(„Noragami Aragoto“ directed by Kotaro Tamura, 2015)
Na also, geht doch. Anfangs hatte die Zusammenarbeit zwischen Yato, einem ehemaligen Kriegsgott, und seiner treuen Helferwaffe Yukine ja nicht ganz so gut funktioniert. Yato war chronisch erfolglos, pleite und auch in anderer Hinsicht ein ziemlich Versager. Yukine wiederum neigte dazu, ständig irgendetwas auszuhecken. Inzwischen sind die zwei sich aber nähergekommen und harmonieren besser miteinander – im Kampf wie auch außerhalb. Dennoch kündigt sich schon wieder neues Unheil an, als Yukine einen Jungen namens Suzuha begegnet und sich mit ihm anfreundet. Denn der steht im Dienst der Kriegsgöttin Bishamonten, mit der Yato schon seit vielen Jahren verfeindet ist.
Als vor rund anderthalb Jahren Noragami in den deutschen Läden eintrudelte, war die Freude groß, handelte es sich bei der Adaption von Adachitokas gleichnamigen Manga doch um eine der besseren Animeserien der letzten Zeit. Viel Humor, sympathische Figuren, reichlich Action, eine gute Optik, dazu interessante Ausflüge in die japanische Mythologie – Noragami hatte Fans doch einiges zu bieten. Und damit genügend Gründe, der zweiten Staffel entgegenzufiebern. Doch auch wenn die nahtlos an die erste anschließt und sich sogar ambitionierter zeigt, so richtig groß ist die Wiedersehensfreude nicht.
Aus Spaß wurde Ernst … leider
Das größte Problem ist, dass der Humor aus Noragami dieses Mal kaum noch zur Geltung kommt. Ein Gott, der im Jogginganzug durch die Gegend läuft und verzweifelt nach Aufträgen sucht, das war schließlich mal etwas anderes. Wirklich erfolgreich ist Yato dieses Mal zwar auch nicht, aber er wächst doch zu einer ernsthaften, hilfsbereiten, geradezu souveränen Persönlichkeit heran. Das ist auf der einen Seite schon begrüßenswert, schließlich begnügt man sich in Animeserien doch ganz gern mal mit dem Status Quo. Wenn allerdings die Entwicklung eines Charakters damit einhergeht, dass der Spaß ein Ende hat, dann war der Tausch vielleicht doch nicht so gut. Vor allem, wenn das unterhaltsame Umfeld dadurch so wenig zu tun hat wie hier.
Klar, schon bei den ersten zwölf Folgen hatte es dramatische Elemente gegeben, welche die Figuren aus einem anderen Blickwinkel gezeigt haben. Hier wird das Drama aber zum Selbstzweck. Wie so oft hat nun plötzlich fast jeder mit irgendwelchen tragischen Geschichten zu kämpfen, die bösen Figuren sind eigentlich alle gut, während die wirklich bösen Figuren im Hintergrund die Strippen ziehen. Überraschungen bleiben dabei jedoch aus, die Twists werden so weit im voraus angekündigt, dass sie keine mehr sind. Wer den in Animes recht verbreiteten Hang zum übertriebenen Drama teilt, wird das vielleicht als Tiefgang auffassen. Andere dürfen dafür ausgiebig mit den Augen rollen oder angesichts der vielen Klischees herzhaft gähnen.
Unteriridische Monster, wohin das Auge reicht
Ebenfalls zwiespältig ist die Optik geworden. Während das Studio Bones (Blood Blockade Battlefront, Soul Eater) bei den zahlreichen Actionsequenzen durchaus etwas vorzuweisen hat, sind die Hintergründe eher enttäuschend. Es fehlt an manchen Stellen deutlich an Details oder auch interessanten Elementen, der Anime sieht teilweise unangenehm nach Computer aus. Und die Designs der Monster sind im Gegensatz zu denen der Figuren ohnehin wieder unteririsch, sind simple Klöpse oder Schläuche ohne jegliche künstlerische Ambition. Das ist auch deshalb so schade, weil Noragami Aragoto wie schon die Vorgängerstaffel einiges über die japanische Mythologie zu erzählen hat. Dieses Mal ist es sogar noch ein bisschen mehr, da die Welt der Götter nun nicht mehr irgendwo da draußen ist, sondern Yato sehr viel mehr mit seinesgleichen interagiert. Eine interessante Geschichte ist dem folkloristischen Szenario jedoch nicht entsprungen, der zweite Teil der Göttersaga ist nicht mehr als ein brauchbarer Anime. Und davon gibt es eigentlich auch so schon genügend.
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