(„Pumpkin Scissors“ directed by Katsuhito Akiyama, 2006/2007)
Der verheerende Krieg hat endlich ein Ende, überall machen sich die Menschen an die Arbeit, das zerstörte Land wiederaufzubauen. Doch nicht alle wollen dafür etwas Konstruktives beitragen. Manche nutzen vielmehr das Chaos, um das wenige zu plündern, was der Bevölkerung geblieben ist. Die Verbrechensrate ist nach wie vor auf einem Rekordniveau. Und dem Adel ist ohnehin egal, was mit den Leuten passiert. Eine von Lt. Alice Malvin angeführte Spezialeinheit des Empires, die Pumpkin Scissors, soll dafür sorgen, dass beim Wiederaufbau Recht und Ordnung eingehalten werden. Keine leichte Aufgabe: Wohin sie auch schauen, Not und Hunger stehen an der Tagesordnung, die Wunden des Krieges sind noch lange nicht verheilt.
Animes, die zu Kriegszeiten spielen, sind nun wirklich keine Seltenheit. Ob wir in Fantasy-Welten unterwegs sind (Record of Lodoss War), in einer fernen Zukunft (Venus Wars) oder im realen Zweiten Weltkrieg (The Cockpit) – die Möglichkeiten, sich gegenseitig eins auf die Mütze zu geben, sind endlos. Insofern wäre es ein Leichtes, Pumpkin Scissors als lediglich eine weitere Animeserie abzutun, die mit dem Leid der Menschen Spannung (und Einnahmen) erzeugen will. Tatsächlich ist die Adaption von Ryotaro Iwanagas Manga aber durchaus interessant, indem ausnahmsweise eben nicht der Krieg selbst im Mittelpunkt steht, sondern dessen mühselige Aufbereitung.
Unterwegs in einer stimmungsvoll kaputten Welt
Eines muss man dem Anime dann auch lassen: Er ist recht geschickt darin, vor den Augen der Zuschauer eine Welt aufzubauen. Eine fortlaufende Handlung hat Pumpkin Scissors nicht, vielmehr reisen Alice und ihr Team à la Kino’s Journey durchs Land, lernen die Menschen und Nöte kennen, versuchen nach bestem Wissen und Gewissen Lösungen zu finden und zu helfen. Über mangelnde Abwechslung braucht man sich hier daher nicht zu beschweren. Mal geht es gegen skrupellos-grausame Adlige. Dann gilt es, einen Drogenring zu sprengen. Manchmal muss die Einheit einfach nur dafür sorgen, dass ihnen die Bevölkerung nicht vor der Nase verhungert. Und dann wäre da noch das Geheimnis um Corporal Randel Oland, dessen finstere Vergangenheit immer mal wieder durchscheint.
Über eine beachtliche Strecke ist die Serie dann auch eine sehenswerte Alternative zu den sonstigen Anime-Kriegsszenarien geworden. Mit der Zeit werden aber auch die Schwächen immer offensichtlicher. Zum einen gelang es Regisseur Katsuhito Akiyama (Bastard!!, Armitage III: Dual-Matrix) nicht, der Geschichte eine wirkliche Richtung zu geben. Ein roter Faden? Den wird man in den Kriegswirren vergeblich suchen. Vor allem aber konnte man sich bei der Manga-Adaption nicht darauf einigen, welchen Ton man ihr geben wollte. Auf eine wenig überzeugende Weise wird hier zwischen Drama, Action und Comedy hin und her gewechselt. Alles kann, nichts muss. Da wird im einen Moment dafür gekämpft, dass die Menschen nicht verhungern, nur damit im nächsten das offensichtlich prächtig ausgebildete Geschlechtsteil von Oland zum Thema wird.
Ein Schrecken ohne richtiges Ende
Vor allem zum Ende hin suchte man etwas verzweifelt nach einer zu erzählenden Geschichte. Grund: Der Manga war nicht abgeschlossen – ist es bis heute nicht –, es musste also ein anderes Finale her. Also ließ man den Konflikt zwischen Adel und einfacher Bevölkerung noch einmal ausbrechen. Oder auch fünf Mal. Was packend hätte werden sollen, ist jedoch das ziemliche Gegenteil. Nur mühselig schleppt sich die 24-teilige Serie über die Ziellinie, wiederholt, wiederholt, wiederholt, ersetzt neue Ideen durch ein gesteigertes Maß an Pathos und Holzhammerdrama. Wirkliche Antworten jedoch, auf die vielen zuvor gestellten Fragen, die hat hier niemand auf Lager. Und das ist angesichts der interessanten Ideen und der soliden Optik der Animationsstudios Gonzo (Full Metal Panic!, Last Exile) und AIC (Green Legend Ran, The Hakkenden) schon recht schade. Für ein solides Ergebnis reicht es in der Summe schon. Aus dem Grundgedanken hätte man aber deutlich mehr machen können.
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