(„Las aventuras de Tadeo Jones“ directed by Enrique Gato, 2012)
Seit seiner Kindheit schon träumt Tad Stones davon, eines Tages ein großer Archäologe zu werden! Der Alltag als Erwachsener sieht jedoch anders aus: Er verdient sein Geld als einfacher Bauarbeiter. Oder tat es zumindest bis vor Kurzem. Frisch gefeuert besucht er seinen alten Freund, den Professor Humbert, und schlittert kurze Zeit später tatsächlich in ein richtiges Abenteuer hinein. Eine alte Steintafel, die auf einen legendären Inkaschatz verweist, führt ihn in das ferne Peru, wo er die Bekanntschaft der toughen Archäologin Sara macht. Zusammen begeben sie sich auf eine gefahrvolle Reise in den tiefsten Dschungel. Doch die Zeit drängt: Eine Gruppe fieser Ganoven ist ihnen dicht auf den Fersen.
Als vor ziemlich genau einem Jahr Einmal Mond und zurück in die deutschen Kinos kam, war das schon ein kleiner Überraschungshit. Zugegeben, man merkte dem Animationsfilm kaum an, dass er aus Spanien kam, dafür orientierte er sich doch zu sehr an offensichtlichen US-Kollegen. Eine Zuschauerzahl von über 100.000 in Deutschland, das konnte sich bei einem derartigen No-Name-Projekt aber schon sehen lassen. Wobei: Der eine oder andere wird vielleicht schon vorher über dessen Regisseur Enrique Gato gestolpert sein, hatte der doch einige Jahre zuvor schon das ebenfalls unterhaltsame Tad Stones inszeniert.
Ein bisschen Spanien, viel USA
Die Herkunft war aber auch damals schon unerkannt geblieben. Zwar ging es dieses Mal nach Peru, abgesehen davon war Tad Stones jedoch sehr augenscheinlich ein US-Produkt im Geiste. Und im Namen natürlich auch. Im spanischen Original war das Vorbild noch ein wenig offensichtlicher: Dort hieß die Figur Tadeo Jones, in Anlehnung an Indiana Jones. Wohl aus lizenzrechtlichen Befürchtungen wurde daraus im Rest der Welt besagter Tad Stones, allein schon die Mütze war aber zusammen mit dem Berufswunsch ein untrügliches Zeichen dafür, wer hier ursprünglich Pate stand.
Basierend auf einem eigenen Kurzfilm machte Gato hier jedoch eine Parodie eben jenes großen Filmarchäologen draus. Stones mag davon träumen, es dem Helden gleichzutun, bringt aber weder die physischen, noch intellektuellen Eigenschaften dafür mit. Eigentlich stolpert er nur von einem Missgeschick ins nächste, ohne die tatkräftige Unterstützung seines Umfelds wäre der Inkaschatz völlig außer Reichweite für ihn. Dieses macht übrigens einen guten Teil des Charmes von Tad Stones aus. Wie auch bei Einmal Mond und zurück zeigt der Spanier hier ein Händchen für kuriose Nebenfiguren. Sehr schön ist beispielsweise der Papagei geworden, der zwar nicht sprechen kann, durch Pantomime und Schilder aber auch so Mittel und Wege findet, seinen Missmut deutlich zu machen. Und auch der Gehilfe Freddy, der im tiefsten Dschungel noch versucht, sein Sortiment an den Mann zu bringen, ist immer wieder für Lacher gut.
Ausgetretene Pfade im wilden Dschungel
Der ganz große Überflieger ist der Ausflug nach Peru sicher nicht, dafür hält er sich dann doch zu sehr ans Bewährte: Der Ablauf ist immer so, wie man es als nächstes erwartet, auch die große Wendung zum Ende hin dürfte wirklich nur die kleinsten aller Zuschauer überraschen. Spaßig ist Tad Stones dennoch, eine in sich stimmige Mischung aus altmodischer Hommage und ironischer Parodie, charmant und kurzweilig. Und auch bei der Optik gaben sich die Lightbox Animation Studios keine Blöße. Natürlich kann es die spanische Produktion nicht mit Referenzen à la Pixar aufnehmen, dafür fehlt es hier dann doch zu sehr an Erfahrung und finanziellen Mitteln. Für ein Budget von gerade mal 8 Millionen Dollar zauberte man aber schon einiges auf den Bildschirm, da sahen deutlich kostspieligere Varianten aus den USA teils auch nicht besser aus. Die Schauplätze sind abwechslungsreich, die Figuren witzig gestaltet, die Stadtaufnahmen sind schön anzusehen. Und so darf man dann auch gespannt sein, was der Nachfolger so mit sich bringt, der demnächst wie einst Tad Stones auch auf dem Animationsfestival in Annecy seine Premiere feiert.
(Anzeige)