Magical Mystery
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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

(OT: „Magical Mystery“, Regie: Arne Feldhusen, 2017)

Filmfest Muenchen 2017
„Magical Mystery“ läuft im Rahmen des 25. Filmfests München (22. Juni bis 1. Juli) und ab 31. August 2017 im Kino

Eine Zeit lang ging es Karl Schmidt (Charly Hübner) ja so richtig dreckig: Drogen, Nervenzusammenbruch, das volle Programm. Inzwischen ist er wieder clean, lebt in einer betreuten Wohngemeinschaft für Drogenabhängige in Hamburg und arbeitet in einem Kinderheim. Da trifft er eines Tages auf alte Freunde wieder, die inzwischen ein erfolgreiches Techno-Label leiten und auf große Tournee durch Deutschland gehen wollen. Da wäre Karl als Fahrer doch ideal, schließlich darf der nichts mehr anrühren. Eine Kaffeefahrt wird das jedoch nicht. Denn während er und sein Trupp – darunter Ferdi (Detlev Buck), Raimund (Marc Hosemann) und Rosa (Annika Meier) – durch das Land tingeln, geraten sie immer wieder in verrückte Situationen.

Dass Hollywood immer mal wieder alte Titel ausgräbt, um vielleicht doch noch ein bisschen Geld rauszuquetschen, das haben wir zuletzt schmerzhaft beobachten müssen – siehe Ghostbusters, siehe Blair Witch, sie Die Mumie. Das Ergebnis mag da ärgerlich gewesen sein, zumindest aber war die Idee dahinter nachvollziehen zu gewesen. Das ist bei Magical Mystery ein bisschen schwieriger. 14 Jahre nach Herr Lehmann noch einmal eine Fortsetzung zu drehen, das kam dann doch ein wenig unerwartet. Würde sich das Publikum überhaupt noch an den Film damals erinnern? Hinzu kommen zwei andere kuriose Stolpersteine, die den Anschluss erschweren: 1. Herr Lehmann taucht hier nirgends auf. 2. Karl Schmidt wird nun von Charly Hübner gespielt, der Original-Karl Detlev Buck hat dafür eine andere Rolle übernommen. Da darf man dann schon ein bisschen verwirrt sein.

Bei diesem Blödsinn darf jeder mitmachen
Ein Beinbruch ist das jedoch nicht, da der Film keinerlei Vorkenntnisse erfordert. Außerdem passt das alles wunderbar zu einem Werk, das – gelinde gesagt – recht eigenwillig ist. Zumindest in der Hinsicht ist Verlass: Magical Mystery, das erneut auf einem Buch von Sven Regener basiert, versammelt eine Vielzahl schrulliger bis kaputter Figuren, bei denen man nie ganz sagen kann, ob man sie eigentlich mag und was zum Teufel sie hier tun. „Jeder kann mitmachen, sogar ein Ex-Irrer und ein Meerschweinchen“, heißt es hier an einer Stelle. Und ein bisschen wirkt der Film dann auch so: Wer auch immer gerade vor Ort war, steigt in den Tourbus. Gleich ob er dort was beizutragen hat oder nicht.

Doch das macht eben wieder den Charme aus. Die schnodderige Sprache, die skurrilen Situationen, die Leute, die nirgendwo so richtig hinpassen und oft etwas verwahrlost aussehen –, das ist schon ein sehr eigener Trip. Drogen spielen dabei natürlich eine Rolle, wobei bei den vielen surreal anmutenden Momenten oft die Frage im Raum steht: Haben die jetzt die Drogen genommen oder ich? Vielleicht aber auch beides, schließlich wird im Hintergrund schön „lass und Drogen nehmen und rumfahren“ geträllert. Wird schon alles gut gehen irgendwie. Dafür haben sie ja die Musik und besagte Meerschweinchen. Und einen Tourbus.

Ein Roadtrip ohne Sinn und Zweck, aber sympathisch eigenwilligen Witz
Nein, einen durchgehend roten Faden gibt es dabei nicht. Selbst die Benennung eines Ziels wäre ein wenig schwierig: Magical Mystery ist ein Road Movie, der aus lauter unzusammenhängen Szenen besteht. Willkürlichkeit in Reinform. Das könnte den einen oder anderen Handlungsliebenden zum vorzeigten Ausstieg verleiten. Eine tatsächliche Entwicklung gibt es nicht, dafür aber eine Menge Humor. Man sollte hierbei jedoch keine Gags im Stil der amerikanischen Drauhaufkomödie erwarten, wo jede sich bietende Gelegenheit für eine Zote genutzt wird. Lustig ist dort Nebensache, Hauptsache man hat es versucht. Regisseur Arne Feldhusen (Vorsicht vor Leuten, Stromberg – Der Film) nimmt sich den Luxus, dem Publikum nicht hinterherlaufen zu wollen, sondern Geschichte, den tollen Darstellern und bekloppten Figuren zu vertrauen.

Und allein deshalb schon ist der Film ungemein sympathisch. Es ist eine Wohltat, wie ungezwungen jeder einfach sein Ding durchzieht, ohne ängstlich darauf zu achten, ob da irgendjemand zuschaut. Magical Mystery, das auf dem Filmfest München seine Premiere feiert, und Ende August regulär in den Kinos startet, wirkt in der heutigen Komödienlandschaft wie ein Fremdkörper. Aus der Zeit gefallen. Das liegt sicher auch am Setting: Charts auf aufgedrucktem Papier? Deutsche Technomusik? Hier darf sich jeder zwanzig Jahre zurück in die Vergangenheit versetzt fühlen, ob er es nun will oder nicht. Auf eine Reise gehen, die irgendwie völlig sinnlos ist, einen aber doch fröhlich und doch auch wehmütig werden lässt. Oder um es mit Karls Worten zu sagen: Das ist alles irgendwie großartig. Aber auch großartig blöd.



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Ein psychisch labiler Ex-Junkie geht auf große Technotournee, das kann ja heiter werden! Tatsächlich darf bei „Magical Mystery“ ausgiebig gelacht werden, was vor allem auf die skurrilen Situationen und kaputten Figuren zurückzuführen lässt. Einen roten Faden hat der Roadtrip nicht, auch keine Erkenntnissteigerung. Aber das braucht er auch nicht: Die sonderbare Romanadaption lebt in einer ganz eigenen Welt.
7
von 10