(„Togetherness – Season two“, directed by Mark Duplass and Jay Duplass, 2016)
So richtig gut läuft es bei Brett (Mark Duplass) und Michelle (Melanie Lynskey) ja nicht. Das liegt nicht zuletzt an dem Seitensprung von Michelle, den sie bislang zwar verheimlicht hat, der aber doch stark auf ihr lastet. Während sie um den Erhalt ihrer Ehe kämpft, hat ihre Schwester Tina (Amanda Peet) ganz andere Sorgen: Ihre biologische Uhr hat angefangen zu ticken. Und das ist ein Problem, wenn man gar nicht so genau weiß, ob man vielleicht doch noch Kinder haben will – bevor es zu spät ist. Derweil ist Alex (Steve Zissis) immer noch fleißig damit beschäftigt, seine maue Karriere als Schauspieler anzutreiben. Einen Job hat er diesmal sogar, aber doch weit von dem entfernt, was er eigentlich gern machen würde.
Togetherness war sicher eine der schönsten Überraschungen des letzten Jahres – auch deshalb, weil sie im hart umkämpften Serienmarkt sehr bescheiden auftrat. Die ganz großen Stars hatte die Geschichte um vier Enddreißiger nicht vorzuweisen. Ebenso wenig ein originelles Szenario: Es ging um den Alltag. Nicht mehr. Nicht weniger. Der konnte manchmal etwas dramatischer werden, manchmal auch komisch sein, ohne aber in eine der beiden Richtungen deutlich auszuschlagen – weder Sitcom noch Melodram.
Und doch war genau das auch die Stärker der ersten Staffel. Wer frühere Filme der von Mark Duplass (Journey of Love, Meine beste Freundin, ihre Schwester und ich) und seinem Bruder Jay gesehen hat – etwa das wundervolle Jeff, der noch zu Hause lebt –, der weiß, dass sich die zwei gern unauffällige Menschen genauer anschauen. Nicht umwerfend gutaussehend, aber auch nicht hässlich. Keine Durchstarter, aber auch keine wirklichen Verlierer. Einfach Leute, an denen man auf der Straße vorbeigehen würde, ohne sie in irgendeiner Form zu bemerken.
Der Humor im komplizierten Alltag
Das macht die Schicksale des Quartetts natürlich zu einer dankbaren Identifikationsfläche – zumindest für die Zielgruppe, welche ebenfalls die 30 schon vor Längerem überschritten hat und begriffen hat, dass vieles im Leben sehr viel komplizierter ist als erwartet. Denn zwischen störrischen Kindern, geplatzten Träumen und konstanten Selbstzweifeln wartet viel, das einem selbst irgendwann einmal begegnet. Überflüssig ist Togetherness trotz seines Bekenntnisses zur Alltagsbanalität deswegen aber nicht. Da wäre zum einen die feine Beobachtungsgabe der Duplass-Brüder, die mit vielen kleinen Details die gewöhnlichen Situationen erst so lebendig werden lässt. Das wäre der Humor des Teams, der in sich in wunderbar schrulligen Momenten manifestiert.
Vor allem aber hat die Serie Charme: Die vier Protagonisten haben Erfahrungen gesammelt, ihre Lehren gezogen, wissen am Ende dann aber doch nicht so recht, wie das alles funktionieren soll. Ob es das bizarre Stück ist, an dem Brett und Alex arbeiten, eine wunderbare Situation, in der Tina ihre Mutterinstinkte entdeckt oder auch eine Szene, in der Michelle ihrer wütenden Verzweiflung auf eine besonders kindische – und nasse – Weise Ausdruck verleiht: Man mag die Chaoten einfach, auch wenn sie nicht vom Fleck kommen und oft an sich und der Welt zweifeln. Vielleicht sogar gerade deswegen.
Ein passendes, wenn auch zu frühes Ende
Deswegen ist es zwar sehr schade, dass nach der zweiten Staffel die Reißleine gezogen und die Serie abgesetzt wurde, aber sie tut es auf die einzige angemessene Weise: mittendrin. Eine Handlungsstränge wurden nicht ganz abgeschlossen, eine neu geöffnete Tür hätte viel Potenzial geboten für noch mehr skurrile Alltagsgeschichten, die unspektakulär und eigenwillig zugleich sind. Mit dem brutalen Mut zur Hässlichkeit, ohne sich gleich dem derben Humor zu ergeben, der in der letzten Zeit so oft amerikanische Komödien plagt. Aber so wenig wie sich das Leben an Erwartungen, Deadlines oder Sendezeiten hält, so wenig tut es am Ende auch Togetherness. Ein vergleichbar umwerfend alberner Feel-Good-Moment wie der Kick-the-Can-Wettbewerb fehlt zwar in Staffel 2. Aber die Serie bleibt ein kleines Juwel, das von sympathisch bescheuerten und wohltuend authentischen Darstellungen getragen wird. Und von Figuren, die einen manchmal zwar in den Wahnsinn treiben können, die einem aber doch schnell ans Herz wachsen.
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