Verborgene Schönheit
© Warner Bros

Verborgene Schönheit

(„Collateral Beauty“ directed by David Frankel, 2016)

Verborgene Schoenheit DVD
„Verborgene Schönheit“ ist seit 15. Juni 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Nach dem tragischen Tod seiner Tochter bricht für den erfolgreichen Werbechef Howard Inlet (Will Smith) eine Welt zusammen. Aus dem einst so charmanten und vor Kreativität überschäumenden Optimisten wird über Nacht ein grauer Schatten seiner Selbst. Ganz zur Sorge seiner Kollegen (Kate Winslet, Edward Norton und Michael Peña), die ihren Freund nicht wiedererkennen. Die Zukunft der Agentur steht auf dem Spiel, denn seine Arbeitszeit verbringt er in der erstickenden Einsamkeit seiner Büroräume. Dort baut er oft tagelang an umfangreichen Kunstwerken aus Dominosteinen, nur um nach ihrem Fall wieder von vorne zu beginnen. Zuhause schreibt er in Briefen an die Liebe (Keira Knightley), den Tod (Helen Mirren) und die Zeit (Jacob Latimore) all seinen Schmerz und Leid nieder. Auf der Suche nach einem Grund für seine weitere Existenz erhält er überraschend Antwort und nacheinander begegnet er den Adressaten, deren Mittel und Wege er bislang nicht zu verstehen mochte.

Nach einer einschneidenden Tragödie suchen viele den eigentlichen Sinn des Lebens. In solchen Momenten, wo Familie und Freunde ratlos erscheinen, ist es manchmal eine Begegnung oder ein zufälliges Erlebnis, das allem eine neue Perspektive verleiht. Diese lebensverändernde Erfahrung ist schwer zu beschreiben und noch schwieriger zu verfilmen. Regisseur David Frankel (Wie beim ersten Mal) behilft sich hier der geistigen Heimsuchung einer Weihnachtsgeschichte oder des kürzlich erschienenen Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott und verleiht ihm eine moderne Note mit Twist. Die drei heiligen Geister sind nämlich engagierte Schauspieler, die dem trauernden Howard zuspielen sollen, damit seine Partner genügend Beweise für dessen Unzurechnungsfähigkeit erhalten, um ihm die Entscheidungsmacht zu entziehen und die untergehende Agentur zu verkaufen. Ein schmaler Grad zwischen Freundschaft und Verrat.

Ein Sack voll Stars
Wirft man einen Blick auf das Aufgebot an Prominenz, geht die anfängliche Euphorie mit einer gewissen Skepsis einher. So viel Talent, so wenig Zeit! Bei den knapp 100 Minuten Spielfilmlänge ist es also selbstverständlich, dass jemand auf der Strecke bleiben muss und im schlimmsten Falle gleich mehrere. Können ein Will Smith (Suicide Squad) in seiner depressiven Einsamkeit, eine Helen Mirren (Trumbo) in ihrer kecken Version des Todes und eine Naomie Harris (Moonlight) als Leiterin einer Selbsthilfegruppe durchaus glänzen, bleiben besonders zwei Größen weit hinter den Erwartungen zurück. Was nicht unbedingt an den gespielten Charakteren liegt, sondern am verschenkten Potential der eigentlichen Schauspieler. Es ist von Edward Norton (Birdman) als Whit und Kate Winslet (Steve Jobs) als Claire die Rede, die gleich mehrere Jahrzehnte Leinwanderfahrung auf dem Buckel tragen, nur um hier die gefühlt fünfte und sechste Geige zu spielen. So auch Michael Peña (CHiPs) als Simon, der hingegen aus seinem gewohnten Comedykäfig ausbricht und eine zerbrechliche Seite zeigt, von der man in Zukunft gerne mehr sehen könnte.

Das Herz am rechten Fleck
In seinen Grundfesten stützt sich Verborgene Schönheit auf das tragische Schicksal eines Einzelnen. Im weiteren Verlauf erfährt man mehr über Whit, Claire und Simon, die in ihrem Privatleben mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen haben. Der Vertrauensbruch zu ihrem Freund Howard setzt ihnen stark zu und verleiht der bis dato verständnislosen Darstellung der drei die menschliche Tiefe. Was folgt ist eine scheinbare Parodie der Geisterheimsuchung, bei der die bezahlten Schauspieler ihren repräsentativen Rollen als Liebe, Zeit und Tod ähnlicher sind als gedacht. Die philosophische Frage nach dem „Warum?“ wird von gleich mehreren Seiten beleuchtet und erreicht durch die märchenhafte Erzählung eine würdige Atmosphäre. Das Leben ist eben nicht nur schwarz und weiß, vielmehr sind es die zwischenmenschlichen Nuancen, die den Unterschied machen und den Zuschauer auf das herzzerreißende Finale vorbereiten.



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Ein einfühlsames Drama nach bekanntem Rezept und mit neuen, frischen Zutaten. Das Ergebnis kann sich trotz eines Überschusses an Hollywoodsternchen sehen lassen und überrascht durch sein kontinuierliches Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer.
7
von 10