(„Interlude“ directed by Kevin Billington, 1968)
Der von sich selbst eingenommene Stardirigent Stefan Zelter (Oskar Werner) lässt sich in einem Interview mit Sally (Barbara Ferris) etwas zu sehr gehen, was letztendlich zu seiner Suspendierung führt. Den unfreiwilligen Urlaub nutzt er dazu, eine Affäre mit der jungen Reporterin einzugehen.
Es bleibt völlig offen, was Zelter und Sally überhaupt aneinander finden. Sicher, sie ist attraktiv und er erfolgreich, aber noch nicht mal das wird als möglicher Grund angedeutet, zumal dem Zuschauer bei einer Romanze sowieso etwas Handfesteres geboten werden sollte. Es handelt sich auch nicht um eine der impliziert zahlreichen billigen Affären von Womanizer Stelter, sondern im Gegenteil um etwas absolut Ernstes: Stelter will für Sally sogar seine Frau verlassen. Das ist tragisch-romantisch, das ist gut inszeniert – aber nachvollziehbar ist es leider nicht. Die dennoch durchaus vorhandene Chemie zwischen den beiden ist allein den hervorragenden Leistungen der Schauspieler zu verdanken, auf die sich das Drehbuch und Regiedebütant Kevin Billington zu verlassen scheinen. Ein riskantes Unterfangen, das genau so gut hätte schiefgehen können.
Trotz diverser Kürzungen: Der Film hat Längen
Oskar Werner war mit dem fertigen Filmschnitt nicht zufrieden. Die ursprünglich etwa zweieinhalb Stunden dauernde Fassung wurde auf 109 Minuten gekürzt und vor allem Werners Dirigierszenen fielen der Schere zum Opfer. Bereits der Titel Zwischenspiel gibt Auskunft darüber, wie wichtig Musik ist – es handelt sich nun mal um ein Melodram, also wörtlich um eine „Handlung mit Musik“. Auch der wunderbare Score von Georges Delerue untermalt diesen Punkt im wahrsten Sinne des Wortes. Darüber hinaus dirigiert Werner – der dabei trotz benutztem Playback auch wirklich selbst dirigiert – fantastische Stücke unter anderem von Mozart oder Tschaikowsky, was das Kürzen dieser Szene kontraproduktiv erscheinen lässt. Der Film hat ein langsames Pacing, was in Zusammenhang mit der Tatsache, dass an Originalschauplätzen gedreht wurde, oft für sehr schöne Bilder sorgt. Allerdings hat er dadurch hier und da regelrechte Längen; die Streichung anderer und das Beibehalten der vorgenannten Szenen wäre sinnvoller gewesen.
Bei aller tragischen Dramatik hat es aber auch ein gutes Stück Humor in den Film geschafft. So debütiert John Cleese als Sallys Chef, der von Stelter ignoriert wird und Sally einen Vortrag darüber hält, dass seine Stärke kurze satirische Sketche seien. Vielleicht schon eine vorausschauende Andeutung auf den Start der Serie Monty Python’s Flying Circus keine zwei Jahre später.
Erstmals auf DVD
In der Zeit nach seiner Kinoauswertung fristete Zwischenspiel ein karges Dasein auf VHS-Kassetten in wenigen Videotheken, bis der Film 1997 seine deutsche TV-Erstausstrahlung erfuhr – um Mitternacht. Diese Zeiten sind nun vorbei, denn der Film ist fast 50 Jahre nach seinem Erscheinen nun auf DVD verfügbar. Dieser liegt ein kleines Booklet bei, in dem Filmkritiker Marc Hairapetian allerlei interessante Hintergrundinformationen über den Film zusammengetragen hat. Auf fast jeder Seite gibt es einen Screenshot als schönes Farbfoto.
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