Berlin Falling
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Berlin Falling

(OT: „Berlin Falling“, Regie: Ken Duken, 2017)

Berlin Falling
„Berlin Falling“ läuft im Rahmen des 35. Filmfests München (22. Juni bis 1. Juli 2017) und ab 13. Juli 2017 im Kino

Seitdem Frank (Ken Duken) aus dem Krieg zurück ist, ist er einfach nicht mehr derselbe. Verfolgt von seinen Erinnerungen haust er als körperliches wie psychisches Wrack in seiner Wohnung. Frau und Kind haben ihn schon längst verlassen, lediglich der Alkohol ist ihm als treuer Begleiter geblieben. Immerhin: Nach einer längeren Funkstille darf er seine Tochter sehen. Und dafür nimmt Frank auch eine mehrere Stunden dauernde Autofahrt bis nach Berlin in Kauf. Die Aussicht auf eine rührende Familienzusammenkunft wird jedoch unterwegs empfindlich getrübt, als er den Anhalter Andreas (Tom Wlaschiha) mitnimmt. Der ist nicht nur besonders redselig und nervig, sondern trägt auch ein Geheimnis mit sich, das Frank bald in ziemliche Bedrängnis bringt.

Til Schweiger hat es getan, Matthias Schweighöfer feierte damit Erfolge, auch Florian David Fitz konnte sich ein zweites Standbein aufbauen: Immer wieder wechselten in den letzten Jahren deutsche Schauspieler das Metier und führten selbst Regie. Ohne dabei auf die Hauptrolle verzichten zu wollen natürlich. Es dürften sich daher nur wenige gewundert haben, als bekannt wurde, dass sich jetzt Ken Duken in die illustre Reihe ambitionierter Multitalente schmuggeln und selbst ein bisschen mitmischen will. Und doch ist sein Film kaum mit den obigen Beispielen zu vergleichen, viel interessanter, als es manch einer im Vorfeld vielleicht erwartet hat.

Ein unerwartet düsterer Psychothriller
Die größte Überraschung: Duken ignoriert den naheliegenden Hafen der Komödie, um sich stattdessen dem Thriller zuzuwenden. Das steht nicht nur im Kontrast zu den letzten Schauspielarbeiten Dukens, etwa der Komödie Frau Müller muss weg und dem Kinderfilm Conni & Co.. Das Genrekino ist allgemein wirtschaftlich sehr viel weniger ergiebig und massentauglich. Dass sich der gebürtige Heidelberger bei seinem Debüt an einem derart düsteren Stoff versucht, dafür gebührt ihm auch Respekt – hier geht jemand mal nicht auf Nummer sicher.

Es ist aber nicht allein der Mut, der Berlin Falling auszeichnet. Der Film hat auch über die Genreschublade hinaus einiges zu bieten. Interessant ist beispielsweise die Wahl der Schauplätze. Ein Großteil des Thrillers spielt tatsächlich nur an Bord besagten Autos, das sich so von einem Ort der Hoffnung zu einem der Verzweiflung wandelt. Und auch später wählte der Regisseur und Drehbuchautor enge, beklemmende Orte. Ausweg? Fehlanzeige. Wenn Frank aus diesem Schlamassel will, dann nur durch eigene Kraft. Obwohl es sich bei dem Protagonisten um einen Ex-Elitesoldaten handelt, ist der Beitrag vom 35. Filmfest München aber kein Actionstreifen. Denn Andreas hat schon dafür gesorgt, dass seinem ahnungslosen Fahrer die Hände gebunden sind.

Spannend, wenn auch nicht sehr glaubwürdig
Streckenweise ist das auch tatsächlich recht spannend. Die düsteren Bilder und das beengende Setting sorgen für eine wohlig bedrückende Stimmung. Und dann wäre da ja noch die große Frage, was genau Andreas eigentlich im Schilde führt. Glücklicherweise hat Duken hier mit Wlaschiha auch eine passende Besetzung gefunden. Der ist dank seiner Einsätze in Game of Thrones und Crossing Lines nicht nur düstere Inhalte gewohnt, er schafft auch wunderbar die Balance zwischen freundlicher Nervensäge und undurchsichtiger Bedrohung.

Schwierig wird es jedoch, als Berlin Falling eben mehr sein will als „nur“ ein Psychothriller. Dass er mit einer Aussage anrückt, mit Ambitionen, mit dem Anspruch auf gesellschaftliche Relevanz. Das darf er natürlich. Eigentlich ist es sogar sympathisch, wenn Duken auch hier mehr versucht als die Konkurrenz. Nur bedeutet relevant nicht automatisch gut. Es ist schon einiges, was einen der Thriller hier schlucken lässt. Zu viel, um ihm die Geschichte als Ganzes abnehmen zu wollen. Das Zusammenspiel aus Zufälligkeit und Plan überzeugt nicht, je weiter der Film voranschreitet, umso mehr Glaubwürdigkeit büßt er ein. Interessant sind die Themen, die dabei verarbeitet werden, durchaus. Sie wurden aber zu sehr hineingezwängt. Die wichtige Debatte wird zu einem Drauhauftwist, der weder der Sache noch dem Film gerecht wird. Es wird zum Ende hin einfach alles etwas zu viel. Dennoch: Es ist ein bemerkenswertes Debüt, das Duken da abgeliefert hat und zumindest das Versprechen abgibt, dass da noch einiges mehr kommen kann.



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In seinem Regiedebüt geht Ken Duken eigene und ziemlich düstere Wege. Vor allem das Setting und die Besetzung sorgen dafür, dass „Berlin Falling“ über weite Strecken ziemlich spannend geworden ist. Problematisch wird es jedoch später, wenn der Psychothriller mehr sein will und sich vor lauter Ambitionen nicht mehr um die Glaubwürdigkeit kümmert.
6
von 10