(„Prometheus“ directed by Ridley Scott, 2012)
Ein Zufall kann das nicht sein: An zahlreichen antiken Stätten wurden mysteriöse Zeichen gefunden, die sich nicht nur sehr ähnlich sehen, sondern auch auf ein weit entferntes Ziel im Universum hindeuten. Ob dort der Ursprung der Menschheit liegt? Ein Forschungsteam, das von Meredith Vickers (Charlize Theron) angeführt wird, soll zu dem fernen Planeten fliegen und der Sache auf den Grund gehen. Auch Kapitän Janek (Idris Elba), die Wissenschaftler Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) und Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) und der Android David (Michael Fassbender) gehören dem Team an. Tatsächlich finden sie nach einer langen Reise Hinweise auf eine fremde Zivilisation. Doch was genau ist dort vorgefallen? Woran sind die Wesen gestorben?
Man soll das Eisen schmieden so lange es heiß ist. Aber was tun, wenn nach diversen Experimenten nicht mehr geblieben ist als lauwarme Reste? Während Alien und Aliens – Die Rückkehr zu den Klassikern der Horror-Science-Fiction-Sparte zählen, war die Resonanz auf die späteren Filme Alien 3 und Alien: Die Wiedergeburt deutlich verhaltener. Und auch die Einspielergebnisse gingen zurück, obwohl die Budgets enorm gestiegen waren – von dem Spin-off Alien vs. Predator einmal abgesehen. So richtig naheliegend war es daher nicht, dass 15 Jahre nach dem vierten Teil noch ein Prequel das Licht der Welt erblicken sollte.
Würdiger Anschluss an eine alptraumhafte Vision
Wobei, das mit dem Prequel ist so eine Sache. Zwischendurch gibt es immer mal wieder kleine Anspielungen und Verweise, typischer Fanservice eben. Insgesamt ist die Geschichte aber eigenständig und auch ohne Kenntnis des Klassikers gut anzuschauen. Es gibt dabei auch einige Argumente, warum man das tun sollte. Das erste und mit Abstand größte ist die Optik: Regielegende Ridley Scott, der hier zu seinen kommerziell erfolgreichen Wurzeln zurückkehrt, hatte hier auch als Mittsiebziger noch ein Händchen – und ein Äuglein – für fantastische Kulissen. Ob es die anfängliche Kamerafahrt durch die Natur ist oder der spätere Planet, der sich an den alptraumhaften Designs des Schweizer Künstlers H. R. Giger orientiert, zu sehen gibt es in Prometheus einiges.
Kritisch wird es jedoch, wenn aus dem Film mehr werden soll als ein düsteres Gemälde. Schon die Actionszenen sind nicht unbedingt mitreißend geworden. Gleiches gilt für die Horrorelemente, denen jeglicher Esprit abgeht. Jede Begegnung mit den Abgründen verläuft genau so, wie man es erwartet, genau so, wie unzählige andere Horrorfilme es auch tun. An manchen Stellen muss man sogar mehrfach hinschauen, um sich zu vergewissern, dass das hier kein No-Name-Trashstreifen ist, den man in der Grabbelkiste gefunden hat. Und das ist angesichts der vielen namhaften Darsteller schon eine ziemliche Enttäuschung.
Brillant ist, wer Dummes tut
Andererseits: Richtig viel bekommt die Prominenz hier ja auch gar nicht zu tun. Fassbender hat hier noch die dankbarste Rolle: ein undurchsichtiger Android, der gern mal versucht, Menschen zu kopieren, um sich auch selbst zu verstehen. Das erledigt er mit Bravour, erwartet, übernimmt das Multitalent doch ohnehin gern mal sozial gestörte, distanzierte Figuren (Shame, Frank). Der Rest des Personals ist in den besten Fällen nur langweilig, oft sogar ziemlich ärgerlich. Warum sich vermeintlich brillante Köpfe derart dämlich verhalten, das wissen vermutlich nicht einmal unsere außerirdischen Schöpfer. Und selbst wenn sie mal nicht jeden gesunden Menschenverstand mit Füßen treten, verhalten sie sich kaum nachvollziehbar.
Dafür zeigt sich Prometheus an anderer Stelle etwas ambitionierter. Immer wieder werden Fragen zur Schöpfung gestellt. Zu unserer Rolle als Menschen. Zu Selbstbestimmung. Antworten gibt es aber keine, das will man dem Zuschauer überlassen. So etwas kann in den richtigen Händen zu wertvollen Denkanstößen führen. Leider war man hier aber genauso plump wie beim Horrorteil. Vergleichbar zu Ghost in the Shell entsteht schnell der Eindruck, dass man intelligenter und anspruchsvoller sein wollte, als man letztendlich ist. Das bloße Erwähnen existenzieller Überlegung soll diese ersetzen. Nun muss natürlich nicht jeder Film die eigenen grauen Zellen herausfordern, gegen nettes Popcorn-Blockbuster-Kino ist nichts einzuwenden. Bei Scott wird jedoch nichts Halbes und nichts Ganzes daraus: Für echte philosophische Auseinandersetzungen ist das hier zu dünn und einfallslos, für spannende Horroraction zu umständlich und zu wenig fokussiert. Immerhin: Eine offene Frage bleibt auch über die Credits hinaus interessant und lässt einen zumindest etwas neugierig werden, was in Alien: Covenant und den bereits angekündigten Nachfolgern noch alles passiert.
(Anzeige)