Dream Boat
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Dream Boat

(OT: „Dream Boat“, Regie: Tristan Ferland Milewski, Deutschland, 2017)

Dream Boat
„Dream Boat“ läuft ab 13. Juli 2017 im Kino

Kreuzfahrten waren früher einmal sehr exklusive Angelegenheiten. Nur die Reichen und sehr Reichen konnten es sich leisten, an Bord eines Luxusschiffes über die Sieben Meere zu schippern, mal hier, mal dort haltzumachen, das Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen. Inzwischen sind Kreuzfahrten jedoch auch für andere Zielgruppen erschwinglich geworden: Für jeden Anlass, für jeden Geldbeutel, für jeden Geschmack ist irgendwo etwas dabei. Und doch ist das „Dream Boat“ etwas Besonderes. Nicht des Zielhafens wegen, nicht des Schiffes wegen. Es sind die Gäste, die eine Fahrt hier zu einem recht eigenen Erlebnis werden lassen: 3000 schwule Männer sind an Bord. Heterosexuelle Männer oder gar Frauen haben hier nichts zu suchen, man bleibt lieber unter sich.

Das ist ein mindestens außergewöhnliches Szenario, auf das uns Tristan Ferland Milewski (Make Love) in seinem Dokumentarfilm mitnimmt. Eines, das auch viele Fragen aufwirft. Wozu gibt es diese spezielle Kreuzfahrt? Wer hat sie entwickelt? Seit wann gibt es sie? Milewski selbst interessiert sich aber gar nicht dafür. Und auch die grundsätzlichen Überlegungen, ob diese Form der selbst ausgesuchten Ghettoisierung nun etwas Gutes oder Schlechtes ist, überlässt er lieber anderen. Er stürzt sich lieber auf eine wenige Passagiere und folgt ihnen einige Tage lang, während sie in der Sonne liegen, diversen Freizeitaktivitäten nachgehen oder auch mal ernste Themen ansprechen.

Sex ist allgegenwärtig
Aids ist eines dieser Themen. Die Möglichkeiten des Schutzes und der Behandlung sind deutlich besser geworden, trotzdem hält sich das Interesse der Schwulen in Grenzen. Wenn es hart auf hart kommt, dann ist dann doch der Sex erst mal wichtiger als alles andere. So zumindest die Aussage. Und es ist eine, der man nach Dream Boat kaum widersprechen möchte. Wenn die Passagiere sich nicht gerade in Frauenfummel werfen oder in grotesken Kostümen über das Deck laufen, dann lautet das Motto: Weniger ist mehr. Knappe Badehosen ist der Standard, manche Gäste zeigen noch ein bisschen mehr. Anderen in den Schritt zu greifen, das ist auf Deck Normalität, ebenso die Frage, mit vielen Leuten man unterwegs bereits geschlafen hat.

Wenn der Pole Marek sich sorgt, dass andere nur an seinem Körper interessiert sein könnten, dann ist es nahezu unmöglich, über diese Mischung aus Weltfremdheit und Selbsttäuschung nicht zu lachen. Andererseits hat das Dream Boat ohnehin eine losgelöste, traumartige Atmosphäre. Hier dürfen die Männer einige Tage lang die Realität verlassen, munter drauflosfeiern, sich ihren Fantasien hingeben, einfach mal jemand anderes sein. Dazu gibt es wunderbare Aufnahmen von der offenen See, die ganze Szenerie wirkt wie ein Trip. Eine Welt, die man sich selbst erschaffen hat, um mit der da draußen nichts zu tun zu haben.

Kurze Blicke hinter die schöne Fassade
Interessant wird es, wenn Milewski ein bisschen hinter diese schöne Fassade schaut und seine Interviewpartner über ihre Wünsche, Sorgen und Hoffnungen sprechen. Oder auch vom eigenen Leid, seit dem 28. Lebensjahr in einem Rollstuhl sitzen zu müssen. Diese kleinen Schatten bleiben aber nie lange: Dream Boat hat selbst zu viel Gefallen an der Schönheit gefunden, um sich die Partylaune verderben zu lassen. Und so werden alle Interviewpartner anschließend wieder in eine rosarote Welt entlassen, in der am Ende doch alles gut ausgeht. Jeder ist nett zu dir, akzeptiert dich, wie du bist, egal ob nun in Frankreich oder Dubai. Das ist irgendwo natürlich schon nett, zumal auch Themen wie Einsamkeit, Unterdrückung oder die Angst vor dem Alter angesprochen werden. Wirklich damit auseinandersetzen wollte man sich dann aber doch nicht, dafür war die Zeit zu knapp. Schließlich wartet da schon die nächste Party, die nächste Kreuzfahrt.



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„Dream Boat“ nimmt uns mit auf eine schwule Kreuzfahrt, interessiert sich aber mehr für einzelne Gäste als das große Ganze. Das geht teilweise mit interessanten Blicken hinter die schöne Fassade einher. Wirklich kritisch damit auseinandersetzen will sich der Dokumentarfilm aber doch nicht, die ernsten Themen werden schnell zugunsten von Wohlfühltrips wieder aufgegeben.