Die Besucher Sturm auf die Bastille
© Universum Film

Die Besucher – Sturm auf die Bastille

(„Les Visiteurs – La Révolution“ directed by Jean-Marie Poiré, 2016)

Die Besucher Sturm auf die Bastille
„Die Besucher – Sturm auf die Bastille“ ist seit 12. Mai 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Das hatten sich der Ritter Godefroy (Jean Reno) und sein Diener Jacquouille (Christian Clavier) eigentlich etwas anders vorgestellt. Nachdem sie in der Zukunft endlich alles erledigt hatten, wollten die zwei nur noch nach Hause ins gute alte Mittelalter. Stattdessen landen die zwei Zeitreisenden aber etwas unglücklich im Jahr 1793, und damit mitten in der Französischen Revolution. Das ist nicht nur ein unvorhergesehener, sondern auch sehr ungemütlicher Zwischenstopp. Denn dort wütet Jacquouilles Nachkomme gegen alles, was auch nur nach Adel aussieht – und damit gegen Godefroys eigene Nachkommen, die eiligst ihre Burg verlassen müssen. Gemeinsam mit den Flüchtlingen (u.a. Franck Dubosc und Karin Viard) schlägt sich das Duo nun durch das krisengeschüttelte Frankreich und sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, diese unwirtlichen Zeiten wieder zu verlassen.

Wer die französischen Charts verfolgt, könnte eventuell letztes Jahr stutzig geworden sein, als dort auf einmal ein neuer Teil der Reihe Die Besucher auftauchte. Nicht, dass es grundsätzlich überraschend wäre, diese wieder aufleben zu lassen. Der erste Teil lockte seinerzeit immerhin 13,8 Millionen Zuschauer in die französischen Kinos, der Nachfolger brachte es einige Jahre später immerhin noch auf 8 Millionen Zuschauer. Da dessen Ende starke Hinweise auf einen dritten Teil lieferte, war es also eigentlich nur eine Frage der Zeit. Dass es am Ende aber doch stolze 18 Jahre wurden, das hätte wohl niemand erwartet. Da war ein bisschen Skepsis sicher angebracht: Würde heute überhaupt noch jemand die Geschichte der zwei unfreiwilligen Zeitreisenden verfolgen können und wollen? Das Ergebnis zwar zwiespältig: 2 Millionen Zuschauer ist sicher nicht zu verachten, das muss man erst einmal schaffen. Aber von den einstigen Zahlen war man doch ein paar Jahrhunderte entfernt. Und so verwundert es dann auch nicht, dass hierzulande das Wagnis Kinoauswertung lieber vermieden wurde, Sturm auf die Bastille stattdessen direkt auf DVD erscheint.

Eine Zeitreise, die nicht mit der Zeit geht
Ein großer Verlust ist es nicht, den Film nicht auf einer großen Leinwand sehen zu können. Genauer wäre die Welt auch nicht unbedingt ärmer dran, wenn es den dritten Teil nie gegeben hätte. Am Grundprinzip hat sich natürlich wenig geändert: Noch immer streifen Godefroy und Jacquouille durch die Zeit, geraten in eine unglückliche und chaotische Situation nach der anderen, während sie nach Mittel und Wegen suchen, wieder zurückzukommen. Als Blaupause ist das im Grundsatz nicht verkehrt, zumal es diesmal eben die Französische Revolution ist, vor der sich alles abspielt. Und wenn eine Zeit geschichtlich derart bedeutsam ist, dann sollte sich doch auch in humoristischer Hinsicht einiges daraus holen.

Genau das passiert aber nicht. Jean-Marie Poiré, der Regie führte und zusammen mit Christian Clavier auch das Drehbuch schrieb, wollte irgendwie partout nichts einfallen, was man tatsächlich als witzig bezeichnen würde. An Versuchen mangelt es dabei nicht. Und auch nicht an Hartnäckigkeit: Dass Jacquouille ein wenig müffelt, wird beispielsweise schon recht früh festgehalten. Falls man den Witz da verpasst haben sollte, wird er später zur Sicherheit wiederholt. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Wo andere Komödien also versuchen, mit mehreren Gags das Publikum zum Lachen zu bringen, beschränkte man sich hier auf einige wenige, die dafür dann aber mehrfach gebracht werden.

Humor ist, wenn man trotzdem schläft
Wenn die aber von Anfang an nicht sonderlich lustig sind, dann bringt die beste Bockigkeit nichts. Im Gegenteil: Sturm auf die Bastille ist mal anstrengend, dann wieder nur ermüdend. Dass Reno (Léon – Der Profi, Ein Sommer in der Provence) ständig äußerst gelangweilt schaut, wer wollte es ihm verdenken? Sein Compagnon Clavier (Monsieur Claude und seine Töchter, School Camp – Fies gegen mies) zeigt da schon deutlich mehr Einsatz, allein schon weil er in mehreren Rollen auftritt. Aber auch der komödienerprobte Darsteller kann wenig daran ausrichten, dass der Sturm eher ein laues Lüftchen ist. Da zudem die üblichen Kultur-Kontrastprogramme der verschiedenen Zeiten fehlen, die einen Teil des ursprünglichen Witzes ausmachten, ist der dritte Teil ein Wiedersehen, das einem höchstens theoretisch Freude bereitet. Da wurde der altbackene Humor dann doch von der Zeit überrannt, ohne eine Chance, hier noch einmal in die Gegenwart zurückzufinden.



(Anzeige)

Die späte Fortsetzung zu den Zeitreisenden ist ebenso überraschend wie überflüssig. Die amüsanten Aspekte, wenn Leute sich mit Gepflogenheiten einer neuen Ära herumplagen, wurden hier nahezu vollständig abgeschafft. Stattdessen gibt es eine Handvoll altbackener Witze, die bis zum Einschlafen wiederholt werden. Und darüber hinaus.
4
von 10