(„Cloudy With A Chance Of Meatballs“ directed by Phil Lord and Christopher Miller, 2009)
Seit seiner Kindheit schon folgt Flint Lockwood dem einen großen Traum: ein Erfinder werden! Kreativ ist er auch, immer wieder fällt ihm etwas Neues ein. Bedauerlicherweise haben seine Kreationen aber nur wenig praktischen Nutzen. Mal entwickelt er Sprühschuhe, die man nicht ausziehen kann, dann erschafft er Rattenvögel. Als er es bei dem Versuch, seine Stadt zu retten, Hamburger regnen lässt, wird er zum Helden und lockt auch die hübsche Wetterreporterin Sam an. Berauscht von der vielen ungewohnten Aufmerksamkeit verspricht er, seinen Mitbürgern jeden Wunsch zu erfüllen – ohne dabei die Grenzen seiner Maschine zu berücksichtigen.
So richtig wusste man ja anfangs nicht, was einen beim neu gegründeten Studio Sony Pictures Animation zu erwarten hatte. Nachdem sie mit der einfallslosen Buddy-Tier-Komödie Jagdfieber einen zumindest achtbaren Erfolg feierten, fielt die deutlich gewitztere Surf-Mockumentary Könige der Wellen an den Kassen eher durch. Also siedelte man sich beim dritten Anlauf irgendwo dazwischen an, sowohl was den Anspruch wie auch die Qualität angeht. Und tatsächlich: Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen spielte mit einigem Abstand am meisten Geld ein.
Altbekanntes in einer leckeren Verpackung
Warum auch nicht? Bei aller Kritik, die man an dem Film üben kann, er funktioniert. Er nimmt bekannte Elemente und bewährte Mechanismen, verpackt sie neu und streckenweise sehr reizvoll. Vor allem die erste Hälfte macht Spaß, wenn Flint eine bescheuerte Erfindung nach der anderen raushaut. Wer kommt schließlich sonst auf die Idee, einen Gedankenleser für Affen zu entwickeln? Der Höhepunkt ist aber, wenn es plötzlich Hamburger vom Himmel regnet, was mit allerlei Farbenspielen und einer geradezu religiösen Ehrfurcht der Bewohner einhergeht.
Im Anschluss geht es aber nicht mit derselben Kreativität und dem Gespür für Satire weiter. Je weiter sich Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen von dem gleichnamigen 70er-Jahre-Kinderbuch von Judi und Ron Barrett entfernt, umso uninteressanter wird der Film. Im Grunde ist es nämlich die ewig gleiche Geschichte, die hier wieder mal erzählt wird. Ein unverstandener Außenseiter bekommt endlich etwas Anerkennung, ist bereit dafür seine Überzeugungen über Bord zu werfen, nur um damit eine Katastrophe auszulösen und lernen zu müssen: Schuster, bleib bei deinen Leisten.
Trotz kreativer Situation irgendwo banal
Das ist natürlich immer wieder nett. Und der jungen Zielgruppe darf man es ruhig häufiger sagen, dass Selbstverwirklichung nicht mit Selbstaufgabe einhergehen muss. Dasselbe Thema findet sich auch bei Flints Schwarm Sam wieder, die ihr Innerstes hat ignorieren müssen, um äußerlich anziehend zu sein – was zu einer sympathisch-schrulligen Liebeserklärung führt. Ansonsten geht es reichlich banal zu. Das Regie- und Drehbuchduo Phil Lord und Christopher Miller, welches Jahre später den wunderbaren The LEGO Movie drehte und derzeit am Star-Wars-Spin-off Han Solo arbeitet, verlässt sich zum Finale hin vor allem auf Tempo und Slapstick. Kinder werden bei dem farbenfrohen Spektakel ihren Spaß haben, für Erwachsene hat der Stoff aber ebenso wenig Nahrhaftes zu bieten wie das gesammelte Fast Food, das im Laufe der 90 Minuten vom Himmel regnet.
Diese Momente sind dann auch die schicksten des Films. Ansonsten ist Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen zwar absolut sauber gestaltet, arbeitet auch viel mit Kontrasten – etwa zwischen Flint und seinem Vater oder im Bereich Farben –, zeigt aber doch an mehreren Stellen, dass er jetzt bald acht Jahre alt wird. Ganz so umwerfend wie damals ist das deshalb heute erwartungsgemäß nicht mehr. Zusammen mit der inhaltlichen Austauschbarkeit bleibt so heute ein Film übrig, der sicher nett ist, dem aber die Schärfe fehlt bzw. die generationenübergreifenden Momente, die uns Lord und Miller später noch schenken sollten.
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