(„Pequeños héroes“ directed by Juan Pablo Buscarini, 2017)
In den 1820ern hält ein erbittert geführter Unabhängigkeitskrieg Südamerika in Atem: Auf der einen Seite kämpfen die Royalisten für den Erhalt der drei Vize-Königreiche, die Spanien unterstellt sind. Ihnen gegenüber stehen revolutionäre Truppen, die sich von dem Mutterland lossagen wollen und unter anderem von dem Venezolaner Simón Bolívar geführt werden. Welche der beiden Parteien am Ende siegreich sein wird, ist zu dem Zeitpunkt noch völlig offen, entsprechend eifrig wird nach den kleinsten strategischen und sonstigen Vorteilen gesucht. Einen solchen könnte eine neue, sehr leichte Kanone liefern, die gerade entwickelt wurde und sich im Besitz von Arturos Vater befinden. Als dieser jedoch stirbt, liegt es an dem Jungen und seinen neuen Freunden Pilar und Tico, die Wunderwaffe zu Bolívar zu schaffen und so den Unabhängigkeitskrieg zu unterstützen.
Auch wenn Venezuela derzeit nicht unbedingt die Nachrichten dominiert, was wir von dem südamerikanischen Land hören, sorgt für Betroffenheit: Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen bei den Protesten gegen den Präsidenten, die Staatskrise spitzt sich immer weiter zu, ohne dass ein Ende abzusehen ist. Filmisch ist das Land wie die meisten aus Lateinamerika ohnehin ein Terra Incognita. Allenfalls das Schwulendrama Caracas, eine Liebe wurde hierzulande in den letzten Jahren etwas Aufmerksam zuteil.
Unterwegs während des südamerikanischen Unabhängigkeitskrieges
Nun versucht eine weitere heimische Produktion, sich in der weiten Welt da draußen Gehör zu verschaffen. Dabei sucht sich Little Heroes jedoch ein Thema aus, das wie kein anderes mit dem südamerikanischen Kontinent verbunden ist: die Unabhängigkeitskriege vor rund 200 Jahren, als sich die spanischen Kolonien von ihren Herrschern befreien wollten. Und natürlich darf auch er nicht fehlen: Simón Bolívar, eine der großen Symbolfiguren, „El Liberator“ genannt, der „Befreier“. Dass der eigentlich gar nicht wollte, dass sich mehrere Staaten bilden und er lieber ein geeintes Großreich gehabt hätte, das wird bei der Heldenehrung schnell unter den Teppich gekehrt. So auch hier.
Aber um das Vermitteln nüchterner Tatsachen geht es bei der Produktion von dem venezolanischen Orinoco Films auch gar nicht. Stattdessen wird hier ein typisches Abenteuer für eine jüngere Zielgruppe zusammengebaut, mit Spannung und Emotionen, nur eben vor historischer Kulisse. Die Rollen sind hier klar verteilt: Die Royalisten sind böse, verschlagen, herablassend und unsympathisch, die Widerstandkämpfer wahre Helden voller Mut. Und das gilt dann natürlich auch für die drei Kinder, die etwas unfreiwillig in die Rolle der Revolutionshelfer rutschen. Dabei dürfen sie den Erwachsenen auch zeigen, dass mehr in ihnen steckt – und damit dem jungen Publikum, das sich mit dem Trio identifizieren soll.
Insgesamt bekannt, aber doch ein wenig anders
Sympathisch ist dabei, dass nicht auf Standardelemente wie süße Tiere oder kleine Slapstickeinlagen gesetzt wird, um die Aufmerksamkeit zu behalten. Stattdessen vertraut man auf die Kraft der Geschichte. Zudem mutet Little Heroes den Zuschauern auch ein bisschen mehr zu, als man es gemeinhin von dieser Art Animationsfilm kennt. Richtig explizit wird der Kriegsschrecken natürlich nicht, Themen wie Tod und Sklaverei finden aber durchaus ihren Weg in den Film. Aber natürlich auch Freundschaft und Mut, schließlich soll den jungen Zuschauern auch etwas Schönes mit auf den Weg gegeben werden.
Die Bilder selbst sind es nur zum Teil. Den Vergleich mit Großproduktionen aus den USA sollte man hier besser erst gar nicht ziehen: Ob es die Animationen sind oder auch der Detailreichtum, hier arbeitete man budgetbedingt doch unter völlig anderen Umständen. Zumindest das historische Flair ist den Venezolanern gut gelungen, gerade auch in den Städten. Auch die Musik entpuppt sich als Pluspunkt: Anstatt mit Popliedern alles überlagern zu wollen, versucht man hier, das Geschehen zu unterstützen. Bislang hat sich leider kein deutscher Verleih gefunden, der den Film ins Sortiment aufnehmen möchte. Dafür wird Little Heroes auf dem Festival d’Animation Annecy im Juni 2017 gezeigt.
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