. Ausgerechnet Shiki ist in der Hinsicht ein wenig enttäuschend, seine Spezialfähigkeit vergleichsweise zahm – da hat beispielsweise der Gegenspieler aus Gold mehr zu bieten. Dafür hat er aber seine Helfer und Helfershelfer, welche die Fackel der Albernheit voller Stolz emporrecken und sich für keinen Blödsinn zu schade sind. Sie bekommen sogar mehr zu tun als diverse Mitglieder der Strohhut-Bande, die unter einem Problem leiden, das viele One Piece-Filme plagt: Zwei Stunden sind nicht genug, um dem farbenfroh-durchgeknallten Kuriositätenkabinett gerecht zu werden. Wer dieses übrigens nicht schon aus der Serie oder dem Manga kennt, hat schlechte Karten: Erklärt wird hier nur wenig. Dafür umso mehr gezeigt: Das Traditionsstudio Toei Animation (Die Schatzinsel, Dragon Ball Z – Kampf der Götter) hat alle Hände voll zu tun, bei dem herumtobenden Wahnsinn mit den Animationen hinterherzukommen. Das ist insgesamt ordentlich umgesetzt, wenn auch nicht wirklich überragend. Vor allem die CGI-Elemente stechen schon ein wenig hervor. Trotzdem, Spaß macht die Piratenjagd, da sich Film Nummer zehn auf die eigenen Stärken beruft und diese nutzt – ohne große Ambitionen, dafür aber routiniert und effektiv.
(Anzeige)