Katze mit Hut
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(„Katze mit Hut“, Regie: Sepp Strubel, Deutschland, 1982)

Katze mit Hut
„Katze mit Hut“ ist seit 23. Juni 2017 auf DVD erhältlich

Eigentlich war ja Hamburg das erklärte Ziel der Katze mit Hut gewesen. Aber wie es der Zufall so viel landete sie stattdessen in dem beschaulichen Ort Stackeln an der Kruke. Ein bisschen ärgerlich ist das, aber die Katze wusste ja schon immer, wie sie das Beste aus einer Situation herausholt. Während sie nun durch das Dorf schlendert, trifft sie auf ein Haus in der Backpflaumenallee, in das sie sich auf Anhieb verliebt. Der grummelige Besitzer Maulwitsch wollte dieses eigentlich längst abreißen, lässt sich aber doch dazu überreden, es der Katze zu überlassen – zu einem Spottpreis auch noch! Und sie bleibt nicht die einzige, welche die Vorzüge der Adresse erkennt: Nach und nach gesellen sich immer weitere Mitbewohner dazu, die für einen ziemlich chaotischen Alltag sorgen.

Eines musste man der Augsburger Puppenkiste ja lassen: Es war beeindruckend, wie viele Kinderbücher sie so auftrieben und sich zu eigen machten. Einige der Vorlagen sind natürlich immer noch Klassiker wie Eine Woche voller Samstage oder Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Andere sind heute eher etwas in Vergessenheit geraten. Katze mit Hut ist so ein Fall. 1980 vom Autorenehepaar Simon und Desi Ruge geschrieben, entstand zwei Jahre später bereits die Adaption fürs Fernsehen. Ältere Zuschauer werden bei den Erinnerungen an die komischen Vorkommnisse in der Backpflaumenallee 17 womöglich von Nostalgie bewegte Tränen in den Augen haben. Heutige Kinder werden die Geschichte jedoch wohl eher nicht kennen, zumal das Buch auch nur noch antiquarisch zu bekommen ist.

Dabei hat Katze mit Hut unbestreitbar Charme. Dass der Titelfigur kein eigener Name vergönnt ist, macht ihr nicht viel aus, Persönlichkeit hat sie trotzdem mehr als genug. Mit Witz und gutem Zureden schafft sie es, Maulwitsch jedes Mal doch herumzukriegen – vor allem beim Running Gag, wenn er mal wieder seine Miete nicht bekommt. Ergänzt wird die vornehme Katze durch eine Reihe kurioser Figuren, von einem lichtscheuen Hundertfüßler bis zu einem rauchenden Hund. Man könnte meinen, dass es den Ruges vor allem darauf ankam, das Haus so schnell wie möglich mit möglichst vielen Exzentrikern zu füllen.

Altmodischer Charme und liebevolle Einrichtung
Das macht anfangs durchaus Spaß, zumal Regisseur Sepp Strubel (Kater Mikesch, Schlupp vom grünen Stern) und seine Puppenmeister das Material wie immer sehr liebevoll umgesetzt haben. Dass die Fäden der Marionetten so deutlich zu sehen sind, war natürlich nicht im Sinne der Erfinder – da macht den Augsburgern die heutige hohe Auflösung einen Strich durch die Rechnung. Aber auch wenn das alles nicht mehr so ganz zeitgemäß ist, so gefällt doch gerade die schöne Einrichtung des Hauses. Immer wieder halten wir uns in denselben Bereichen auf, etwa dem Garten oder dem Dachboden. Es sind aber so viele Details dort zu finden, dass einem dennoch nicht so schnell langweilig wird.

Was der Serie jedoch abgeht, ist ein roter Faden. Die vier Episoden zeigen – abgesehen von der zunehmenden Anzahl an Hausbewohnern – keine echte Entwicklung. Es gehen ihnen mit der Zeit auch die Ideen aus, am Ende wiederholen sich die Ereignisse zu sehr. Trotzdem ist Katze mit Hut nach wie vor eine nette Produktion für Kinder und Junggebliebene. Der Beweis, dass Humor für ein jüngeres Publikum nicht automatisch hektischer Slapstick bedeuten muss, sondern gern auch mal ein bisschen skurriler sein darf.



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Wenn erst eine Katze und später eine Reihe weiterer skurriler Figuren ein Haus besetzen, dann ist das ein Beispiel, dass Humor für Kinder auch etwas anders sein darf. Allerdings fehlt dem liebevoll aufgemachten „Katze mit Hut“ mit der Zeit die Abwechslung, eine Vorliebe für altmodische Puppengeschichten wird ohnehin vorausgesetzt.
6
von 10