Lupin III The Secret of Twilight Gemini

Lupin III – Der Diamant der Dämmerung

(„Lupin III: Towairaito Jemini no himitsu“, Regie: Gisaburō Sugii, Japan, 1996)

Lupin III The Secret of Twilight GeminiEigentlich ist Lupin III ja nicht der Mann für halbe Sachen. Hier macht er dann aber doch mal gern eine Ausnahme: Wenn er die andere Hälfte des Diamanten findet, die ihm sein alter Verbrecherkollege Don Dolune hinterlassen hat, würden sich ihm die Tore zu einem unglaublichen Schatz öffnen. Das lässt sich ein passionierter Dieb wie er natürlich nicht zweimal sagen. Und so packt Lupin seine Siebensachen und seinen üblichen Helfershelfer Jigen und macht sich auf ins ferne Marokko! Gemütliche Schatzsuche ist aber nicht: eine Gruppe von Assassinen macht Jagd auf ihn, Rebellen kämpfen für die Unabhängigkeit und der unermüdliche Inspektor Zenigata lässt sich ohnehin keine Gelegenheit durch die Lappen gehen, seinen Widersacher dingfest zu machen.

Mitte der 1990er war eine recht gute Zeit für Fans von Lupin III: Nach einer Reihe von austauschbaren TV-Specials kamen in kurzer Folge zwei Filme heraus, welche die unterschiedlichen Seiten des Kultdiebes zur Geltung brachten. Erst stand mit The Pursuit of Harimao’s Treasure ein Abenteuer auf dem Programm, dem kein Einfall zu absurd war. Dann durfte uns der visuell beeindruckende Kinofilm Dead or Alive daran erinnern, dass es beim Blödeldieb auch sehr ernst zugehen kann – dank Originalautor Monkey Punch, der seine Mangafigur erstmals auch als Regisseur in Szene setzte.

Zurück zum Bewährten

Aber schon wenige Monate später war wieder business as usual angesagt. Zwar nahm bei Der Diamant der Dämmerung Veteran Gisaburō Sugii erstmals bei der langjährigen Reihe auf dem Regiestuhl Platz. Und der hatte zuvor bei Tom, Crosby und die Mäusebrigade und Night on the Galactic Railroad bewiesen, dass er aus bekannten Vorlagen fantasievolle Filme zaubern kann. Hier ist von diesem Talent jedoch nur wenig zu spüren, der Lupin-Anime hebt sich nur marginal von den vielen andren ab, die im Laufe der Zeit produziert wurden.

Natürlich, ein paar Punkte gehören zu einem Lupin-Abenteuer einfach dazu. Die Suche nach großen Schätzen natürlich. Wilde Verfolgungsjagden. Seltsame Gegner. Fujiko, die jeden Zentimeter ihres Körpers einsetzt, um ans Ziel zu kommen. Zenigata, der trotz großer Bemühungen nie am Ziel ankommt. Alles schön und gut, gern gesehen, wohlig vertraut und mit einem gewissen Mindestmaß an Unterhaltungsfaktor ausgestattet. Um aus der Vielzahl an Produktionen herauszustechen, reicht es jedoch nicht, einfach nur diese Punkte pflichtbewusst abzuarbeiten. Ein bisschen mehr Mut zur Abweichung hätte der Reihe insgesamt gutgetan, The Secret of Twilight Gemini ebenso. Dass Fujiko hier mal wieder nackt zu sehen ist und einer der Assassine offensichtlich weniger für weibliche Reize zu haben ist, gehört da schon zu den ungewohnteren Elementen. Und selbst das hat man bereits des Öfteren gesehen.

Vorsprung dank Exotik

Was dem Film aber ungemein hilft, ist sein frisches Setting. Für Lupin war ja noch nie eine Reise zu weit, wenn am Ende ein kleiner Topf aus Gold auf ihn wartet. Oder in dem Fall einer, der mit Diamanten gefüllt ist. Bei The Secret of Twilight Gemini ist es nun Marokko, das zum Schauplatz einer groß angelegten Schatzsuche wird. Und es ist dann schon recht stimmungsvoll, was das Standardstudio Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Little Nemo – Abenteuer im Schlummerland) aus dem Szenario herausgeholt hat. Die technische Brillanz mancher Kinoauftritte hat der TV-Bruder sicher nicht, gehört innerhalb der Specials aber zu den hübscheren Auftritten. Vor allem die Hintergründe machen einiges her, sei es nun in der Stadt oder in der Wüste. Solide ist der 8. TV-Film damit also schon, hat zudem den Vorteil, als einer der wenigen auf Deutsch erhältlich zu sein – sofern man noch eine der antiquarisch verkauften DVDs auftreibt.



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Zwei Diamantenhälften und der ganz ganz große Schatz: Es ist schon ein recht traditionelles Abenteuer, welches Lupin III hier absolviert. „The Secret of Twilight Gemini“ profitiert bei aller inhaltlichen Gleichgültigkeit vor allem von dem exotischen Flair, welches das marokkanische Setting bietet. Das ist nicht viel, reicht aber zusammen mit den bewährten Elementen für einen insgesamt soliden Teil.
6
von 10