Bon Voyage ihr Idioten
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Bon Voyage, ihr Idioten!

(OT: „Ipu – A Farewell To Fools“, Regie: Bogdan Dreyer, 2013)

Bon Voyage ihr Idioten
„Bon Voyage, ihr Idioten!“ erscheint am 23. Juni 2017 auf DVD und Blu-ray

Und dann lag er einfach so da, tot, der deutsche Soldat. Wer ihn ermordet hat, das kann keiner sagen. Klar ist nur, dass ein Schuldiger gefunden werden muss. Und das möglichst schnell, sonst drohen die Deutschen, das komplette rumänische Dorf plattzumachen, das sie während des Zweiten Weltkrieges besetzt halten. Um das zu verhindern, haben sich die klügsten Köpfe des Dorfes – darunter Pfarrer Johanis (Harvey Keitel) und Margherita (Laura Morante) – zusammengeschlossen und suchen fieberhaft nach einer Lösung. Eine Idee hätten sie ja schon: Man könnte doch den Dorftrottel Ipu (Gérard Depardieu) überreden, die Schuld auf sich zu nehmen und so alle anderen zu retten. Der ist angesichts der vielen Versprechungen seiner Mitbewohner auch durchaus interessiert. Nur der 11-jährige Alex (Bogdan Iancu) durchschaut das Spiel und versucht, seinen Freund vor dem falschen Heldentod zu retten.

Einen einzelnen Menschen zu opfern, um vielen das Leben zu retten – das ist immer wieder ein dankbarer Stoff für Filmemacher. Und ein flexibel einzusetzender obendrein. Je nachdem, ob man hier eher auf Spannung setzt oder auf ganz existenzielle Fragen – was macht ein Leben wertvoller als ein anderes? – ist von Thrillern bis zu Dramen alles möglich, Das Belko Experiment machte kürzlich gar einen Splatter-Horror aus dem Ganzen. Bon Voyage, ihr Idioten! wählt nun einen Weg, der auf den ersten Blick nur wenigen als überhaupt begehbar erscheint: den einer Komödie. Kann man über ein solches Thema wirklich lachen?

Ein nicht ganz konsequenter Spaß
Eine eindeutige Antwort hierauf liefert der Film nicht. Ein Grund dafür: der uneinheitliche Ton. Dass sich immer mal wieder auch dramatische Anwandlungen hineinschleichen, das war zu erwarten. Aber auch beim Humor konnte man sich wohl nicht so recht entscheiden, ob es nun die bissig-schwarze Variante sein soll oder doch lieber kleine Albernheiten. Dass die Dorfbewohner Ipu quasi alles denkbare an den Kopf werfen, sogar der Geistliche das Blaue vom Himmel herunterlügt, um sein Leben zu retten, das ist sicher nett. Aber es wiederholt sich zu schnell. Es fehlen im Anschluss tatsächlich neue Elemente. Etwas verwirrend ist zudem, dass weder vom Krieg etwas zu spüren ist, noch auch nur versucht wird, den wahren Schuldigen zu finden. Die Situation, so der Eindruck, ist nur Mittel zum Zweck und wird gleich im Anschluss wieder vergessen.

Erst zum Ende hin zeigt Bon Voyage, ihr Idioten!, wie viel mehr in der Geschichte drin gewesen wäre. Wenn Ipus Forderungen nach Vergütungen nach dem Tod immer größer werden und er einen Beweis noch vor seinem Ableben fordert, dann offenbart sich in den folgenden Szenen sehr schön die komplette Absurdität dieser Farce. Und auch die tragische Note, die der Film hinzugibt, steht dem Ganzen sehr gut. Denn Ipu ist nicht einfach ein Idiot, sondern ein Mensch, der sich danach sehnt, von anderen wahrgenommen und wichtig zu sein.

Trotz der Stars: Dialoge und Figuren enttäuschen
Bis Bon Voyage, ihr Idioten! an diesem Punkt angekommen ist, ist er aber auch fast schon wieder vorbei und hat viel Zeit verschwendet. Verstärkt wird der Eindruck dadurch, dass aufgrund der Geschichte das Setting nur selten geändert wird. So etwas kann gut gehen, Theaterstücke beweisen das immer wieder. Dafür bräuchte es aber interessante Figuren und ausgefeilte Dialoge. Bon Voyage, ihr Idioten! hat nichts davon. Daran können auch die beiden bekannten Hauptdarsteller nichts ändern: Während Depardieu als Depp wohl noch irgendwie seinen Spaß hat und seiner Interpretation von Obelix (Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät) recht nahe kommt, steht Keitel etwas verloren in der Gegend herum. Seine Qualitäten kann der große Schauspieler (Ewige Jugend) kaum zeigen, die Komödie verliert sich trotz einzelner gelungenen Szenen im Mittelmaß.



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„Bon Voyage, ihr Idioten!“ nimmt ein immer wieder dankbares Thema und zwei versierte Schauspielveteranen, nutzt aber beide Stärken kaum aus. Nur hin und wieder mal zeigt die Komödie um einen Dorfdeppen, der geopfert werden soll, Zähne und Potenzial. Die meiste Zeit über passiert zu wenig.
5
von 10