(OT: „Rupan Sansei: Kutabare! Nostradamus“, Regie: Shunya Itō, Takeshi Shirato, 1995)
Für einen Moment sah es so aus, als hätten sie es endlich einmal geschafft. 1,5 Millionen Dollar soll der Diamant wert sein, den Lupin III und Jigen ergaunert haben, ein stattliches Sümmchen also. Dumm nur, dass sie den Klunker in einer Puppe versteckt haben, die im Flugzeug von dem vorlauten Mädchen Julia gemopst wird. Die wiederum wird von irgendwelchen fremden Männern entführt. Warum auch nicht? Schließlich ist sie die Tochter eines Mannes, der für das Amt des US-Präsidenten kandidieren will. Was die Entführer offensichtlich verhindern wollen. Und was will Fujiko, die zeitgleich im Flugzeug war? Nicht weniger als 50 Millionen Dollar. Denn so viel ist da wohl irgendwie zu holen, wenn es nach der leidenschaftlichen Diebin geht.
Eine Zeit lang sah es ja so aus, als müssten wir uns dauerhaft von Kinoauftritten von Lupin III verabschieden. Während die Kultfigur aus der Feder von Monkey Punch jährlich ein neues TV-Special im Diebesbeutel dabei hatte, hieß es nach Legend of the Gold of Babylon ganze zehn Jahre warten, bis er auch mal wieder die große Leinwand betrat. Da durfte man schon ein bisschen was fürs Comeback erwarten, gerade auch weil die Specials doch sehr formelhaft waren und frischen Wind gut vertragen konnten.
Farewell to Nostradamus ist das zu einem gewissen Grad natürlich auch. Die Mischung aus Action, Raubzügen und Humor, die ist so fest in der DNA der Reihe verwurzelt, dass sich keiner wirklich davon entfernen wollte. Die üblichen Figuren sind selbstredend auch wieder dabei, geraten aneinander, helfen sich, bekämpfen sich. Wie es eben gerade passt. Vor allem Fujiko, deren Loyalität in erster Linie dem eigenen Bankkonto gilt, ist immer für etwas Unruhe zu haben. Bei ihr weiß man nie, wann sie Lupin als nächstes in den Rücken fällt. Während gerade die Interaktion zwischen den beiden gefällt, sind die anderen Figuren etwas vernachlässigt worden. Das trifft vor allem auf Goemon zu, der wie immer dabei ist, ohne dass man genau wüsste wieso, weshalb und warum.
Durchdacht ist anders
Das ist jedoch ein Problem, das den Film als Ganzes plagt. Irgendwie schien hier niemand ernsthaft darüber nachdenken zu wollen, aus welchen Gründen etwas passiert. Oder was überhaupt passiert. Das macht auf der einen Seite den Reiz von Farewell to Nostradamus aus: Der Anime ist so absurd und willkürlich, dass man nie sagen kann, was als nächstes geschehen wird – ohne dass man wie in The Mystery of Mamo vollkommen die Realität verlässt. Oftmals ist die Geschichte dadurch aber auch unbefriedigend. Da bricht Lupin aus der Gefangenschaft aus, wir erfahren aber nicht, wie er das getan hat. Sein Onkel spielt eine wichtige Rolle, obwohl Lupin ihn gar nicht kennt. Und was genau die Nostradamus-Sekte mit dem Buch anfangen will, wird auch nie verraten.
Dabei wäre es gar nicht mal so schwer gewesen, aus der Geschichte mehr zu machen. Immer wieder liegt die Auflösung auf der Zunge, die verschiedenen Handlungsstränge schreien geradezu danach zusammenzufinden. Nur um es dann doch nicht zu tun. Das ist schon recht schade, denn zusammen mit der – im Vergleich zu den Specials – verbesserten Optik aus dem Hause Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Detektiv Conan: Der tickende Wolkenkratzer) macht Farewell to Nostradamus durchaus Laune. Viel Chaos, viel Action, viel Blödsinn, viele Figuren – da sagt man nicht nein. Am Ende ist der auch auf Deutsch erhältliche Film aber dennoch nur grundsolide. Ein willkommenes, aber nicht herausragendes Wiedersehen mit einem Dauerverbrecher.
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