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Homework

(„Homework“, directed by Annika Pinske, 2016)

KurzFilmTour 2017 Plakat
„Homework“ läuft im Rahmen der Kurz-Film.Tour 2017

Während der 27-jährige Vater (Tim Kalkhof) Liegestütze absolviert, muss die zwölfjährige Tochter (Emma Frieda Brüggler) Englisch-Hausaufgaben machen. Als beide fertig sind, geht er halbnackt wie er ist raus auf die Bühne und tanzt. Auf dem Nachhauseweg vereinbaren sie, der Mutter zu erzählen, dass sie Pizza gegessen und einen Film geschaut hätten.

Ganz so langweilig, wie die Zusammenfassung vermuten lässt, ist Homework zum Glück nicht geraten. Allerdings handelt es sich tatsächlich schlicht um eine Abfolge von Ereignissen, die mit „und dann“ verbunden sind. Wenn er vor der Haustür stehen bleibt und der Tochter hinterherschaut, die in den Aufzug steigt und hochfährt, dann steckt darin ein Hinweis auf eine Geschichte, die es womöglich wert gewesen wäre zu erzählen, der als Payoff nach sieben Minuten aber zu schwach ist. Das Paar lebt also getrennt und die Mutter darf nicht wissen, dass er ein erotischer Tänzer ist oder zumindest seine Tochter daran teilhaben lässt. Okay.

Das Alter der Protagonisten ist nur aus der Beschreibung des Films bekannt: „A young father (27), his twelve year old daughter, one night club, two secrets and a lie that will solve everything.“ Optisch nimmt man es ihnen nicht ab, auch wenn beide gute Performances abliefern. Er sieht jünger aus, sie älter. Deshalb ist die Art der Verwandtschaft nicht glaubwürdig, zumal sie im Film selbst erst gegen Ende aufgedeckt wird. Ob das ein Twist sein sollte und wieso Regisseurin und Drehbuchautorin Annika Pinske nicht einfach ein Geschwisterpaar daraus gemacht hat, mit dem Homework generell genau so gut und in diesem Aspekt besser funktioniert hätte, lässt sich nicht erschließen.

Ein Geheimnis, das keines ist
Über das zweite der „two secrets“ lässt sich auch nur spekulieren. Das erste ist natürlich, dass die Mutter nicht wissen darf, was wirklich geschah. Soll das zweite sein, dass der Club nicht wissen darf, dass das Mädchen hinter den Kulissen dabei war? Homework bietet dafür nur eine äußerst dünne Argumentationsgrundlage. Vielleicht ist die Beschreibung schlicht fehlerhaft. Damit würde sie gut zur inhaltlichen Umsetzung des Films passen.

„Dekliniere folgenden Satz: I love life!“, liest der Vater während seiner sportlichen Aktivität aus dem Schulbuch vor. Untertitelt ist es mit „Conjugate the following sentence“, zurückübersetzt also: „Konjugiere folgenden Satz“. Es ist nicht ganz klar, was hier passiert ist: Hat der Übersetzer nicht gewusst, dass „deklinieren“ auf englisch „to decline“ heißt? Oder hat er gewusst, dass „I love life!“ nicht dekliniert, sondern konjugiert werden muss? „Dekliniere folgenden Satz“ würde jedenfalls in diesem Kontext in keinem Schulbuch stehen. Mit den sprachlichen Ungenauigkeiten geht es weiter, als der Vater während seinen Liegestützen zu der Tochter sagt, sie solle sich auf ihn setzen, woraufhin sie sich auf ihn legt. Gegen Ende patzt dann der Übersetzer, der „Was für ne DVD?“ mit „What kind of DVD?“ übersetzt, obwohl ja nicht nach der Art der DVD gefragt wurde, sondern danach, um welchen Film es sich handelte. Das sind alles Fehler, die mit minimalem Aufwand von vornherein vermeidbar gewesen wären und es entsteht nicht der Eindruck, als wäre hier aufmerksam und mit Hingabe gearbeitet worden. Schlussendlich ist es mehr als fraglich, ob die Zubettgehzeit eines zwölfjährigen Mädchens nicht eher mit der Öffnungszeit eines Nachtclubs übereinstimmt; wie der Vater sie also nach seinem Auftritt nach Hause bringen konnte, wird auch nicht ganz klar.



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"Homework" wirkt wie eine Sequenz aus einem längeren Film statt wie eine eigenständige Geschichte und scheint inhaltlich lieblos hingeklatscht worden zu sein. Eine solide Kameraführung, sympathische Darsteller und das einigermaßen gute Pacing machen den Film aber nicht völlig zur Zeitverschwendung.
4
von 10