Das Land der Heiligen
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Das Land der Heiligen

(OT: „La Terra Dei Santi“, Regie: Fernando Muraca, 2015)

Das Land der HeiligenEs ist aber auch zu frustrierend: Der Staatsanwältin Vittoria (Valeria Solarino) ist sehr wohl bewusst, wer alles zur Mafia gehört und welche Verbrechen die Männer begehen. Nur beweisen kann sie es nicht. Aber vielleicht funktioniert es ja über einen Umweg? Was wenn sie die Frauen der Mafiosi zu einer Zusammenarbeit überreden kann? Vor allem Assunta (Daniela Marra), die mit einem unlängst inhaftierten Gangster verheiratet ist, bietet sich da an. Denn anders als deren Schwester Caterina (Lorenza Indovina), die Frau des untergetauchten Chefs Alfredo (Tommaso Ragno), ist Assunta nur wenig angetan von dem Gedanken, dass ihr Sohn später selbst zur Mafia gehört.

In Italien ist eigentlich jeder in kriminelle Machenschaften verwickelt, ob er es nun will oder nicht. Diesen Eindruck zumindest übermitteln die Filme, die wir dieses Jahr zu sehen bekommen: Suburra zeigte uns in Hochglanzbildern die Abgründe Roms, später nahm uns Tu nichts Böses mit in einen verkommenen Vorort, wo Verbrechen die einzig verlässliche Lebensgrundlage darstellen. In Das Land der Heiligen ist das ein wenig anders. Zwar haben auch im südlichen Kalabrien Mafiosi die Gesellschaft erfolgreich unterwandert. Es geht hier jedoch nicht um die Verbrecher an sich, sondern die Auswirkungen auf das Umfeld.

Unter der Fuchtel abwesender Männer
Genauer ist Das Land der Heiligen eine durch und durch weibliche Angelegenheit. Die Verbrechen selbst mögen durch die Männer begangen werden, doch halten die sich hier im Hintergrund auf, sitzen im Knast oder haben sich versteckt. Was sie nicht daran hindert, nach wie vor das Leben der Frauen zu überschatten. Alfredo beispielsweise – besonders widerwärtig von Tommaso Ragno (Maria Mafiosi) verkörpert – übt selbst dann Gewalt aus, wenn er nicht zu sehen ist. Was für einen Großteil des Films gilt.

Hilflose Opfer sind die Frauen deshalb nicht unbedingt. Vielmehr nutzt Regisseur und Co-Autor Fernando Muraca die drei Frauenfiguren, um grundsätzliche Unterschiede herauszuarbeiten. Während Vittoria verbissen, beinahe skrupellos gegen das Verbrechen kämpft, nutzt Caterina jede Möglichkeit, um von diesen zu profitieren. Assunta steht nun dazwischen, als Witwe eines vorherigen Gangsters hat sie die Schattenseiten bereits kennengelernt, ist aber zu stark in den Strukturen verfangen, um sich ohne weiteres daraus zu lösen. Die Spannung von Das Land der Heiligen besteht dann auch darin, welche der Seiten sie am Ende überzeugen wird: das Engelchen Vittoria oder das Teufelchen Caterina, die ihr beide unentwegt zuflüstern.

Die Menschen hinter den Verbrechen
Es sind also eher die Menschen, welche Muraca interessieren. Große Actionszenen, Verfolgungsjagden oder Schusswechsel, nichts davon ist hier vorgesehen. Wenn wir doch einmal Zeuge von Gewalt werden, dann dienen diese Momente als reine Katalysatoren, um die Charakterentwicklung voranzutreiben. Damit ist dieser sehr ruhig gestaltete Krimi einem Drama oft näher, als wir es von Mafiageschichten gewohnt sind. Die Welt, die Das Land der Heiligen uns zeigt, sie ist eine sehr traurige. Hoffnungslose. Passend dazu hüllen die Italiener ihre Geschichte in ein dunkles Blau, oft blass auch, so als gäbe es hier keinen Platz für Freude. Das wird nicht jedem gefallen, ist aber doch eine interessante Alternative zu den blei- und testosterongeschwängerten Mafia-Werken, die in dem mörderischen Treiben doch zumindest immer etwas Aufregendes sehen. Aufregend ist Muracas Vision seines Landes nicht. Dann schon eher verzweifelt.



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Die Mafia ist brutal, dreist und überall. Aber was bedeutet das eigentlich für die Frauen? „Das Land der Heiligen“ nimmt drei Frauenfiguren, um einen etwas anderen Blick auf das organisierte Verbrechen zu werfen. Action ist dabei sehr selten angesagt, vielmehr stehen hier die verzweifelten Menschen im Vordergrund.
8
von 10