A Young Patriot
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A Young Patriot

(„Shao nian, xiao zhao“ directed by Haibin Du, 2015)

A Young Patriot
„A Young Patriot“ läuft im Rahmen des 5. Chinesischen Filmfests in München (12. bis 17. Juni 2017)

Wir in Deutschland tun uns bekanntermaßen ein wenig schwer damit, unsere Liebe für das eigene Vaterland zu zeigen. Wenn wir nicht gerade während der Fußball-Weltmeisterschaft in Schwarz-Rot-Gold erstrahlen, käme wohl niemand auf die Idee, eine Flagge zu schwenken. Es ist daher schon ein befremdliches Bild, mit dem A Young Patriot hier beginnt. Befremdlich und belustigend: Ein junger Chinese läuft durch die Straßen, mit einer Landesfahne in der Hand, als Soldat gekleidet und fordert lauthals die Diaoyu-Inseln zurück, die nach chinesischer Auffassung dem Reich der Mitte gehören. Und der Kapitän, der dort von den Japanern festgenommen wurde, solle gefälligst ebenfalls sofort freigelassen werden. Nein, einladend ist diese erste Szene nicht, in der wir den 19-jährigen Xiao Zhao kennenlernen: ein leidenschaftlicher Patriot, der im Militär oder in der Propaganda seinem Land dienen möchte.

Dafür wird es später umso interessanter. Mehrere Jahre begleitet Regisseur und Drehbuchautor Haibin Du seinen jungen Protagonisten, zeigt ihn beim inbrünstigen Singen der Nationalhymne, bei seinen Versuchen, in renommierten Unis aufgenommen zu werden. Vor allem aber zeigt er ihn, wie seine grenzenlose Liebe immer wieder auf den Prüfstand gestellt wird. Was in seinem kleinen Dorf noch alles so toll klang, stößt da draußen in der Realität immer wieder auf Widersprüche. Junge Parteigenossen, die nur der Karriere wegen der Revolution folgen, Politiker, die sich nur für das eigene Bankkonto interessieren. Ideale? Fehlanzeige.

Der Feind als Vorbild
Es ist schon bittere Ironie, wenn Zhao, der zu Beginn seiner Laufbahn noch gegen die Japaner wetterte, später gleich an zwei Stellen deren Vorzüge preisen muss. Bei einem Nebenjob im Hotel, wo sich die verhassten Konkurrenten aus Fernost sehr viel gesitteter und höflicher zeigen als seine Landsleute. Bei der Frage, worauf der Reichtum der beiden Länder basiert. Während Japan um Effizienz und Hightech bemüht ist, gibt es in China nur Ausbeutung und Umweltverschmutzung. Auch das ist natürlich eine vereinfachte Sicht der Dinge, zeigt doch aber die langsame, dafür umso größere Ernüchterung des jungen Chinesen.

Aus dem Stoff hätte man leicht ein Drama basteln können. Einen Coming-of-Age-Streifen über das schmerzhafte Erwachsenwerden. Dass es sich bei A Young Patriot jedoch um einen Dokumentarfilm handelt, macht das Gezeigte umso tragischer. Auf große Gefühlsmomente verzichtet Du dabei weitestgehend, von späteren Familienszenen einmal abgesehen. Es sind eher kleine, unscheinbare Augenblicke, welche die allmählichen Risse in den Überzeugungen Zhaos aufzeigen. Wenn wieder mal etwas nicht funktioniert hat. Wenn wieder mal unerwartete Hürden da draußen warten.

Ein interessanter, düsterer Blick auf eine Erfolgsgeschichte
Uns so wirft der Film einen insgesamt eher düsteren Blick auf das Reich der Mitte, das sich sicherlich im Aufbruch befindet, diesen oft aber auf dem Rücken der Menschen fördert. Vor allem das Ende, wenn Zhaos Familie Opfer von Zwangsumsiedelungen wird, zeigt mit erschütternden Bildern, wie weit der Weg Chinas noch ist. Schade, dass das sehenswerte A Young Patriot bislang keinen deutschen Verleih hat. Die einzige Möglichkeit für Interessenten ist derzeit das 5. Chinesische Filmfest in München  wo die Dokumentation neben dem ebenso kritischen Cotton über die chinesische Textindustrie am 14. Juni 2017 gezeigt wird.



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Ein junger Mann liebt sein Land über alles, bevor er nach und nach erkennen muss, wie sein Land wirklich ist. Das ist Stoff für Coming-of-Age-Dramen, ist stattdessen aber eine nicht minder bittere Dokumentation, die mehrere Jahre den Weg der Ernüchterung begleitet.