Veloce come il vento
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Veloce Come Il Vento – Giulias großes Rennen

(„Veloce Come Il Vento“ directed by Matteo Rovere, 2016)

Veloce Come Il Vento
„Veloce Come Il Vento“ läuft ab 8. Juni 2017 im Kino

Ein Leben auf der Überholspur sieht nun wirklich anders aus: Da war die 17-jährige Giulia De Martino (Matilda De Angelis) gerade dabei, sich einen Namen als Rennfahrerin zu machen, da wird sie vom Schicksal gleich dreifach ausgebremst. Erst stirbt ihr Vater, während sie gerade auf der Piste ist. Dann droht ihr, das Familienhaus wegen der Schulden aufgeben zu müssen, wenn sie nicht die Meisterschaft gewinnt. Und zu guter Letzt will das Jugendamt ihr auch noch den jüngeren Bruder Nico (Giulio Pugnaghi) wegnehmen. Die einzige Möglichkeit, dieses Unheil noch abzuwenden, ist mit einem anderen verbunden: Ihr älterer Bruder Loris (Stefano Accorsi) steht auf einmal wieder vor der Tür. Der war einst selbst ein großer Rennfahrer gewesen, verfiel dann aber der Drogensucht und hat sich die letzten zehn Jahre nicht blicken lassen.

Willkommen zurück! Nachdem sich das italienische Kino in den letzten Jahren hierzulande etwas rar gemacht hat, fanden 2017 doch wieder eine Reihe interessanter Werke ihren Weg nach Deutschland. Ob es nun der Mafiathriller Suburra war, die Superheldengroteske Sie nannten ihn Jeeg Robot oder das Drogendrama Tu nichts Böses, da waren 2017 schon einige sehenswerte Sachen dabei. Und das gilt auch für Veloce Come Il Vento – Giulias großes Rennen. Hier ist es mal nicht das organisierte Verbrechen, welches im Mittelpunkt steht – auch wenn Drogen und illegale Rennen eine größere Rolle spielen –, sondern eine Familie, die in der Not wieder zusammenfinden muss.

Familiendrama und Underdog-Sportstory in einem
Genauer ist Veloce Come Il Vento, auf Deutsch Schnell wie der Wind, gleich zwei Filme in einem. Da wäre zum einen das Drama um die Familie De Martino, wo wirklich einiges im Argen liegt. Der Vater ist tot, die Mutter vor vielen Jahren abgehauen, der älteste Sohn ist ein arbeitsloser Junkie, der jüngste Sohn spricht nicht, lacht nicht. Viel zu lachen hat dann auch Giulia nicht, die als einzige präsente und verlässliche Person im Familiensaustall alles zusammenhalten darf. Das tut sie auch, mehr oder weniger, die Jugendliche ist eine von vielen Filmprotagonistinnen, die über sich hinauswachsen und älter sein müssen, als sie eigentlich sind. Dabei kommt ihr jedoch häufiger ihr Dickkopf dazwischen, der auch verhindert, dass ihre Figur zu einem langweiligen Gutmenschen verkommt und sie ein paar Ecken und Kanten behalten darf. Zumal Frauen im Rennsport ohnehin eine Ausnahmeerscheinung sind.

Der zweite große Bestandteil des Films sind die Rennen. Indem Regisseur und Co-Autor Matteo Rovere das Familiendrama mit einer Underdog-Sportstory verknüpft, gelingt es ihm ganz gut zu verbergen, dass beide Hälften auf ziemlich abgenutzten Pisten herumfahren. Eigentlich passiert fast nichts in Veloce Come Il Vento, was man nicht schon ein paar Kurven vorher heranrauschen sieht. Verlachte Außenseiter, die es allen zeigen, zerstrittene Familienmitglieder, die wieder zusammenfinden, ein tragisches Ereignis als Auslöser, ein tragisches Ereignis zum Ende hin: Als Zuschauer erlebt man hier eine Achterbahn der Déjà-vus. Bedauerlich ist zudem, dass die Vorgeschichte der Familie kaum ausgearbeitet wurde. Da wird zwar viel mit Anspielungen gearbeitet – Loris betont gern, dass sein Vater nichts alles erzählt hat. Doch wie es nun wirklich war, das verschweigt der Film, trotz einer Laufzeit von rund zwei Stunden bleibt hier (zu) viel im Dunkeln.

Bekannt, aber doch voller Leben
Sehenswert ist Veloce Come Il Vento dennoch. Zum einen baut Rovere in die Geschichte, welche lose auf der von Rennfahrer Carlo Capone basiert, einige humorvollere Szenen ein. Fast immer sind die auf Loris zurückzuführen, ein selbstverliebtes Wrack, das sich nach Anerkennung sehnt, ohne viel dafür tun zu wollen. Ein Mann, der Vorschriften gern mit einer riesigen Zange begegnet, Vorwürfen mit Beleidigungen. Zum anderen profitiert das Drama enorm von der Klasse seiner Darsteller. De Angelis und Roberta Mattei, welche die ebenfalls drogenabhängige Freundin von Loris spielt, waren für den wichtigen italienischen Filmpreis David di Donatello nominiert, Accorsi durfte diesen auch mit nach Hause nehmen. Gemeinsam schaffen sie es, den Figuren so viel (kaputtes) Leben mit auf den Weg zu geben, dass man sie doch ganz gern eine Weile auf diesem begleitet, um sich am Ende ein klein wenig besser zu fühlen, wenn alle Hürden gemeistert wurden und das Glück im Unglück hervorscheint.



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Eine kaputte Familie muss sich zusammenraufen, um entgegen aller Wahrscheinlichkeiten eine Rennmeisterschaft zu gewinnen. Die einzelnen Bestandteile dieser Mischung aus Familiendrama und Underdog-Story sind sicher nicht originell, funktionieren als Kombination aber ganz gut und bekommen durch die Darsteller auch genügend Leben eingehaucht, um über die Klischees hinwegsehen zu können.
7
von 10