(OT: „A Goofy Movie“, Regie: Kevin Lima, USA, 1995)
Endlich einmal cool sein, von den anderen Leuten wahrgenommen werden, das wäre der große Traum von Max. Vor allem von seiner hübschen Mitschülerin Roxanne, die bislang keine Notiz von ihm nimmt. Das ändert sich, als Max an der Schule einen Auftritt als Powerline gibt, sein großes Musikidol. Tatsächlich ist Roxanne überaus beeindruckt und stimmt zu, mit Max auf eine Party zu gehen, wo das nächste Konzert von Powerline übertragen wird. Der Schulrektor ist aber weniger amüsiert. Und auch Max’ Papa Goofy ist in Sorge, ob der plötzlich so cool auftretende Sohnemann nicht auf die falsche Bahn gerät. Ein gemeinsamer Familienausflug soll die beiden wieder zusammenbringen – zum Unmut von Max, der nun plötzlich nicht mehr auf die Party kann. Aber vielleicht gibt es ja doch noch eine Möglichkeit, der Geschichte etwas abzugewinnen: Er muss es nur schaffen, mit Goofy auf das besagte Konzert zu gehen. Ohne dass der jedoch etwas davon mitbekommt.
Schon komisch eigentlich. Goofy war eine der ältesten Comicfiguren von Walt Disney – seine ersten Auftritte hatte er 1932 – und sicher auch eine der beliebtesten. Während aber seine beiden Kumpanen Donald und Mickey immer für Höheres bestimmt waren, reichte es bei ihm irgendwie immer nur für die Rolle des Sidekicks. 60 Jahre sollte es dauern, bevor er mit Goofy und Max eine eigene TV-Serie bekam, drei weitere Jahre, bis daraus Der Goofy Film wurde. In einem Alter, wo andere sich bereits zur Ruhe setzten, durfte das undefinierte Bindeglied zwischen Mensch und Hund nun also sein Debüt als Kinostar abgeben.
Weg da, Papa, hier geht’s um mich!
Gewissermaßen. Genau genommen spielt Goofy aber auch hier eher die zweite Geige. Viel wichtiger für den Film ist Max, der als typischer Jugendlicher nach Anerkennung sucht. Und ein bisschen Liebe. Er mag ein bisschen komisch aussehen mit seinen Schlappohren, sein Verhalten ist dafür umso menschlicher. Sich komplett lächerlich zu machen in dem Versuch, andere Leute zu beeindrucken, der unbedingte Wille zur Coolness, das dürfte jeder nachvollziehen können, der als Jugendlicher nicht unbedingt an der Spitze der Schulhierarchie stand.
Allgemein setzt Der Goofy Film viel auf Gefühl und Herz. Schließlich geht es hier nicht nur darum, wie ein Außenseiter sein Mädchen bekommt, sondern auch wie Vater und Sohn im Laufe eines Trips zueinanderfinden. Größere Überraschungen gibt es bei dem von Kevin Lima (Tarzan) inszenierten Streifen nicht. Das Szenario gibt vor, was als nächstes passiert. Das soll nicht bedeuten, dass hier alles völlig normal verläuft. Am Ende ist es doch ein Zeichentrickfilm, da gelten Gesetze der Natur oder Logik nur bedingt. Manchmal ist das Ergebnis relativ lustig, wenn etwas völlig Absurdes passiert. Manchmal ist es auch ein klein wenig anstrengend, wie in typischer Samstagmorgen-Cartoon-Manier Figuren durch die Gegend rennen.
Visuell solide, musikalisch banal
Wie ein solcher sieht Der Goofy Film auch aus. Kein Wunder: Verantwortlich waren nicht die regulären Disney Studios, vielmehr handelt es sich um eine Zusammenarbeit der DisneyToon Studios und Walt Disney Television Animation. Dass hierbei Geld und Zeit eine große Rolle spielten, ist klar, ähnliche visuelle Leckerbissen wie in den Hauptfilmen waren von vornherein ausgeschlossen. Man schlägt sich aber durchaus achtbar, in der Flut der mäßigen Fortsetzungen und Spin-offs, welche wir dem Mäusekonzern zu „verdanken“ haben, ist der Film hier noch einer der besseren. Allerdings muss man sich mit den zahlreichen Popnummern abfinden, die nicht mehr als typische 90er-Jahre-Massenware sind, den Film in die Länge ziehen, ohne dass im Anschluss etwas von ihnen übrigbliebe.
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