(„Rupan Sansei: Moeyo Zantetsuken“ directed by Masaharu Okuwaki, 1994)
Wenn es darum geht, einen legendären Schatz zu finden, ist der Meisterdieb Lupin III doch immer gern dabei. In diesem Fall sogar noch ein bisschen mehr: Es geht nämlich um eine Drachenstatue, die damals mit dem Untergang der Titanic versank und die sein Großvater selbst hatte stehlen wollen. Als der chinesische Unterweltboss Chin Chin Chou ihm davon erzählt, ist es für Lupin quasi schon Ehrensache, dass er sich der Sache annimmt. Dummerweise ist aber auch sein Mitstreiter Goemon auf der Jagd nach dem Relikt, da es sich um einen alten Familienbesitz handeln soll. Und der soll dorthin zurück, wo er hingehört, nicht in die Hände eines beliebigen Verbrechers. Nicht einmal, wenn er mit diesem befreundet ist.
Tja, so schnell kann es gehen. Da hatte im Jahr zuvor das Lupin-Urgestein Masaaki Ōsumi die beliebte Figur in Voyage to Danger wieder zu den düsteren Anfängen der ersten Serie zurückgeführt, da gab es im Folgewerk die Rolle rückwärts. Nicht, dass es hier an Action, Kämpfen, Verfolgungsjagden und brenzligen Situationen mangeln würde. Von denen gibt es sogar recht viele. Aber man nahm das Ganze bei Dragon of Doom, anders als es der Titel impliziert, wieder mit Humor. Von Goemon einmal abgesehen, für den die Jagd nach dem Familienschatz tödlicher Ernst bedeutet, darf hier praktisch jeder irgendwo seinen Spaß haben.
Tödlicher Ernst und herrlicher Unsinn
Ein bisschen erinnert das TV-Special dabei an die Direct-to-Video-Produktion The Fuma Conspiracy, wo ebenfalls der Samurai-Nachkomme und dessen Geschichte stärker in den Mittelpunkt rückten. Während dort die einzelnen Bestandteile aber stärker aufeinander abgestimmt waren, gibt es hier Kontraste ohne Ende, wenn der humorlose Goemon von Situationen umgeben ist, von denen eine absurder als die andere ist. Den Hang zur lustvollen Übertreibung und abgefahrene Ideen hatten die Macher der diversen Filme, Serien und Specials ja auch schon gehabt. Selten wurde es aber so albern wie hier, wenn beispielsweise Zenigata mit einer absolut bescheuerten Maschine seinen Widersacher einfängt, dieser später in einem ebenso bescheuerten Fahrzeug wieder entkommt – was die ewige Femme fatale Fujiko zu dem Kommentar bewegt, Lupin würde wohl alles dafür tun, damit sie lächerlich aussehen.
Die einst von Monkey Punch erfundenen Manga-Chaoten sind dann auch mal wieder der eigentliche Grund, sich Dragon of Doom einmal anzuschauen. Von Jigen einmal abgesehen, der hier etwas zu kurz kommt, darf jeder der fünf Standardcharaktere Auftritte haben, die den jeweiligen Persönlichkeiten gerecht werden. Und da die nicht immer ganz vereinbar sind, wird natürlich auch hier fleißig gestritten, gekämpft und in den Rücken gefallen, so wie man es von Lupin & Co. nun mal erwartet. Insgesamt macht der Anime aber nicht wirklich mehr als das. Lässt man einmal die schön albernen Einfälle weg, die nicht bei jedem auf Gegenliebe stießen, bleibt mal wieder eine nur durchschnittliche, wenig ambitionierte Geschichte übrig. Ein Geheimnis gibt es zwar rund um die Statue, aber auch dieses sollte man nicht zu ernst nehmen.
Auch optisch alles beim alten
Und so ist das Special insgesamt sehr solide, besser als so manches, das zuvor kam, aber doch nur ein Abenteuer unter vielen. Die ganz großen visuellen Verheißungen sollten man bei der TV-Produktion ohnehin nicht erwarten. Durch die Schauplätze gibt es zwar einiges an Abwechslung, zudem erfreut das Standardstudio Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Detektiv Conan – 1. Film: Der tickende Wolkenkratzer) durch gelegentliche Spielereien. Mit den optischen Vorzügen der Kinofilme kann es Dragon of Doom aber nicht aufnehmen. Fans wissen aber schon, was hier geboten wird, und dürfen dementsprechend zugreifen. Hiesige haben zudem eine der seltenen Möglichkeiten, dies auch auf Deutsch zu tun, da der Anime-Auftritt des Meisterdiebs einer der wenigen ist, der offiziell hierzulande erschienen ist.
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