The Affair Staffel 2
© Paramount Pictures

The Affair – Staffel 2

(„The Affair – Season 2“ directed by Jeffrey Reiner  et al., 2015)

The Affair Staffel 2
„The Affair – Season 2“ ist seit 6. April 2017 auf DVD erhältlich

Die Sommeraffäre von Noah (Dominic West) und Alison (Ruth Wilson) liegt nun schon eine Weile zurück. Doch die Sache mit dem Alltag will nicht so recht klappen. Während die zwei zusammengezogen sind und Noah unter Hochdruck an seinem Buch arbeitet, droht die Scheidung von Helen (Maura Tierney) zu einer richtigen Schlammschlacht zu werden. Vor allem die Frage des Sorgerechts sorgt immer wieder für neue Konflikte. Aber auch Alisons Exmann Cole (Joshua Jackson) hat schwer mit der Trennung zu kämpfen. Und dann wäre da noch der verheerende Autounfall, der Coles Bruder Scott das Leben gekostet hat. Oder war es am Ende doch kein Unfall?

Das Phänomen dürfte jeder kennen: Wer sich mit zwei Leuten über eine gemeinsam erlebte Situation austauscht, der bekommt auf diese Weise drei verschiedene Versionen derselben Geschichte. Mindestens. Das kann auch filmisch interessant sein, wenn man derlei subjektive Variationen der Wahrheit in die Handlung einbettet – etwa bei Rashomon und 8 Blickwinkel. Sarah Treem und Hagai Levi wollten dieses Prinzip noch etwas weiter ausbauen und wendeten es bei The Affair auf eine zwar nicht schöne, aber doch alltägliche Geschichte an. Ehebruch kommt schließlich in den besten Familien vor. Und die der Dramaserie sind dabei noch nicht einmal besonders gut. Im Gegenteil.

Viel Mut zur charakterlichen Hässlichkeit
In Staffel eins war es noch vergleichsweise einfach, mit den Figuren mitzufühlen. So traurig es auch ist, wenn Familien auseinandergerissen werden – vor allem, wenn da noch vier Kinder mit drinhängen –, man hatte das Gefühl, dass es den Beteiligten wirklich leid tat. Solche Illusionen sind bei der zweiten Staffel schnell verflogen. Er habe nur einen einzigen Fehler gemacht, sagt Noah gegen Ende einmal und zeigt dadurch nur, wie wenig Einsicht er in das Seelenleben der anderen hat. Und wie wenig selbstkritisch er vorgeht. Selbstmitleid ist dafür umso mehr vorhanden, bei jeder Begegnung fühlt er sich missverstanden, ausgenutzt, ungewürdigt.

Damit ist er eigentlich eine wunderbare Zielscheibe für Spott und Verachtung von Seiten der Zuschauer. Der geborene Gegenspieler. Dumm nur: Bei den anderen sieht es nicht besser aus. Wenn Helen mit dem attraktiven Arzt Dr. Vic Ullah (Omar Metwally) anbandelt, fragt sie ihn – und sich – ob er ein netter Kerl ist, der sich wie ein Arschloch verhält, oder ein Arschloch, der sich nett verhält. Dessen Gegenfrage: „Macht das einen Unterschied?“ Nicht nur an der Stelle hinterfragt The Affair, was wir eigentlich von unseren Protagonisten erhoffen oder erwarten. Reine Sympathieträger gibt es nicht, jeder entdeckt hier mit der Zeit seine schwachen bis ausgesprochen hässlichen Seiten. Nicht ohne Grund lautet der Titel von Noahs Buch „Descent“.

Will ich das alles wirklich noch wissen?
Ganz unkritisch ist dieser etwas andere Ansatz nicht. Während beispielsweise bei der ebenfalls alltagsorientierten Serie Togetherness die Figuren trotz ihrer vielen Fehler einladen, ihnen Glück zu wünschen, fehlt hier dieser Daumendrückansatz. Das Suhlen im seelischen Dreck ist nicht ohne Faszination. Gleichzeitig läuft die Serie aber auch immer wieder Gefahr, dass man schlicht das Interesse an den Charakteren verliert. Dass einem egal ist, was mit ihnen noch passiert. Noch ist es aber nicht so weit, was auch mal wieder mit den hervorragenden Leistungen der Darsteller zusammenhängt. West, Wilson, Tierney – sie alle erhielten Golden Globe Awards oder waren zumindest dafür nominiert. Und man sieht ihnen dann auch wirklich gern zu, wie sie sich und anderen das Leben zur Hölle machen.

Dafür schwächelt die zweite Staffel an anderer Stelle. Wurde der Perspektivenwechsel in der Vorgängerin noch dazu genutzt, subjektive Wahrnehmung zu verdeutlichen und damit auch die Figurenprofile zu schärfen, wird es dieses Mal deutlich schlichter. Das Format wurde beibehalten, zusätzlich noch um die Blickwinkel von Helen und Cole erweitert. Aber diese haben der Geschichte nicht wirklich etwas hinzuzufügen. Wären da nicht die Kapitelbezeichnungen, man wüsste oft nicht, wer da eigentlich aus seinem Leben erzählt. Stattdessen werden im Krimistil Hinweise angesammelt, die im Laufe der zwölf Folgen erzählen, was wirklich hinter dem Unfall steckt. Die Auflösung ist dann auch reichlich spektakulär, so wie The Affair dieses Mal allgemein gern auf den Putz haut. Zu gern. Als wäre die eine Affäre nicht genug, werden hier ohne Ende dunkle Familiengeheimisse dazu gepackt, schreckliche Schicksale, bis man sich fragt, ob man nicht versehentlich eine Soap Opera angeschaltet hat. Und das ist dann doch mehr, als die Serie gebraucht hätte, mehr als sie verträgt. Spannend ist das Drama trotz allem. Dass es aber jetzt schon für eine vierte Staffel verlängert wurde, lässt einen Übles für die Zukunft ahnen.



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Die zweite Staffel der Ehebruchserie macht da weiter, wo die erste aufgehört hat. Das Prinzip des Perspektivenwechsels wurde beibehalten und sogar um zwei zusätzliche erweitert. Doch nicht nur hier neigt „The Affair“ nun zur Übertreibung: Statt feiner subjektiver Spiele gibt es nun viel Holzhammerdrama. Dank der hervorragenden Darsteller ist das Ergebnis aber dennoch fesselnd.
7
von 10