Lupin III Dead or Alive
© Monkey Punch • TMS

(OT: „Lupin III: Dead or Alive“, Regie: Monkey Punch, Japan, 1996)

Lupin III Dead or AliveEine ganze Insel voller Schätze, welcher Dieb von Welt kann dazu schon Nein sagen? Und so machen sich Lupin III und seine treuen Mitstreiter Jigen und Goemon auf den Weg nach Zufu. Aber selbst für das erfahrene Verbrechertrio ist der Sicherheitsmechanismus eine Nummer zu groß. Und eine Spur zu tödlich. Eine Hoffnung gibt es jedoch: Einem Gerücht zufolge soll Emeralda, die Tochter des während eines Umsturzes getöteten Königs, den Schlüssel zum Schatz besitzen. Klar, dass Lupin der Sache nachgehen muss. Dummerweise spielt jemand aber nicht nur in der Hinsicht ein ganz falsches Spiel. Und dann wäre noch sein ewiger Gegenspieler Inspektor Zenigata, der den Ausflug nach Zufu nutzen will, um eine alte Rechnung zu begleichen.

Einem alten Hund kann man keine neuen Tricks mehr beibringen, so heißt es. Und im Anime-/Manga-Bereich ist kaum ein Hund älter als Lupin III. Als Dead or Alive 1996 erschien, ging der zugrundeliegende Manga auf die 30 zu, der erste Fernsehauftritt lag bereits 25 Jahre zurück. Diverse Kinofilme, zwei weitere Serien plus sieben TV-Specials waren seither erschienen. Da die Unterschiede sich weitestgehend im Grenzen hielten, gab es bei einer neuen Adaption wenig Gründe, etwas tatsächlich Neues zu erwarten. Und doch, eine Sache war beim 6. Leinwandabenteuer anders: Niemand Geringeres als Monkey Punch selbst, der Mann hinter den Mangas, führte hier Regie – zum ersten und letzten Mal.

Finstere Aussichten für einen Komik-Star
Wer sich ein bisschen mit Lupin auskennt, der weiß, dass das Manga-Urgestein ursprünglich eine deutlich düsterere und brutalere Vision für seinen Dieb hatte, bevor Hayao Miyazaki und Isao Takahata – die Gründer von Studio Ghibli – ihm ihren familienfreundlichen Stempel aufdrückten. Ein Wunder ist es daher nicht, wenn auch der Film des Altmeisters in eine andere Richtung geht als die meisten anderen Veröffentlichungen. Teilweise zumindest. Während beispielsweise die englische Synchronisation deutlich mehr Humor ins Script brachte, ist das japanische Original recht ernst gehalten.

Das soll nicht heißen, dass man nicht auch hier einen Hang zum Komischen hätte. Einiges ist schon recht absurd, allen voran die obligatorischen Verfolgungsjagden. Und auch die Mittel und Wege, Diebe von der Insel fernzuhalten, sind gelinde gesagt kurios. Gleichzeitig werden hier Figuren aber auf eine überraschend blutige Weise beseitigt. Einige Nebenfiguren sind mit tragischen Schicksalen behaftet. Und selbst Zenigata, normalerweise als ewig erfolgloser Inspektor der Trottel vom Dienst, tritt dieses Mal erstaunlich kompetent auf. Nicht nur, dass er Lupin selbst viel näherkommt als in den meisten anderen Filmen, er nimmt es sogar erfolgreich mit weiteren Gegnern auf.

Bekannte Elemente, wendungsreich umgesetzt
Die Geschichte selbst ist etwas zwiespältig. Während einige Elemente wie die Jagd auf Schätze und besagte Verfolgungsjagden zum Inventar gehören, setzt Dead or Alive wie nur wenige Lupin-Film auf Wendungen. So oft entpuppt sich etwas oder jemand als etwas anderes – Verkleidungen haben ebenfalls Tradition beim Meisterdieb –, dass einem da schon mal der Kopf schwirren kann. Nicht immer ist das geglückt, manchmal verkommen diese Täuschungen zu einem reinen Selbstzweck. Absolut überzeugend ist hingegen die Optik. Dass die Kinofilme mehr Budget haben als die jährlichen TV-Specials, liegt in der Natur der Dinge. Vergleichbar verwöhnt hat einen das Stammstudio Tôkyô Movie Shinsha (Akira, Detektiv Conan: Der tickende Wolkenkratzer) aber schon lange nicht mehr – vor allem die detailverliebten Hintergründe sind eine Klasse für sich. Allein deshalb schon ist der Anime einer der sehenswertesten in der langen Geschichte des Halunken, auch wenn Das Schloss von Cagliostro die Balance aus Action, Abenteuer und Humor doch noch besser hinbekam.



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„Dead or Alive“ ist teilweise ein typischer Film mit Lupin III, ist aber ernster, als man es von den meisten Auftritten gewohnt ist. Aber auch die wendungsreiche Geschichte und die sehr sehenswerte Optik sorgen dafür, dass der sechste Kinofilm eine der besten Adaptionen des Dauerbrenners ist.
7
von 10