(„The Belko Experiment“ directed by Greg McLean, 2016)
Als sich die Angestellten der Non-Profit-Organisation Belko in Kolumbien auf dem Weg in die Arbeit machen, gehen sie noch von einem Tag wie jedem anderen aus. Doch gleich zu Beginn geschehen lauter Dinge, die etwas seltsam sind. Warum wurden die einheimischen Angestellten alle nach Hause geschickt? Und was hat es mit den schwer bewaffneten Wachleuten auf sich, die draußen ihre Runden drehen? Doch dann kommt es knüppelhart: Das ganze Gebäude wird hermetisch abgeriegelt und eine Stimme aus den Lautsprechern ertönt. Wenn die Angestellten nicht innerhalb einer vorgegebenen Zeit eine bestimmte Anzahl an Mitarbeitern töten, so die Durchsage, werden nach dem Zufallsprinzip doppelt so viele umgebracht. Während Mike Milch (John Gallagher Jr.) diesem Wahnsinn ein Ende bereiten will, machen sich Boss Barry (Tony Goldwyn) und dessen rechte Hand Wendell (John C. McGinley) schon mal an die Arbeit, die potenziellen Opfer auszuwählen.
Es ist das Schicksal von Menschen, die plötzlich ins Rampenlicht geraten, dass auch das vorherige Leben gründlich beleuchtet wird. Siehe James Gunn. Der hatte bereits an einer Reihe von Filmen mitgearbeitet, die eher für ein kleines, spezielles Publikum gedacht waren, bevor er mit Guardians of the Galaxy den Jackpot knackte. Daraufhin wurde ein altes Drehbuch von ihm ausgegraben, das er selbst inzwischen längst vergessen hatte, und doch noch für die große Leinwand adaptiert. Wäre nicht sein Name damit verbunden gewesen, kaum einer hätte sich jedoch wohl für die Geschichte um das mörderische Treiben in einem Bürogebäude interessiert. Denn dafür ist die einfach zu bekannt.
Eine Horrormischung bekannter Kollegen
Normale Menschen, die im Rahmen eines tödlichen Wettkampfes gegeneinander antreten müssen, das hatte im Zuge von Die Tribute von Panem – The Hunger Games eine ganze Zeit lang wieder Hochkonjunktur gehabt. Die Frage, wie weit unbescholtene Bürger in Extremsituationen gehen, die wurde in Das Experiment gestellt. Zu guter Letzt kommt noch die Überlegung à la The Philosophers – Wer überlebt? hinzu – wenn nur eine bestimmte Anzahl an Menschen überleben kann, wie bestimmt man dann diejenigen? Kann ein einzelnes Leben wertvoller und damit schützenswerter sein als ein anderes? Und wenn ja: Wer bestimmt das?
Das sind alles mehr als heikle Fragen, da die Antworten über Extremsituationen hinaus weit in den Alltag hineinstrahlen können. Vielleicht auch deshalb drückt sich Das Belko Experiment am Ende davor. Gestellt werden diese Fragen durchaus, jedoch in Gestalt der Gegenspieler, die so eindimensional sind, dass man sie ohnehin nicht ernstnehmen mag. Das ist dann auch eines der größeren Probleme des Films: die Figuren. Rund 80 davon tummeln sich anfangs noch in dem Gebäude. Dass nicht alle davon einen wirklichen Charakter haben könnten, liegt auf der Hand, schließlich werden die meisten bald drauf eh abgeschlachtet werden. Dass aber selbst die Hauptfiguren nur irgendwelchen Klischees folgen, ist dann aber schon ärgerlich. Wären da nicht die verschrobenen Comic-Relief-Rollen – gespielt von den Guardians-Veteranen Sean Gunn und Michael Rooker –, man könnte sich hier vor Langeweile kaum retten.
Der Tod kennt keine Überraschungen
Aber auch beim Ablauf enttäuscht der Beitrag von den Fantasy Filmfest Nights 2017. Die satirischen Elemente, die bei dem Thema Wettkampf im Büro nun wirklich auf der Hand lagen, werden kaum genutzt. Nur selten passiert auch mal etwas Überraschendes. Etwas, das sich nicht schon in den ersten 15 Minuten ankündigt. Einige Beispiele gibt es schon, wo der Film eine lustvolle Bösartigkeit beweist und zu Hochform aufläuft. Momente, für die sich das Massaker gelohnt hat. Meistens aber begnügt man sich mit zu ernst gemeinten Splattereinlagen. Das ist insgesamt ansehbar, gerade auch für das Zielpublikum, letzten Endes aber weder so lustig noch so spannend, wie Das Belko Experiment hätte sein können.
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